Sich selbst lieben oder lieben lassen?

Selbstliebe wird manchmal irrtümlicherweise mit einem negativen Beigeschmack empfunden, dann nämlich, wenn sie mit Selbstsucht (Egoismus) oder Selbstverliebtheit (Narzissmus) verwechselt wird. Sich selbst lieben heisst hingegen nichts anderes, als sich selber achten, wertschätzen und annehmen.
Der bekannte Ausspruch Jesu im Evangelium „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ wird oft missverstanden als Aufforderung, die Liebe zu den Mitmenschen über alles zu stellen – auf Kosten der eigenen Persönlichkeit und in einem aufopfernden Sinne. Die Aussage besteht jedoch aus zwei gleichwertigen Elementen: Liebe deinen Nächsten und wie dich selbst. Es ist also richtig, unsere Mitmenschen zu lieben – ebenso wichtig aber, diese gleiche Liebe auch uns selbst zu schenken. In der Tat können wir keinen anderen Menschen wirklich lieben, solange wir uns selbst nicht lieben.
Jeder Mensch braucht Liebe, das ist naturgegeben: Der neugeborene Säugling könnte nicht überleben, wenn seine Eltern sich nicht um ihn kümmerten – was sie aus Liebe tun. Wenn wir uns später als Erwachsene nicht selber lieben, müssen wir uns weiterhin „lieben lassen“ und sind dann abhängig von der Zuwendung anderer Menschen. Das führt dazu, dass wir ständig Liebe suchen, um sie buhlen, kämpfen und befürchten, sie nicht zu bekommen oder wieder zu verlieren. Unser Verhalten den Mitmenschen gegenüber wird deshalb oft durch unsere Verlustangst oder die Angst vor Liebesentzug bestimmt: Um zu gefallen, anerkannt, geliebt zu werden, sagen und tun wir Dinge, die nicht unserer wahren Natur entsprechen, wir sind nicht wirklich wir selbst; wir zwingen solches von Angst geprägtes Verhalten unserer Seele auf und leiden darunter.
Dieser Abhängigkeit können wir nur entkommen, wenn wir uns selbst lieben, unsere Geborgenheit in uns selbst finden und folglich nicht mehr auf die Zuneigung anderer Menschen angewiesen sind.

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14 Gedanken zu “Sich selbst lieben oder lieben lassen?

  1. Hallo,

    auf jeden Fall kann ich dir nur ein sehr positves Fedback zu deinem Artikel über Selbstliebe geben. Es ist meiner Ansicht nach ein absoluter Schlüssel zu einem glücklicherem und zufriedenerem Leben. In den letzten Monaten hat mein Selbstwertgefühl unheimlich abgebaut und ich wusste nicht so recht warum. Es hat sich zwar viel in meinem Leben und Umfeld verändert, aber ich wusste nicht warum aus einem aufgeschlossenem, charismatischem Menschen so ein zurückgezogener schüchterner Mensch geworden ist. Dann hab ich mich mit dem Thema Selbstbewustsein und Selbstliebe etwas näher beschäftigt, und bin dabei auf deinen Artikel gestoßen. Ich habe festgestellt wie ich mich nur an meinen Umständen messe und mich gar nicht mehr so wie ich bin einfach annehmen kann. Dabei habe ich gemerkt das man sich in eine echte Abhänigkeit von Meinungen der Menschen begibt und sich selbt als Person nicht mehr authentisch vertreten kann. Also vielen dank für den/die Artikel.

  2. Solche Prozesse laufen tatsächlich oft schleichend und unbemerkt ab, gewissermassen hinter einem Schleier, und plötzlich stellen wir dann fest, dass wir so und so geworden sind.
    Glücklicherweise ist es bei den erwünschten Veränderungen ebenso; also verzage nicht, wenn dein Selbstwertgefühl und deine Selbstliebe nicht von einem Tag auf den anderen zurückkehren, das ist ein Prozess, der seine Zeit braucht – und du wirst eines Tages fast erstaunt feststellen, dass du wieder der aufgeschlossene, authentische, charismatische Mensch bist.
    Alles Liebe für deinen Weg,
    Karin

  3. Ich bin 2-fache Mami (38 J), habe eine super Job,tolle Kinder, und sehe auch gut aus….aber jedesmal, wenn ich jemanden kennenlerne, sagt er mir im Laufe der Zeit (3x passiert) dass er was „Besseres“ sucht und danach ist ja logisch, dass ich diese Bezeihung beende…langsam höre ich auf mich selber zu lieben…warum passiert es mir immer…bin selbststänig und selbstbewusst…ich liege keinem Mann auf der Tasche…ich wünsche mir nur jemanden, der einfach da für meine Kinder und für mich ist…es ist mir egal, was er für einen Beruf hat..ich verstehe mich selber nicht mehr…strahle ich irgendwas aus, was die Männer nicht mögen… alle meine Freundinnen sagen, dass ich zu sehr viel Sexappeal habe…und dass die Männer, wenn Sie mich sehen, nur an das eine denken… ich habe seit 6 Monaten mit keinem Sex gehabt… aber egal, wann ich ausgehe…ich werde nur „angemacht“ … ich liebe mich selber schon gar nicht mehr 🙁 Was soll ich tun oder was mache ich falsch?? lg

  4. Liebe Jasmin

    Du machst bestimmt nichts falsch! Ich kann dir aber nicht sagen, was du tun sollst, um wieder eine glückliche Beziehung mit einem Mann zu finden. Höchstens, dass du auf Anmache nicht eingehen sollst, diese Art Mann wird wohl kaum der richtige für dich und deine Kinder sein.

    Und im Übrigen: Vielleicht ist für dich einfach noch nicht die richtige Zeit gekommen, eine Beziehung einzugehen… vielleicht ist der richtige Mann noch nicht bereit… vielleicht stehen im Moment in deinem Leben wichtigere Aufgaben an, auf die du dich konzentrieren sollst… vielleicht… vielleicht… vielleicht…

    Ich glaube fest daran, dass alles im Leben immer so kommt, wie es gut für uns ist. Ob wir etwas wollen oder nicht wollen, wir können nichts erzwingen. Das Wichtigste ist, in der Situation, in der wir gerade sind, unsere Zufriedenheit zu finden. Etwas anderes bleibt uns doch gar nicht übrig!

    Und ich bin sicher, dass der richtige Mann für dich irgendwann kommen wird – wahrscheinlich dann, wenn du ihn nicht mehr suchst.

    Vor allem: Hör nicht auf, dich selbst zu lieben! Du bist doch genau so wertvoll ob mit oder ohne Mann! Beziehe die „Absagen“ der Männer nicht auf dich, das hat jeweils einzig mit ihnen selbst zu tun, mit ihren eigenen (falschen) Erwartungen und Vorstellungen und Problemen.

    Bleib einfach du selbst, vertraue dir selbst!

    Ich wünsche dir von Herzen alles Liebe,
    Karin

  5. Ich bin 29 Jahre alt und wohne seit einem Jahr mit meine Freundin zusammen.
    Vor 3 Monaten hat sie die Beziehung beendet, weil wir verschiedene, schwerwiegende Probleme haben, die ich an dieser Stelle kurz erläutern möchte:
    Das grösste Problem vermute ich, ist, dass ich mich selbst nicht besonders gern habe, geschweige denn mich selbst lieben kann.
    Es fällt mir schwer, in intimen Situationen wie z.B. beim Sex nicht mich selbst mit unter Druck zu setzten. Ich habe in dieser Situation das starke Gefühl, nicht gut genug im Bett zu sein, die Nähe nicht zu ertragen , bzw. in meinem Kopf findet ein Vergleich zu anderen Männern statt, der dann dazu führt, dass ich mich selbst als Versager sehe.
    Diese negativen Gedanken führten dann (bevor überhaupt irgendwas sexuelles passierte) dazu, dass ich mich selbst zu hassen begann und ich keine körperliche Erregung mehr verspürte.
    Meine Ex hat dann zuerst liebevoll versucht, diese Situation zu verbessern, indem wir darüber sprachen, aber es hat sich nur ganz langsam eine Verbesserung gezeigt. Vor 3 Monaten hat sie mit mir Schluss gemacht, weil sie von mir zuwenig nahe Zuwendung bekam, sie bezeichnete mich in den Situationen, in denen ich mich hasste, als eiskalt und unnahbar. Mich hat das nachhaltig verletzt.
    Ich habe versucht, ihr zu erklären, dass ich mich langsam von meinen Hassgefühlen trennen kann (ich bin und war auch regelmässig beim Psychologen und ich hatte erste Anhaltspunkte, wie ich meine Hassgefühle loswerde). Leider war meine Exfreundin zu diesem Zeitpunkt schon sehr verletzt und hat das Gefühl bekommen, dass ich ihre Nähe nicht will (dabei versuchte ich verzweifelt meinen Selbsthass loszuwerden). Als sie dann schlussgemacht hat, habe ich das aus ihrer Perspektive gesehen irgendwie verstanden. Ich lebe nun noch zwei Monate mit ihr zusammen (bin auf Wohnungssuche), was für mich die Hölle ist. Ich möchte nicht in meiner Entwicklung mich selbst mehr zu mögen, zurückfallen. Ich sehe mich leider immer mehr als Versager und als nicht gut genug, um jemals wieder eine Beziehung einzugehen.
    Ich will mich aber nicht mehr als Versager sehen, sondern als jemand, der sich selbst gern hat und als jemanden, der eine schöne Beziehung führen kann.
    Was soll ich tun, um mich selbst akzeptieren und lieben zu können? Brauche ich mehr Zeit für mich allein?

  6. Lieber Michael

    Dein Bericht hat mich berührt, danke für deine offenen Worte. Ich finde es gut, dass du mit einem Psychologen zusammen an dir arbeitest. Wie du selbst sagst, ist es ein längerer Prozess, solche Muster von mangelnder Selbstliebe oder Selbsthass zu verändern. Hab Geduld mit dir selbst und setze dich nicht unter Druck. Und vertraue dem Schicksal, es wird dich im richtigen Moment in eine neue Beziehung führen.

    Ich kann dir nicht in wenigen Sätzen sagen, was du tun sollst, um dich mehr zu lieben. Vieles dazu habe ich auf dieser Website geschrieben und schreibe immer weiter.

    Aber ich will dir – als Frau – etwas zur Intimität, zum Sex und zu den Versagensängsten sagen.
    Die meisten Frauen legen nicht so viel Wert darauf, wie „gut im Bett“ ihr Partner ist. Ihnen ist eine liebevolle Umarmung, ein zärtliches über die Wange streichen, ein sanfter Kuss wichtiger als Höchstleistungen beim Sex. Es geht ihnen um Nähe, Vertrautheit, sanfte Zärtlichkeit im alltäglichen Zusammensein, mehr als um diese kurze Zeit im Bett.
    Es besteht also überhaupt kein Grund, dass du dich selbst unter Druck setzt, dich mit anderen Männern vergleichst. Hör auf damit, zu vermuten, was deine Partnerin von dir im Bett erwartet – das trifft meistens nicht zu!
    Erlaube dir, du selbst zu sein, sei einfach so, wie du bist, wie du gerade fühlst, und schenke ihr deine Zärtlichkeit. Sie erwartet keine Leistung, ganz bestimmt nicht.
    Wenn zwei Menschen einander lieben, ist alles andere – auch der Sex – nur ein Detail.

    Versuche jetzt die bestehende Beziehung loszulassen, auch wenn ihr noch zwei Monate lang zusammen wohnt, und schau zuversichtlich in die Zukunft. Im richtigen Moment wird dir die richtige Frau begegnen, mit der du glücklich bist und alles vergisst, was vorher war.

    Ich wünsche dir von Herzen alles Liebe,
    Karin

  7. Eure Beiträge haben mich berührt. Ich finde es toll, wie jeder seine Äusserungen dazu beitragen kann.

    Das Leben wäre so einfach, wenn man nur loslassen kann und so zu sein, wie man ist, einfach annehmen, akzeptieren. Erst da kann man richtig losleben und sozusagen seiner „Intuition“ folgen.

    Bis vor ca. 1 1/2 Jahren konnte ich das sehr gut. War eine starke Persönlichkeit mit sehr viel Selbstvertrauen. Ich liebte mich also selbst und auch die Liebe zu anderen ist so stark, durch das dass man sich selber liebt. Wird überhaupt nicht mit Egoismus verglichen. Das wird oft so falsch verstanden, deshalb, danke für den tollen Eintrag! 😀

    Nun habe ich mich leider auch vo verändert, dass ich mich zurückgezogen und einsam fühle und auch schüchtern geworden bin. Ich sehe gut aus und mit meinem Aussehen bin ich auch zufrieden. Nur irgendwie habe ich die Liebe und das Vertrauen in mich selbst verloren. Vor 2 Jahren bin ich mit meinem Freund zusammengezogen und gleichzeitig hatte ich einen neuen Job. Irgendwie ging das von da an schleichend bergab mit dem Selbstvertrauen.

    Evtl. ist das so, weil ich das erste Mal mein Leben in die Hand nahm und selber etwas tun musste, um neue Kontakte zu knüpfen etc. Meine vorherige Heimat ist ca. 300km weit entfernt. Da hatte ich immer gute Freunde um mich und ich musste mich nie bemühen, Freunde zu finden. Es war wie im Paradies, im Vergleich zu jetzt. Ich habe Mühe Freunde zu finden… Durch das bin ich auch schüchterner geworden und lebe etwas zurückgezogen. Mein Freund versteht das ganz gut, doch er meint, er könne da nicht viel helfen, es liege in meiner Hand. Damit hat er schon recht… Ebenso habe ich dummerweise angefangen, mich zu verstellen und so zu verändern, dass ich etwas anpassender wirke und mich die anderen vielleicht mögen. Doch das ist das Blödeste was man tun kann!!!

    Dazu kamen noch diverse Ängste, die mein Gleichgewicht völlig aus dem Ruder hauten. Befinde mich nun in psychologischer Behandlung. Haben noch nicht viel von diesem Thema gesprochen wegen meiner Schüchternheit, mehr wegen den Ängsten. Diese Ängste habe ich nun viel weniger. 😛

    Als ich aber auf deinen Beitrag gestossen bin, habe ich eingesehen, dass das Problem sicher daran liegt, dass ich mein Selbstvertrauen verloren habe.

    Wäre soo schön wenn es ein einfaches Rezept gäbe, schnell wieder zu sich selbst zu kommen und einfach gelassen zu leben und geniessen. Das ist mein grösster Wunsch und ich weiss, dass ich wieder in diesen Zusatnd kommen werde. Auch wenn es so schwer überblickbar ist und Rückfälle unvermeidlich sind…

    Nun all diejenigen, denen es ähnlich geht wie mir, wünsche ich ganz viel Kraft und Mut, den eigenen Weg zu gehen und das Leben zu geniessen, mit viiiel Liebe! :mrgreen:

    Es gibt immer Chancen für neue Selbsterkenntnisse. Das Leben meint es gut mit uns!!!

    Alles Liebe für euch.

    Petra

  8. Und alles Liebe für dich, Petra! Danke für deinen schönen Beitrag.

    Du siehst alles recht klar und weisst, wie du deinen Weg zu gehen hast. Ich zweifle nicht daran, dass du es auch schaffen wirst! Schritt für Schritt… Hab einfach den Mut, wieder ganz du selbst zu sein, und geh so auf die Menschen zu – und du wirst Freunde finden, die dich genau deshalb mögen und zwar genau so, wie du bist. Alle anderen, die das nicht zu schätzen wissen, sind für dich nicht wichtig.

    Viel Freude an deinem Weg wünsche ich dir von Herzen!
    Karin

  9. Ich kenne das mit der mangelden selbstliebe, ich bin 28 jahre, habe seit 5 1/2 jahren eine beziehung. Ich bin eifersûchtig, habe verlassengeitsângste und komplexe. Ich habe versucht diese ângste mut einer psychologischen therapie zu beseitigen, ging nicht und dann mit erzengel michael, das hat mir geholfen. Aber dieses gefûhl in meinem hertzen, diese leere, das gefûhl es allen recht zu machen das ich wertgeschâtzt werde, nimmt mir all meine energien. Ich habe mich sehr zurûck gezogen, weil ich immer ausgenutzt wurde, bin ein sehr hilfsbereiter, tiefsinniger mensch, habe eine tolle ausstrahlung, nur liebe ich mich nicht.
    Es macht mich teilweise sehr traurig, ich bin do fixiert auf meinen freund, das ich sein leben lebe und meines nicht. Durch den drang liebe zu erhalten, opfere ich alles fùr ihn, gebe meine freunde auf, ich bin in einer abhângigkeit, dadurch leidet meine seele und er behandelt mich nicht immer gut, weil ich so verletzt bin in meinem inneren kind und so angst habe verlassen zu werden, lasse ich mir das alles gefahlen, nur will ich mich wieder selbs lieben und finden und all diese abhângigkeiten los lassen, es ist nicht einfach aber ich habe die kraft und die hoffnung und ich habe sehr kleine brùste leide sehr darunter, fùhle mich nicht als frau es ist dadurch noch schwerrer mich zu lieben, deswegen werde ich auch eine bv machen, ich habe zu lange immer das geran was andere wollen, nun ist es an der zeit das zu tun was ich mir wûnsche, den ângste kònnen einem manchmal den weg verspehren das war bei mir so und vorallem durch mein niedriges selbstbewusstsein, das spûhren ja andere, unterdrûcken sie uns, geben uns das gefûhl nicht gut genug zu sein, man sollte an sich glauben und den weg zu sich finden, such verândern, dadurch verândert sich das ganze leben

  10. Liebe Sara

    Du hast viele wichtige Erkenntnisse. Das Schwierige ist immer, diese in die Tat umzusetzen. Ich wünsche dir viel Mut dazu!

    Lass mich nur noch eine Bemerkung loswerden. Ich glaube nicht, dass eine Brustvergrösserung der richtige Weg ist, um dein Selbstwertgefühl zu stärken. Du würdest es dann nur auf eine Äusserlichkeit begründen – in dir drinnen ändert sich deswegen nichts.
    Glaube mir, die anderen werden dich darum nicht mehr und nicht weniger lieben. Möchtest du denn wirklich, dass jemand – ein Mann – dich wegen deiner schönen Brüste liebt? Und nicht ausschliesslich wegen deiner inneren Werte?

    Wie du richtig sagst: Man sollte an sich glauben – egal wie man aussieht! – und sich verändern, innerlich.

    Alles Liebe für dich,
    Karin

  11. Der Artikel und eure Gedanken dazu haben mir sehr gut gefallen. Ich habe eine ganz andere Frage: Was tun, wenn man mit jemandem zusammenlebt, der sich selbst nicht liebt?
    Meine Mutter tut wirklich alles für uns (mich und meinen kleineren Bruder) und natürlich wertschätze ich das sehr und liebe sie über alles.
    Aber manchmal habe ich das Gefühl, dass wir viele Probleme gar nicht hätten, wenn sie sich einfach selbst mehr lieben würde und selbst mehr auf IHRE Bedürfnisse achten würde, und nicht nur auf unsere bzw. die die sie meint die wir hätten…
    Meistens ist es nämlich so, dass sie dann wenn wir uns mal nicht viel bedanken oder sie gestresst ist (es muss alles immer perfekt sein) , ihr das klar wird und sie dann sauer ist und meint, sie würde sich nur für uns aufopfern. (das stimmt!).Wenn wir ihr dann sagen, dass sie das gar nicht braucht, wir das gar nicht wollen und wir auch gut alleine zurecht kommen, sagt sie, sie täte es ja gerne aber würde halt (viel) Wertschätzung erwarten.
    Und ich habe das Gefühl, dass sie das alles nur für unsere (auch von meinem Vater) Wertschätzung &Annerkennung, also Liebe tut. Sie ist sozusagen abhängig von unserer Liebe.
    Des Weiteren engt mich diese Liebe ein. Also diese extreme Besorglichkeit und Fürsorglichkeit. Ich weiß nicht, manchmal denke ich, ich habe einfach nur ein Problem und bin liebesunfähig? Aber dann frage ich mich, ob Geben zum Zweck (Zweck zur Liebe) dann überhaupt „wahre Liebe“ ist?? Und ich bin (das ist vielleicht eine sehr selbstüberschätzend) nicht abhängig von der Liebe anderer, nein, ich bin am glücklichsten, wenn ich alleine bin. Weil ich da sein kann, wie ich will und machen kann, was ich will. Einmal am Wochenende haben wir uns alle ein bisschen verstritten, weil jeder was anderes unternehmen wollte, sodass am Ende einfach jeder sein Ding gemacht hat. Das war einer der glücklichsten Tage meines Lebens. Einen kompletten Tag einfach machen was ich will, diese Freiheit ist aber extrem selten.
    Sie sieht mich halt immer noch als das kleine abhängige Kind, aber ich sehne mich nach Freiheit. Ich passe mich also fast immer an (ich weiß, das zeugt auch von mangelder Selbstliebe) aber wenn ich dann mal meinen Willen ausdrücke und es zu einem Streit kommt, fängt sie dann kurze Zeit später an zu weinen, ist traurig, sagt mir, dass sie wegen mir traurig ist (dh sie macht mich für ihre Gefühle verantwortlich). Und dann muss ich mich entschuldigen, muss nachgeben, muss mich wieder verstellen, da ich ja nicht will, dass sie unglücklich ist ????
    Und WENN ich mich einfach nicht entschuldige, sage, dass das meine Meinung ist und basta, zieht sich das über Tage, solange bis ich nachgebe (Rekord: 3Tage). Ich gebe dann nicht nach, weil ich die Liebe brauche, sondern weil diese Kälte, Unharmonie jeden Tag und ihr unglückliches, vorwurfsvolles Gesicht für mich unerträglich sind.
    Und deshalb stecke ich auch immer noch in dieser brave-Mädchen-Kinderrolle fest, obwohl ich mittlerweile ganz anders bin, sobald ich ohne meine Familie bin. Ich führe sozusagen zwei Parallel-Leben, die sich immer weiter entfernen… Bei meinen Freunden bin ich komplett anders; spontan, verrückt, selbstbewusst und hilfsbereit. Da bin ich einfach Ich, da ist es mir auch egal, was andere von mir denken: da bin ich glücklich.
    Kaum komme ich nach Hause, wird der Schalter umgelegt und ich bin brav, ansträndig, und immer wenn ich an diese RollenMauern stoße, dh bei generell allen Veränderungen, ernte ich erstmal komische Blicke, Stirnrunzeln oder Widerspruch.
    Ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich weiß nur, dass ich etwas ändern muss!
    Ich bin leider erst 16, fast alle meine Freunde und Mitschüler sind aber 18 oder älter (Ich fühle mich bei gleichaltrigen in der Regel fehl am Platz), falls das für die Antwort wichtig ist. Ich kann also nicht einfach abhauen ????????
    Und ich weiß, dass ich theoretisch einfach schockartig so sein könnte, wie ich bin und alle verrückten Sachen erzählen könnte, aber erstens würde mir dazu der Mut fehlen und zweitens hätte ich Angst, dass das zu neuen Sorgen um mich führen würde. Was wäre denn, wenn ich einfach sagen würde, dass ich auf dem Austausch mit diesem Jungen rumgeknutscht habe, den ich nicht mal besonders gut kannte? Das würde zu Sorgen und Aufklärungsgesprächen führen, und die vielleicht zu weniger Freiheit ???? und das wäre genau das Gegenteil von meinem Ziel. Denn ich weiß was ich tue, ich übernehme die Verantwortung für mein Handeln und wenn ich ehlich bin, dann bereue ich es diese „Verrücktheiten“ kein bisschen. Ich würde immer wieder genauso entscheiden. Heißt das nicht, dass es richtig war und ist?
    Alex

    • Liebe Alex,

      danke für deinen ausführlichen, interessanten Beitrag. Du beschreibst eine wohl bekannte Situation und ich finde es bewunderswert, welche Gedanken du dir machst und wie treffend du die Situation analysierst.

      Es ist tatsächlich so, dass Überfürsorge ein Symptom von mangelnder Selbstliebe sein kann, indem wir alles für die anderen tun, um von ihnen geliebt und anerkannt zu werden. Ob dies auf deine Mutter zutrifft, kann ich nicht beurteilen. Es ist nämlich ebenfalls eine Tatsache, dass Eltern, insbesondere die Mütter, sich immer sehr um ihre Kinder sorgen und sie oft über die Massen behüten – nicht weil sie von ihnen geliebt werden wollen, sondern weil sie sie über alles lieben.

      Mein konkreter Rat an dich:
      1. Versuche, deiner Mutter mehr Wertschätzung auszusprechen für das, was sie für dich tut. Ob sie es nun braucht, weil sie sich selbst zu wenig wertschätzt, oder nicht – Wertschätzung tut uns doch immer gut und macht uns glücklich! Besonders Mütter, die nicht berufstätig sind und deshalb eine Wertschätzung nicht am Arbeitsplatz bekommen, suchen diese in der Familie.
      Das zu tun, also dich bei ihr zu bedanken und sie zu loben für alles, was sie euch Gutes tut, kostet dich nicht viel.
      2. Ich denke, dass du mit 16 Jahren das Recht auf deine Freiheit in vielen Bereichen hast, z.B. deine Freizeit so zu verbringen, wie du es möchtest. Wenn deine Mutter deswegen traurig ist und dir Vorwürfe macht, dann ist das ihr Problem – sage ich jetzt einmal ganz hart. Da muss sie durch und lernen, ihre Kinder loszulassen. Erlaube ihr nicht, dich für ihre Gefühle verantwortlich zu machen, das bist du nämlich nicht, also brauchst du dich dafür auch nicht zu entschuldigen, ausser du hättest tatsächlich etwas falsch gemacht. Versuche ihr sachlich zu erklären, dass es unfair von ihrer Seite ist, dich dafür verantwortlich zu machen und dass die unharmonische Situation völlig unnötig ist. Du kannst auch den Begriff des „Respekts“ ins Spiel bringen: Sie sollte deine Meinung und deine Wünsche zumindest respektieren, auch wenn sie sie nicht billigt.
      3. Akzeptiere du aber auch, dass sie sich Sorgen um dich macht. Ich erinnere mich sehr gut, wie es war, als ich 16 war, ich war ein richtiger Revoluzzer. Da habe ich manche verrückte Dinge getan, die meine Mutter nicht gebilligt hat – und nicht alle waren ungefährlich oder gut für mich, habe ich Jahre später erkennen müssen. Ich hätte mir im Nachhinein gewünscht, meine Eltern hätten mich davor bewahren können. Was natürlich nicht ging, da ich halt meinen Kopf durchgesetzt habe.
      Ich fühlte mich damals sehr erwachsen und dachte, ich wisse über alles Bescheid und könne für mich selbst die Verantwortung übernehmen; auch ich habe damals nichts bereut, was ich tat. Aber glaub mir, Alex, mit 16 fehlt einfach noch ein Riesenbrocken an Lebenserfahrung, das erkennt man erst später, mit 25 oder noch älter. Ich weiss heute, dass meine Mutter in vielem Recht hatte, was ich mit 16 überhaupt nicht so sah und verstand.

      Abschliessend will ich dir empfehlen, immer ganz ehlich mit dir selbst zu sein und gut auf deine innere Stimme zu hören. Wenn du ehrlich mit dir selbst bist, weisst du nämlich, wann der richtige Moment ist, dich durchzusetzen, und wann du nachgeben sollst.

      Ich wünsche dir für deinen Lebensweg viel Freude!

      Herzlichst,
      Karin

      • Liebe Karin,

        vielen, vielen Dank für deine Antwort! Du hast mir echt weiter geholfen!
        Ich werde probieren, deine Tipps umzusetzen und wahrscheinlich hast du Recht und mir fehlt einfach dieser Brocken Lebenserfahrung. Aber es heißt ja LebensERFAHRUNG, und solange man ein paar Grundregeln befolgt (wie kein Alkohol, kein Sex, keine Drogen, keine alleingelassenen Getränke, keine fremden Autos/Wohnungen, an keine komischen Orte alleine oder nachts gehen usw.), die eine relative Grundsicherheit bewahren und auf die eigene Intuition hört, kann nicht soo viel schief gehen. Und dann erlebe ich lieber viele gute und auch ein paar schlechte Dinge, anstatt gar keine Erfahrungen zu machen und an Langeweile zu sterben 😀
        Und natürlich können einen die Eltern da vor Vielem (aber halt nicht Allem) bewahren. Darin machen meine auch einen ziemlich guten Job 🙂
        Und ich wollte nur eines noch mal klarstellen: ich mag meine Eltern allgemein sehr sehr gerne, bin ihnen sehr Dankbar und habe ein sehr gutes Verhältnis zu ihnen (vor allem im Vergleich zu anderen) und ich bin auch in 80% der Zeit überaus zufrieden und glücklich, es sind halt nur diese 20%, die man meinesachtens noch optimieren könnte, die dann alle glücklicher und den Alltag leichter und harmonischer machen würden. Natürlich, 100% Zufriedenheit und Harmonie sind utopisch, aber wenn jeder ein bisschen mehr von dem macht, was er sich wünscht, was ihn glücklich macht, macht das doch dann auch die anderen glücklich! Ich glaube, dass Selbstliebe da dann eine große Rolle spielt, dass man es sich selbst wert ist, für sich und seine eigene Zufriedenheit einzustehen. Selbstverständlich ohne dabei alle Anderen zu vergessen und ohne Egoismus.

        Wenn ich mich selbst liebe und akzeptiere, liebe und akteptiere ich auch andere.
        Wenn ich meine eigenen Sehnsüchte annehme und ihnen folge, erlaube ich auch anderen, das gleiche zu tun.
        Wenn ich mit mir selbst glücklich und im Reinen bin, wünsche ich das auch anderen. Dann macht alleine meine Anwesenheit andere glücklich und ausgeglichener. Dann entsteht Harmonie.

        Alles Liebe,
        Alex

        • Ah, Alex, ich wünschte, ich wäre in deinem Alter schon so weise gewesen! Ich kann allem zustimmen, was du schreibst.

          Ich glaube, um dich braucht man sich wirklich keine grossen Sorgen zu machen 🙂

          Alles Liebe,
          Karin

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