Als wärs der letzte Tag…

Unsere menschliche Fähigkeit vorauszudenken, ist Segen und Fluch zugleich. Fluch deshalb, weil wir bei unserer Rede und unserem Tun stets schon die vermeintlichen Folgen im Auge haben: Was wird X von mir denken? Ich kann das doch Y nicht sagen, es würde ihn verletzen! Vor allem befürchten wir, bewusst oder unbewusst, nicht mehr akzeptiert, geschätzt, geliebt zu werden. Deshalb handeln wir nicht, wie wir gerne möchten, zeigen uns nicht, wie wir wirklich sind. Und leiden darunter. Wir sind blockiert, gehemmt, schüchtern, nicht spontan, sondern kontrolliert…

Auf dieser Website wird immer wieder auf Verhaltensweisen hingewiesen, die auf unseren Mangel an Selbstliebe, Selbstwertgefühl, Selbstvertrauen, Selbstsicherheit deuten, und es werden Erkenntnisse vermittelt und Anregungen gegeben. Erkenntnis ist wohl der erste Schritt zur Heilung, doch wollen wir unser Verhalten tatsächlich ändern, gibt es keinen anderen Weg, als es zu tun! Theoretisches Wissen allein nützt nichts; im Alltag müssen wir über unseren eigenen Schatten springen – diesen Schatten der Angst, der uns daran hindert, zutiefst glücklich zu sein. Es wenigstens einmal versuchen, einmal den Mut haben, einmal das Risiko eingehen, dass jemand sauer auf uns ist…

Besässen wir nicht die Fähigkeit, vermeintliche zukünftige Konsequenzen gedanklich vorwegzunehmen, fiele uns das wesentlich leichter!
Versucht doch einmal an einem Morgen euch vorzustellen: „Heute ist der letzte Tag – morgen geht die Welt unter.“ Lebt einen Tag lang, als gäbe es kein „Morgen“. Würdet ihr euch da nicht noch etwas gönnen, euch selbst etwas zuliebe tun? Einmal alles sagen, was euch auf die Zungespitze kommt – was ihr sonst herunterschluckt, weil „man das nicht sagen kann“. Euch so verhalten, wie ihr es gerne möchtet – ohne Rücksicht zu nehmen, was „die Leute denken oder sagen“. Eure Maske ablegen und euch zeigen, wie ihr wirklich seid, mit euren Stärken und Schwächen, Freude und Leid…

Es ist wirklich ein Versuch wert, einen Tag lang so zu leben, als gäbe es weder für euch noch für eure Mitmenschen einen weiteren! Bringt diesen Mut auf, springt einen Tag lang über euren Schatten – ihr werdet staunen, wie gut ihr euch dabei fühlt, und wie wenig von den Konsequenzen, die ihr für gewöhnlich befürchtet, tatsächlich eintreten! Und dann versucht ihr es am nächsten Tag noch einmal…

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Verletzt werden und verletzen

Unsere Angst, Mitmenschen durch unsere Worte oder Taten zu verletzen, ist meistens recht gross – und entsprechend gross unsere Vorsicht, wie wir uns ausdrücken und handeln. Dabei schlucken wir manchmal etwas hinunter, was uns auf der Zungenspitze liegt, halten unsere Spontaneität unter Kontrolle: Wir sind nicht wirklich wir selbst. Über die Gründe, warum wir niemanden verletzen wollen, habe ich in meinem Beitrag „Lieben und verletzen“ geschrieben.
Heute stelle ich die Frage: Wer wird eigentlich verletzt, wer fühlt sich verletzt? Sind wir denn nicht alle unverwundbare Seelen?
In der Tat: Bin ich gänzlich in mir geborgen, liebe und wertschätze mich selbst – wer oder was könnte mich dann verletzen? Diese Verletzung, die ich als solche empfinde, betrifft immer eine Seite in mir, die (noch) nicht stark genug ist – verwundbar ist. Man sagt ja auch: verletzter Stolz, verletzte Eitelkeit, verletzte Selbstliebe, verletzte Würde…
Machen wir uns in solchen Situationen stets klar, dass nicht ich verletzt bin, sondern nur ein Teil in mir, der noch lernen muss, sich nicht verletzen zu lassen; sehen wir all diese Situationen als Chance zu lernen, zu erstarken.

Die folgenden Betrachtungen können uns zur Erkenntnis verhelfen, warum wir uns nie verletzt fühlen sollten, egal was jemand sagt oder tut – sei es aus Unwissenheit oder Bosheit.
Die Verhaltensweisen anderer Menschen uns gegenüber nehmen wir stets persönlich, wir fühlen uns herabgewürdigt, gedemütigt, angegriffen, verletzt.
Das Geheimnis, uns vom Verhalten anderer nicht treffen zu lassen, liegt darin, es nicht als persönlich, also nicht auf uns gerichtet, zu betrachten. Was der andere auch sagt und tut: Es entspringt dem grossen „Topf“, in dem die bewussten und unbewussten Erlebnisse, Erfahrungen und sich daraus ergebenden Wertvorstellungen und Handlungsmuster seines ganzen bisherigen Lebens gespeichert sind – und damit haben wir nichts, aber auch gar nichts zu tun! Deshalb ist sein Verhalten nicht auf uns persönlich abgezielt, sondern stellt lediglich eine Ausprägung seines Wesens dar, und wir sind nichts weiter als ein x-beliebiges Objekt, das sich gerade in der „Schusslinie“ befindet – wieso uns also getroffen fühlen und mit negativen Emotionen reagieren?
Was nicht heisst, dass wir den anderen nicht auf sein (unseres Erachtens) „falsches“ Verhalten hinweisen dürfen und sollen, im Gegenteil: Es ist unser Recht und unsere Pflicht – aber ohne uns dabei verletzt zu fühlen.

Wir sollten uns ferner bewusst werden, dass es sich in solchen Situationen um zwei verschiedene Dinge handelt: Wie ein anderer sich verhält, ist die eine Seite, und diese liegt in seiner Verantwortung, das heisst, er muss dafür vor sich selbst (nicht vor uns!) gerade stehen. Wie wir empfinden, ist eine ganz andere Sache und liegt allein in unserer Macht – das heisst, wir dürfen nicht einen anderen dafür verantwortlich machen, wie wir uns fühlen und reagieren.

Nun drehen wir den Spiess um. Wenn ich mich selbst bin, mich also so verhalte, wie ich es in mir spüre, und ein anderer fühlt sich dadurch verletzt: Ich bin für meine Taten mir selbst gegenüber verantwortlich, aber nicht dafür, wie ein anderer empfindet! Und ich habe das Recht, ja die Pflicht, mich selbst zu sein. Nur daraus kann ich nämlich lernen und mich innerlich entwickeln, nur dann neue Erkenntnisse gewinnen, wenn ich mich traue, spontan zu leben und aus den gemachten Erfahrungen zu lernen. Wenn ich ständig bloss eine Rolle spiele, hinter einer Maske (siehe Beitrag „Die schwere Maske“), bleibe ich in dieser Rolle gefangen und das wahre Leben zieht ungelebt an mir vorbei.

Habt den Mut, euch selbst zu leben – was kann euch schon passieren? Versucht es einfach! Selbst wenn einmal jemand auf euch böse ist, sich verletzt fühlt: Denkt immer daran, dass es nur sein verletztes Ego ist, und dass er dank eurer Offenheit wachsen und erstarken kann.

Zum Thema „Verletzungen“ findet ihr auch einen Beitrag hier.

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Die Geschichte der verschiedenen Talente

Jesus erzählte die Parabel der verschiedenen Talente (Matthäus 25,14 ff.): Ein Mann gab seinen drei Knechten einen, zwei und fünf Goldanteile zum Verwalten – er verteilte sein Vermögen also „ungerecht“. Als er von seiner Reise zurückkehrte, erwartete und verlangte er allerdings auch nicht, dass alle drei gleich viel aus ihrem „Startkapital“ gemacht hätten.

Wir sollen das tun, was unseren Anlagen, unseren Fähigkeiten und unserer Kraft entspricht – nutzen, was wir besitzen, das ist genug, mehr können und sollen wir nicht tun! Wir neigen hingegen dazu, uns zu „übertun“, in unserem Bestreben, fremden Anforderungen zu genügen – oder all das zu bewältigen, was wir meinen, bewältigen zu müssen. Schaffen wir es nicht, plagt uns schlechtes Gewissen, die Empfindung, versagt zu haben…
Oft entspringen diese jedoch einem falsch verstandenen Pflichtgefühl, noch öfter der Angst, die Anerkennung und Wertschätzung unserer Mitmenschen zu verlieren, wenn wir ihre (vermeintlichen oder tatsächlichen) Erwartungen nicht erfüllen.

Machen wir uns doch zur Regel, stets das zu leisten, wozu wir imstande sind, was entsprechend unseren Kräften und der uns zur Verfügung stehenden Zeit möglich ist – nicht weniger. Aber auch nicht mehr!
Und vergessen wir dabei nicht, dass wir auch Zeit für uns selbst brauchen, wir ein Recht darauf haben – Zeit der Musse, und sei es nur um „faul“ herumzuliegen, einfach „zu sein“, ohne irgendetwas zu tun!

Noch etwas lehrt uns die Geschichte aus dem Evangelium. Wörtlich wird nämlich gesagt, der Mann habe seinen Knechten verschiedene Anteile gegeben „jedem nach seiner Fähigkeit“. Wir sind nicht alle gleich! Nicht gleich „schön“, „stark“, „intelligent“, „einfühlsam“ und mehr… Wir dürfen einen „Mangel“ an bestimmten Eigenschaften keinesfalls als Makel betrachten und schon gar nicht versuchen, ihn zu verheimlichen oder zu vertuschen. Stehen wir – vor uns selbst und vor den anderen – zu dem, was wir sind, hadern wir nicht, wenn wir nicht so gross, so stark, so schön, so intelligent sind wie gewisse Mitmenschen. Nehmen wir uns an, wie wir sind, mit unseren Stärken (die wir haben, auch wenn wir sie manchmal in unserem mangelnden Selbstwertgefühl nicht erkennen) und unseren Schwächen – so sollen wir sein, genau so und nicht anders. Und tun wir damit, was wir zu tun vermögen – genau das sollen wir tun und nichts anderes.
Schreiten wir hocherhobenen Hauptes durch das Leben, im (Selbst)bewusstsein, dass wir genau richtig sind!

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Sie sind es sich wert!

„Sie sind es sich wert“, der Slogan einer Kosmetikfirma, dürfen wir uns zu Herzen nehmen – allerdings nicht nur in Bezug auf unsere Körperpflege! Die folgenden „Slogans“ sollten wir im alltäglichen Leben anwenden, immer, in jeder Situation.

• Ich bin nicht von der Liebe anderer abhängig – ich bin in mir selbst geborgen und weiss, dass ich all die Liebe bekomme, die ich brauche.

• Ich habe das Recht, in jeder Situation selbst über mein Leben zu entscheiden – ich lasse mir von niemandem dreinreden und ich lasse mich nicht emotional erpressen.

• Ich handle, wie ich es für richtig halte, und sage, was ich für richtig halte, ohne Angst jemanden zu verletzen oder zu enttäuschen und deswegen seine Wertschätzung zu verlieren.

• Ich lasse mir von niemandem Schuldgefühle einreden, auch nicht bei Aussagen wie „Du bist Schuld, dass…“ – jeder ist für sein Leben selbst verantwortlich, ich lasse mich nicht zum Sündenbock machen.

• Ich muss keine Erwartungen erfüllen, ich enttäusche niemanden, keiner muss sich über mich ärgern.

• Ich darf mich zeigen, wie ich bin; ich muss nicht perfekt sein und darf „Fehler“ haben. Das Urteil anderer darüber betrifft mich nicht.

• Ich bin verständnisvoll und versöhnlich mit mir selbst, ich stelle keine zu hohen Forderungen an mich und verurteile mich nicht, wenn ich „Fehler“ mache.

• Ich stehe zu meinen „Fehlern“, habe keine Angst sie zuzugeben, vor mir selbst und vor anderen – aber ich verurteile mich nicht dafür und lasse mich nicht dafür verurteilen! Ich nehme mir nur nüchtern vor, es das nächste Mal besser zu machen.

• Egal wie ich bin und was ich tue: Ich fühle meine Würde als Mensch, ich bin wertvoll, ich gehe mit erhobenem Haupt.

• Ich bin es wert, mir etwas zu gönnen (ein schönes Kleid, Ruhe, ein feines Essen usw.).

• Ich rechtfertige mein Verhalten und meine Überzeugungen nicht, vermeide das ewige „…weil…“.

• Ich suche keine Bestätigung für meine Äusserungen, vermeide „nicht wahr?“, „oder?“, „was meinst du denn?“, und drücke mich auch nicht unsicher aus: „…das ist ja nur meine Meinung“, „…vielleicht denkst du anders“, „…ich bin nicht sicher“.

• Ich verwende keine herabwürdigenden Aussagen oder Schimpfwörter für mich selbst: „Ich Dummkopf“, „wie kann ich nur so blöd sein“, „ich bin doch wirklich ein Esel“.

Ich bin es mir wert, mich zu lieben und zu mir zu stehen – immer, in jeder Situation.

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Alltägliche Verhaltensmuster

In unserem Alltag gibt es Situationen, in denen wir deutlich spüren, dass uns Selbstwertgefühl, Selbstsicherheit, Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen fehlen: Wenn wir uns eine Aufgabe nicht zutrauen oder Angst haben, zu versagen; wenn wir in Gesellschaft anderer Menschen schüchtern sind, Mauerblümchen an einer Party, bei neuen Bekanntschaften „keinen Ton herauskriegen“; wenn wir uns nicht trauen, für unser Recht einzustehen, unsere Meinung zu sagen… In solchen Momenten fühlen wir uns nicht wohl in unserer Haut, wir merken, dass etwas nicht stimmt – wir leiden. Dennoch schaffen wir es nicht, mit all unserer Einsicht und Willenskraft, unser Verhalten zu ändern.

Es gibt aber auch unzählige Situationen in unserem Alltagsleben, in welchen wir automatisch in einer bestimmten Weise reagieren, ohne es als „falsch“ zu empfinden – wir sind uns nicht bewusst, dass auch solches Verhalten auf einen Mangel an Selbstwertgefühl deutet. Ebenso zeugen viele unserer Ängste davon.
Gelingt es uns, diese einfacheren „Fehlverhalten“ zu überwinden, wächst unser Selbstwertgefühl und führt mit der Zeit dazu, dass auch die anderen, bedeutenderen und belastenden Verhaltensmuster wie von selbst verschwinden.

Die folgende Fragen-Checkliste zeigt euch auf, wo eure Selbstliebe noch nicht stark genug ist:
• Habe ich Angst gespürt, dass ein geliebter Mensch mich nicht mehr liebt oder ich ihn verlieren könnte?
• War ich eifersüchtig oder neidisch?
• Habe ich aus Angst, den anderen zu verletzen oder seine Liebe zu verlieren, etwas nicht gesagt? Habe ich etwas „heruntergeschluckt“?
• Habe ich aus Angst, die Anerkennung oder Liebe eines Menschen zu verlieren, etwas getan, was gegen meine Überzeugung oder meinen Willen ging?
• Habe ich aus Angst, jemanden zu enttäuschen, nicht so gehandelt, wie ich es eigentlich wollte?
• Habe ich mich nicht getraut, nein zu sagen?
• Habe ich mich emotional erpressen lassen? („Ich tue doch so viel für dich“ – „Wenn du mich liebst, dann tust du…“)
• Habe ich meine eigenen Bedürfnisse (wegen eines anderen Menschen) missachtet?
• Bin ich einem Konflikt aus dem Weg gegangen (aus Angst)?
• Habe ich mich nicht getraut, eine berechtigte Reklamation oder Kritik anzubringen?
• Habe ich Schuldgefühle, weil ich etwas gesagt oder getan habe?
• Habe ich gelogen (aus Angst)?
• Habe ich mich gerechtfertigt für etwas, was ich getan oder gesagt habe?
• Habe ich krampfhaft versucht, mich zu erklären, damit andere Verständnis für mich haben?
• Habe ich mir Gedanken darüber gemacht, was andere von mir denken, im Allgemeinen oder bei einer bestimmten Gelegenheit?
• Habe ich es nicht gewagt, mich so zu zeigen, wie ich bin? Habe ich etwas vorgespielt?
• Habe ich mich gescheut, eine Frage zu stellen oder einen Kommentar abzugeben, obwohl ich es eigentlich wollte?
• Habe ich mich minderwertig oder nutzlos gefühlt, weil ich nicht gebraucht werde?
• Habe ich zu viel von mir erwartet? Habe ich mich verurteilt, weil ich meine Erwartungen nicht erfüllt habe? War ich zu perfektionistisch?
• Habe ich mich schlecht gefühlt, weil jemand mich getadelt, verurteilt, angegriffen hat?
• Habe ich mich schlecht gefühlt, weil etwas nicht so gelaufen ist, wie ich es mir wünschte, oder ich einen „Misserfolg“ erlitten habe?
• Habe ich mich jemanden unterlegen gefühlt?
• War ich arrogant (hochmütig) oder besserwisserisch?
• War mir etwas peinlich?
• Ist es mir schwer gefallen, etwas anzunehmen?
• Habe ich Hilfe abgelehnt, obwohl ich sie gebraucht hätte?
• Habe ich mich gescheut, jemanden um Hilfe zu bitten?

Die Fragen, auf die ihr mit Ja antworten, verraten euch die Verhaltens- und Empfindungsweisen, bei denen eure Selbstliebe nicht stark genug ist. Fühlt euch deswegen aber keinesfalls „wertlos“, selbst wenn ihr viele Ja bei euch entdeckt haben! Es sind dies nämlich Verhaltensweisen, an denen die allermeisten Menschen „leiden“ – beobachte doch nur die anderen!
Wichtig ist, es zu erkennen und langsam, nach und nach bei sich zu verändern; beschäftigt euch aber jeweils nur mit einem dieser Muster aufs Mal – das ist genug!
Seid wachsam in eurem Alltagsleben – da haben wir ja genügend Übungsmöglichkeiten! –, achtet auf euer Verhalten und euer Empfinden. Am Anfang werdet ihr euer seit langem praktiziertes Muster automatisch wiederholen und es jeweils erst danach merken. Macht euch keine Vorwürfe, verzweifel nicht, tappt ihr auch hundert Mal in die gleiche Falle! Das ist absolut normal. Sagt nicht: Das werde ich nie schaffen; fasst einfach mit Bestimmtheit erneut den Vorsatz, euch zu ändern. Irgendwann wird es euch ein Mal gelingen. Dann vielleicht wieder zwei, drei Mal nicht. Auch das ist normal: Solche eingravierten, vom Unbewussten gesteuerten Muster brauchen lange, um „umprogrammiert“ zu werden, es kann viele Wochen, gar Monate dauern.
Oft geschieht das wie hinter einem Schleier: Lange seht ihr keine Veränderung, als ob sich nichts bewegte, im Unbewussten aber tut sich eine ganze Menge. Und eines Tages werdet ihr überrascht und freudig feststellen: „Es ist lange her, dass ich mich so und so verhalten habe!“ Dieses eine Verhaltensmuster habt ihr abgelegt. Dann könnt ihr euch ans nächste machen…

In  anderen Textbeiträgen auf dieser Website erläutere ich einzelne dieser Verhaltensmuster noch detaillierter.

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Bedingungslose Liebe und Bewertung

Jeder Mensch möchte im Grunde genommen so geliebt werden, wie er als Ganzes ist, nicht wegen gewisser Eigenschaften (Schönheit, Klugheit usw.), seines Besitzes (Geld, Ruhm usw.) oder seines Wohlverhaltens (Entgegenkommen, Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft usw.) – also bedingungs-los im wahren Sinne des Wortes, ohne Bedingungen.
Doch bereits als Kind erfahren wir, dass wir Liebe bekommen, wenn wir uns so verhalten, wie die Autoritätspersonen (Eltern, Lehrer und andere) es von uns erwarten. Sehr früh schon lernen wir deshalb, uns anzupassen – wir können nicht wir selbst sein. Dieses Verhaltensmuster graviert sich tief in uns ein und prägt uns unser ganzes Leben lang, sofern wir es nicht erkennen und bewusst auflösen: Wir verhalten uns dem Partner, dem Chef, den Freunden und Kollegen, oft auch den eigenen Kindern gegenüber stets so, dass sie uns anerkennen und mögen.
Diese Diskrepanz zwischen dem, was wir wirklich wollen, und wie wir handeln, um geliebt zu werden, tut uns nicht gut und wir leiden darunter, sind unzufrieden, oft ohne genau zu wissen, was uns eigentlich fehlt.
Was uns fehlt? Das Selbstwertgefühl!
Weil wir uns, um Liebe zu bekommen, nach den Mitmenschen ausrichten, bemessen wir unseren „Eigenwert“ so, wie sie uns bewerten. Werden wir gelobt, geht es uns gut, tadelt man uns, sinkt unser Selbstbewusstsein augenblicklich und wir fühlen uns schlecht!
Dabei bedenken wir nicht, dass die Bewertung unserer Mitmenschen rein subjektiv ist und ihren individuellen Wertmassstäben entspricht, die bei ihnen ebenfalls auf frühkindlichen Prägungen beruhen – und nicht der „absoluten Wahrheit“ entsprechen.
Auch unsere Eigenbewertung gründet auf den Massstäben, die man uns als Kind eingepflanzt hat und uns jetzt aus dem Unbewussten steuern. Es sind folglich die Wertmassstäbe unserer damaligen Autoritätspersonen und deshalb ebenso wenig objektiv wie die unserer gegenwärtigen Mitmenschen.
Unser Selbstwertgefühl sollen wir also, wie oben schon erwähnt, nicht aus „messbaren“ Grössen beziehen, wie Eigenschaften, Besitz, Verhalten; unser Selbstwertgefühl ist ein „absoluter“ Wert – ich bin wertvoll, weil ich bin. Ganz gleich, wie ich bin.

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Selbstwertgefühl, Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein, Selbstsicherheit und mehr – eine Unterscheidung

Im Zusammenhang mit der Selbstliebe werden verschiedene Begriffe verwendet, die zum Teil synonym gebraucht werden, zum Teil feine Nuancen kennzeichnen. Nachfolgend sind sie kurz erläutert, wobei jeweils unterschieden wird zwischen der „richtigen“ Art der Selbstliebe, bei welcher wir stark und eigenständig sind, und der „falschen“ Art, die uns bestenfalls ein vorübergehendes, labiles Selbstwertgefühl verleiht.

Selbstbewusstsein
Richtig: Ich bin mir meines Selbst bewusst, „Selbst“ verstanden als Sein, Existenz, menschliches Wesen, auch als unsterbliche Seele oder göttlicher Funke (je nach Glaube).
Falsch: Ich bin mir bewusst, dass ich für andere interessant, schön, anziehend usw. bin.

Selbstvertrauen/Selbstannahme
Richtig: Ich vertraue mir selbst (meinem Höheren Selbst, meiner Seele, meiner inneren Stimme) und dass ich alles „richtig“ mache.
Falsch: Ich vertraue auf meinen Besitz, meine Eigenschaften, meine Fähigkeiten.

Selbstsicherheit
Richtig: Ich fühle mich in mir selbst sicher, geborgen; ich weiss, dass mir nichts geschehen kann, was nicht (am Ende) gut für mich ist.
Falsch: Ich beziehe meine Sicherheit aus äusseren Umständen, daraus dass andere mich brauchen, dass ich reich bin, eine Familie habe usw.

Selbstwertgefühl/Selbstachtung
Richtig: Ich weiss, dass ich wertvoll bin an sich, weil ich ein menschliches (Göttliches) Wesen bin mit einer unverwundbaren und unsterblichen Seele.
Falsch: Ich beziehe meinen Wert aus den Werten, die ich besitze, aus dem Lob und der Anerkennung anderer Menschen usw.

Quintessenz: Beziehe ich meinen Wert von aussen (Eigenschaften, Besitz, Verhalten, Umfeld und mehr), bin ich von der Aussenwelt abhängig und richte mich nach ihr anstatt nach den Wünschen meiner Seele.
Und es braucht nicht viel, diesen von der Aussenwelt (meinen Mitmenschen) geschaffenen Wert zu zerstören…

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Sich selbst lieben – aber wie?

Was heisst es, sich selbst lieben? Wie macht man das? Wie spürt man das?
Wenn wir einem anderen Menschen zugetan sind, fühlen wir es: Schmetterlinge im Bauch, Empfindung von Wärme im Herzen, von Nähe, Vertrautheit… Aber wie ist das uns selber gegenüber?
Sich selbst lieben ist mehr ein Bewusstseinszustand als ein Gefühl: Es bedeutet, seinen wahren Wert erkennen, diesen Wert, der nicht darauf gründet, was und wie viel wir besitzen und leisten, ob wir schön, intelligent, gesund, ehrlich sind, gut oder böse, mutig oder feige, fleissig oder faul, nützlich für unsere Mitmenschen und die Gesellschaft oder Schmarotzer. Einzig und allein die Tatsache, dass wir existieren und menschliche Wesen sind, ist bestimmend für unseren Wert. Wir sind an sich wertvoll! Mich selbst lieben heisst deshalb: Ich erkenne mich, als was ich bin, und nehme mich an, wie ich bin, mit allen meinen guten Eigenschaften und allen meinen „Fehlern“. Ich achte mich selbst, in jeder Situation und unabhängig von meiner Verhaltensweise.

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Sich selbst lieben oder lieben lassen?

Selbstliebe wird manchmal irrtümlicherweise mit einem negativen Beigeschmack empfunden, dann nämlich, wenn sie mit Selbstsucht (Egoismus) oder Selbstverliebtheit (Narzissmus) verwechselt wird. Sich selbst lieben heisst hingegen nichts anderes, als sich selber achten, wertschätzen und annehmen.
Der bekannte Ausspruch Jesu im Evangelium „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ wird oft missverstanden als Aufforderung, die Liebe zu den Mitmenschen über alles zu stellen – auf Kosten der eigenen Persönlichkeit und in einem aufopfernden Sinne. Die Aussage besteht jedoch aus zwei gleichwertigen Elementen: Liebe deinen Nächsten und wie dich selbst. Es ist also richtig, unsere Mitmenschen zu lieben – ebenso wichtig aber, diese gleiche Liebe auch uns selbst zu schenken. In der Tat können wir keinen anderen Menschen wirklich lieben, solange wir uns selbst nicht lieben.
Jeder Mensch braucht Liebe, das ist naturgegeben: Der neugeborene Säugling könnte nicht überleben, wenn seine Eltern sich nicht um ihn kümmerten – was sie aus Liebe tun. Wenn wir uns später als Erwachsene nicht selber lieben, müssen wir uns weiterhin „lieben lassen“ und sind dann abhängig von der Zuwendung anderer Menschen. Das führt dazu, dass wir ständig Liebe suchen, um sie buhlen, kämpfen und befürchten, sie nicht zu bekommen oder wieder zu verlieren. Unser Verhalten den Mitmenschen gegenüber wird deshalb oft durch unsere Verlustangst oder die Angst vor Liebesentzug bestimmt: Um zu gefallen, anerkannt, geliebt zu werden, sagen und tun wir Dinge, die nicht unserer wahren Natur entsprechen, wir sind nicht wirklich wir selbst; wir zwingen solches von Angst geprägtes Verhalten unserer Seele auf und leiden darunter.
Dieser Abhängigkeit können wir nur entkommen, wenn wir uns selbst lieben, unsere Geborgenheit in uns selbst finden und folglich nicht mehr auf die Zuneigung anderer Menschen angewiesen sind.

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