Überheblichkeit, Besserwisserei & Co.

Immer wieder begegnen wir Menschen, die wir als selbstbewusst und selbstsicher erleben, manchmal sogar als überheblich oder beinahe grössenwahnsinnig, zumindest auf den ersten Blick. Lernen wir sie dann näher kennen, entdecken wir – manchmal mit Erstaunen –, dass ihre vermeintliche Selbstsicherheit nur eine Fassade ist und sich dahinter ein Mensch verbirgt, der an sich zweifelt und äusserst verletzlich ist.
Bei Menschen, die arrogant sind, immer alles besser wissen oder stets noch etwas anzumerken haben, ist es offensichtlich, dass sie unter mangelndem Selbstwertgefühl leiden und es durch solche Verhaltens­weisen kompensieren. Da sie ihren eigenen Wert nicht kennen (oder anerkennen), versuchen sie, sich eine Selbst-Wichtigkeit als Ersatz für ihre fehlende Selbst-Wertigkeit zu geben. Sie müssen sich selbst und ihrer Umgebung fortwährend zeigen und beweisen, dass sie mehr wissen, mehr können, mehr leisten, oder die Mitmenschen erniedrigen, sodass sie selbst sich erhöht fühlen. Auch zum Schutz, um nicht von anderen verletzt zu werden…
Wer hingegen in sich selbst geborgen ist, sich annimmt mit Stärken und Schwächen, um seinen wahren Wert weiss – hat solch ein Mensch es nötig, anderen ständig seine Überlegenheit zu demonstrieren?

Um unser Selbstwertgefühl zu stärken, sollten wir auf solche Verhaltensweisen bewusst verzichten. Nachfolgend eine kleine Übungsanleitung:
• Ich verhalte mich stets so, dass andere Menschen sich in meiner Gegenwart wohl fühlen, d.h. ich behandle sie mit Respekt, ohne Arroganz, bin offen, freundlich und zuvorkommend – zu allen! Das praktiziere ich mit Freunden, Bekannten, Familienmitgliedern ebenso wie mit Unbekannten, denen ich möglicherweise ein einziges Mal begegne.
• Achtung! Das heisst nicht, dass ich meine Meinung nicht sagen darf, mich dem Ego anderer zu unterwerfen habe, nicht klare Grenzen setzen soll – aber eben: mit Respekt, ohne Arroganz, freundlich, zuvorkommend und trotzdem bestimmt.
• Und vor allem: Ich empfinde mich durch mein wohlwollendes Verhalten nicht als unterwürfig oder unwürdig, bin mir im Gegenteil stets bewusst, dass ich wertvoll bin, unabhängig von meinem Verhalten anderen gegenüber und von ihrem Verhalten mir gegenüber. Ich fühle mich in meinem Tun und Lassen sicher und standfest.

Es versteht sich, dass wir gerade den Überheblichen und den Besserwissern nicht in der gleichen Weise begegnen sollten, wie sie uns gegenüber auftreten, sondern mit Milde und Verständnis – und anstatt sie noch „kleiner“ zu machen, vielmehr versuchen, ihr mangelndes Selbstwertgefühl zu stärken, indem wir sie auf ihre wahren Werte aufmerksam machen und diese anerkennend hervorheben, sie loben und ermuntern.

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„Schönheit ist Selbstvertrauen“ – nein!

Die Kosmetik- und die Modebranche, mehr und mehr auch die plastische Chirurgie, wollen uns glauben machen, dass Schönheit wichtig sei für unser Selbstvertrauen. Das neueste Beispiel, der Slogan von Nivea, geht sogar noch weiter: „Schönheit ist Selbstvertrauen“. Schönheit ist Selbstvertrauen? Und all die Menschen, die sich als nicht schön empfinden? Und wenn die Schönheit irgendwann vergeht?
Es mag zu unserem Selbstvertrauen beitragen, wenn wir uns schön fühlen, wenn man uns bewundert und begehrt, und wir machen so viel dafür! Es mag vorübergehend gut tun, uns helfen. Aber eine gesunde Basis für unser Selbstwertgefühl ist es nicht. Die einzige wirklich tragende Basis ist: „Ich bin wertvoll, weil ich bin.“ Wir alle sind wertvoll, jeder Mensch, jedes Wesen, wir alle brauchen keinen Grund.
Meine Mutter sagte mir früher einmal: „Für die Schönheit muss man leiden.“ Ich weiss nicht mehr, worauf sie anspielte, vielleicht auf die engen Korsetts ihrer Generation… Heute sind es die engen Jeans und so vieles, was Frauen und Männer auf sich nehmen, um schön zu scheinen. Zu scheinen – denn wahre Schönheit kommt ausschliesslich von innen. Banal diese Weisheit? Ja, bestimmt. Aber nicht minder wahr. In wahrer Schönheit erstrahlen wir, wenn wir uns für wertvoll halten, zu uns selbst stehen und uns selbst annehmen, so wie wir sind.
Übrigens: Das macht uns auch für andere anziehend, wirklich anziehend. Und diese Schönheit vergeht nicht.

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Endlose Diskussionen

Bestimmt habe ich mehrmals schon darauf hingewiesen, dass es eine ganze Menge Verhaltensweisen gibt, die uns erkennen lassen, wie es mit unserem Selbstwertgefühl steht. Darunter fallen auch die Besserwisserei und die Rechthaberei.

Sofort durchschaubar sind sie, wenn wir auf jede Aussage eines anderen etwas zu sagen/erwidern/hinzuzufügen/anzumerken haben, und selbst wenn die Aussage korrekt, klar und unmissverständlich ist, sie etwas präzisieren müssen. Warum tun wir das? Aus einem Bedürfnis, ständig zu beweisen, was wir wissen, um uns selbst in den Vordergründ zu rücken beziehungsweise andere in den Hintergrund zu verdrängen und ähnlichen Gründen. Das haben wir aber nicht nötig, wenn wir über ein starkes Selbstwertgefühl verfügen!

Eine subtilere Form sind die endlosen Diskussionen, gehe es um allgemeine Themen oder um persönliche, wenn wir auf jede Entgegnung unseres Gegenübers immer noch ein Argument und noch eines vorbringen. Es ist uns unheimlich wichtig, ja nicht als „Verlierer“ dazustehen, und bei ideologischen Streitgesprächen auch darum, den anderen um jeden Preis zu überzeugen. Warum können wir nicht unsere Meinung sagen, vielleicht noch eine Erläuterung anfügen, sollte es der Gesprächspartner beispielsweise missverstanden haben, und dann aber einfach so stehen lassen?
Damit beweisen wir Grösse und Stärke (und Selbstvertrauen!), und nicht indem wir auf etwas herumreiten und es ins Endlose ziehen!

Selbst wenn es um Meinungsverschiedenheiten geht, von denen wir meinen, sie müssten unbedingt geklärt werden, ist es meistens hoffnungslos, wenn es nicht mit den ersten zwei oder drei Argumenten gelingt. Dann ist es sinnvoller und für beide befriedigender, das Thema abzuschliessen und wirklich einen Schlussstrich darunter zu ziehen. Selbst wenn unser Gegenüber zu den Menschen gehört, die es einfach nicht sein lassen können… gegen unser Schweigen ist er machtlos!

Als konkretes Beispiel erzähle ich euch von einem solchen Gespräch, das ich vor wenigen Tagen mit einem guten Freund hatte, der ein recht starkes Selbstbewusstsein besitzt.
1) Ich machte eine ihn betreffende Aussage, die überaus liebevoll gemeint war, die ich jedoch mit einer Prise Humor würzte.
2) Er reagierte recht heftig und ich empfand seinen Antwortsatz als respektlos mir gegenüber und spürte eine gewisse Empörung in mir.
3) Das teilte ich ihm bestimmt und nüchtern mit; weil ich aufgrund seiner Reaktion annahm, er hätte meine Aussage 1) missverstanden, erläuterte ich sie ihm nochmals mit anderen Worten.
4) Er verstand, was ich meinte, und antwortete, er sehe in seiner Aussage 2) nichts Respektloses – er verhalte sich mir gegenüber nie respektlos – und er würde mir den gleichen Satz jederzeit genau so wieder sagen. Für ihn sei die Angelegenheit damit erledigt.

Und für mich war sie es auch! Hätte ich mich nochmals erklären sollen, darauf beharren, es sei doch respektlos gewesen und ähnliches und eine endlose Diskussion heraufbeschwören – die ja ohnehin gar nicht möglich war, wenn er nicht mitspielte? Reine Zeit- und Energieverschwendung!
Meine Empörung war schlagartig verschwunden – ich nickte und lächelte. Und wir gingen zu einem bereichernden Thema über…

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Das Bedürfnis nach positiver Fremdbewertung

Seit gut einem Monat bin ich wieder ein regelmässiger Gast im Fitness-Center, nachdem ich einige Jahre lang ausgesetzt hatte. Ich mag dieses Training an den Maschinen, so ganz für mich allein, es hat etwas Meditatives und es zwingt mich, ganz bei mir selbst zu sein, mich nur auf eine Muskeln zu konzentrieren und alle Gedanken loszulassen.
Doch natürlich schaffe ich das nicht immer und ich beobachte dabei auch gerne die anderen Trainierenden. Die einen mit zu hoch angesetzten Gewichten verzerren ihr Gesicht vor lauter Schmerz. Andere schauen ständig um sich, ob auch ja jemand bemerkt, wie stark sie sind. Einzelne erhöhen sogar, nachdem sie ihre Übung beendet haben, noch verstohlen das Gewicht, bevor sie die Maschine verlassen, um den nächsten damit zu beeindrucken.

Warum haben wir es so oft nötig, anderen zu zeigen, wie stark, gut, schön, intelligent, mutig wir sind? Weil wir unser Selbstbewusstsein – unser Selbstwertgefühl – daraus beziehen, wie andere uns bewerten.
Wenn wir uns jedoch darauf abstützen, versuchen wir uns stets so zu verhalten, dass ihr Urteil positiv ausfällt. Das kann dazu führen, dass wir ständig Angst haben, etwas falsch zu machen, etwas Dummes zu sagen oder uns blöd anzustellen und uns deshalb unter Menschen nicht wohl fühlen, schüchtern, unsicher, gehemmt, blockiert, introvertiert sind.
Weil wir uns stets bemühen, unseren Mitmenschen nicht zu missfallen, versuchen wir, uns immer nur von unserer besten Seite zu zeigen – oder gar so, wie wir gar nicht sind. Diese Maske, die wir tragen, kostet uns viel Energie, denn wir spielen ja fortwährend eine Rolle und sind nie wirklich wir selbst!

Es ist ungemein wichtig, dass wir dieses Bedürfnis nach positiver Fremdbewertung ablegen. Fangen wir damit an, nichts mehr vorzuspielen. Wenn wir etwas nicht können oder nicht wissen, geben wir das zu und versuchen nicht, es zu vertuschen. Wenn uns etwas auf der Zunge liegt, sagen wir es und überlegen nicht zuerst, wie es beim Gegenüber wohl ankommt. Wir ziehen nicht länger den Bauch ein, wenn wir an einem Strassencafé vorbeigehen. Und und und… Übungsmöglichkeiten in unserem Alltag gibt es genug!

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Ein Tag ohne Lüge

In meinen Kursen und meinen Texten versuche ich immer, möglichst konkrete und im Alltag praktikable Hinweise zu geben. Es genügt nämlich nicht, einem Menschen zu sagen: „Du musst dich selbst mehr lieben!“ oder „Du musst ein bisschen mehr Vertrauen ins Leben haben!“.
Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass solche Ratschläge nutzlos sind. Was heisst es denn, mich mehr zu lieben? Wie mache ich das? Und wie stelle ich es an, damit ich ins Leben mehr Vertrauen habe?
Das ist, als würden wir einem kleinen Kind sagen: „Du musst gesünder essen.“ Woher soll es denn wissen, was gesund ist? Wenn wir ihm aber erklären, dass Obst gesund ist und (zuviel) Süssigkeiten ungesund, und ihm auftragen, jeden Tag einen Apfel zu essen, kann es unseren Rat befolgen – wenn es mag und will!
Wir Menschen sind, was unsere innere Entwicklung betrifft, wie Kinder: Man muss uns klar sagen, was wir tun können, um uns zu ändern. Deshalb greife ich heute ein Thema wieder auf, über das ich früher auch schon geschrieben habe: das Lügen.
Wenn wir nicht die Wahrheit sagen, hat das einen Grund (siehe beispielsweise „Das Ja ein Ja, das Nein ein Nein“): In den meisten Fällen geschieht es wegen einer unserer Ängste, die Angst vor dem Urteil anderer, nicht geschätzt und anerkannt zu werden, vor Konflikten und viele mehr. Lügen zeugt oft von einem Mangel an Selbstliebe. Wenn wir uns selbst bedingungslos lieben und folglich von keinem anderen Menschen abhängig sind – weshalb sollten wir dann lügen?

Deshalb: Versucht einmal, einen ganzen Tag lang keine einzige Unwahrheit über die Lippen kommen zu lassen! Nehmt es euch am Morgen, gleich nach dem Aufstehen vor: „Heute sage ich nur die Wahrheit.“ Rutscht euch dann trotzdem die eine oder andere Lüge heraus, berichtigt sie sofort.
Ja, es braucht etwas Mut – aber ohne Mut, ohne einmal etwas zu wagen, kommen wir nicht weiter. Wagt es! Was kann euch schon passieren…
Habt ihr dann diesen einen Tag geschafft, seid stolz auf euch und fühlt euch gut dabei! Auch wenn ihr ein- oder mehrmals dennoch gelogen habt, macht euch keine Vorwürfe: Eine Veränderung geschieht nicht von einem Tag auf den anderen. Nehmt euch einfach vor, es wieder zu versuchen.
Und dann versucht ihr es wieder, am nächsten oder am übernächsten Tag. Ihr werdet staunen, wie ihr dadurch euer Selbstwertgefühl innerhalb kurzer Zeit stärkt!

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Die Magie der Worte

Wie sind wir zu dem geworden, was wir sind? Nicht zuletzt durch Worte – Worte, die man uns als Kind gesagt hat. Worte, die wir immer wieder gehört haben. Das „Du kannst nicht gut zeichnen“ eines Lehrers, das „Alle Männer sind untreu“ der Mutter. Worte, die unsere Wertvorstellungen über uns selbst und andere geprägt haben.
Wir glauben, was uns als Kind gesagt wird, das geht tief in uns hinein, besonders wenn es von jemandem stammt, den wir lieben, von Eltern oder anderen Bezugspersonen. Manchmal sieht man bei Erwachsenen beispielsweise diese „blockierte Intelligenz“, wenn man ihnen als Kind häufig gesagt hat, dass sie dumm sind, etwas nicht können oder nichts begreifen – obwohl es überhaupt nicht zutrifft. Wir werden zu dem, was wir zu sein glauben.
Als Teenager begegnete ich einmal einem älteren Mann, der mich durch seine Lebensphilosophie beeindruckte, ich erinnere mich nicht an die Details unseres Gesprächs. Nur an diesen einen Satz, den er mir über mich sagte: „Du erfreust dich an den kleinen Dingen des Lebens, an einer Blume am Wegrand…“ Nun, ich weiss nicht, ob ich damals tatsächlich so war, aber ich weiss, dass ich heute so bin – die Aussage dieses Mannes ist in mir eingeprägt geblieben (und das ist immerhin schon 40 Jahre her!), sie war wie eine Prophezeiung, die sich erfüllt hat.

Machen wir uns bewusst, dass viele unserer Begrenzungen, unserer Selbstzweifel, unserer Unsicherheiten, unserer Ängste auf solchen Prägungen beruhen; wir haben sie zwar nicht selbst gewählt, doch jetzt halten wir an ihnen fest. Es ist nicht einfach, Eigenschaften loszuwerden, die wir seit der Kindheit pflegen. Wir müssen uns zuerst einmal im Klaren sein, dass wir nicht „einfach so sind“ – wir wurden so gemacht, und jetzt haben wir die Wahl, uns zu ändern. Über verschiedene Möglichkeiten habe ich auf dieser Website schon geschrieben.
Heute will ich euch dazu ermuntern, auch die „Magie der Worte“ dafür einzusetzen. Ebenso wie Worte uns gebremst, eingeengt und klein gehalten haben, so können sie uns auch fördern, ermutigen, stärken. Ich meine damit Affirmationen, kurze Sätze, die wir uns selbst immer wieder aufsagen, bis sie tief in unser Unbewusstes eingedrungen sind und die alten Muster gewissermassen überschreiben. Werden wir so, wir wir sein wollen!
Nachfolgend führe ich einige Affirmationen für die Selbstliebe auf. Diese Affirmationen und eine einfache Anleitung, wie man sie verwendet, habe ich auf einem Blatt zusammengefasst, das ihr hier als PDF-Datei herunterladen könnten.

Affirmationen für Selbstliebe
• Ich bin es wert, mich selbst zu lieben •
• Ich bin es wert, geliebt zu werden •
• Ich nehme mich an und liebe mich, wie ich bin •
• Ich wage jetzt, ich selbst zu sein •
• Ich verzeihe mir alle meine Unzulänglichkeiten •
• Ich bin voller guter Eigenschaften, ich lasse sie jetzt wirken •
• Ich fühle mich in mir selbst wohl und geborgen •
• Ich finde jetzt Lebensfreude und Zuversicht in mir •
• Ich lasse die Vergangenheit los, ich verzeihe mir alles •

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Die Schönen und Reichen

Ich habe einige Tage in einem Kurort am Meer verbracht, wo sich die Schönen und Reichen treffen. Nein, ich gehöre nicht dazu – zumindest nicht zu den Reichen *smile*. Aber ich mag den langen Sandstrand dort und auch die Landschaften im Hinterland.

Es war recht viel los, und wenn ich jeweils müde von den langen Wanderungen in einem Restaurant draussen sass, beobachtete ich interessiert die Vorbeiziehenden.
Junge Frauen, die trotz dicken Beinen ganz selbstbewusst kurze Röcke tragen – ich sehe ihnen an, dass sie es aus Freude an der Mode, am Ausprobieren, vor allem für sich selbst tun und sich wenig darum scheren, wie sie auf andere wirken. In dieser Selbstsicherheit liegt ihre Stärke und lässt sie schön erscheinen.
„Ältere“ Frauen (ab etwa 40 bis zu meinem Alter und zum Teil noch darüber), perfekt gestylt, mit teurer Garderobe, geliftet und gebotoxt, teilweise auch mit Silikon im Busen, extrem schlank bis magersüchtig – ich sehe, wie sehr sie sich nach Bewunderung sehnen und wie sehr sie dennoch in ihrem Inneren verunsichert sind („Wie wirke ich? Wie beurteilt man mich?“). Es stimmt mich immer ein bisschen traurig, wenn jemand sich auf diese Weise so ungemein bemüht, ein bisschen Anerkennung, ein bisschen Liebe zu bekommen… Unweigerlich denke ich zurück, als ich noch ein dummer Teenager war, an meine Mini-Jupes, knapper geht nicht, knallenge Hosen – was habe ich schon alles getan, um ein bisschen (männliche) Anerkennung, ein bisschen Liebe zu bekommen… Bis ich endlich gemerkt habe, dass was ich für meine „sexy“ Kleidung bekam, oft nicht viel mit echter Anerkennung und wahrer Liebe zu tun hatte. Und ich endlich gelernt habe, mich selbst zu lieben und nur noch darauf zu zählen.
Interessant waren auch die mittelalterlichen Männer. Sie schienen viel weniger auf ihr eigenes Äusseres zu geben – dafür führten sie stolz ihre mindestens 20 Jahre jüngere Freundin vor.

Ja, ich weiss, eine Menge Clichés. Sie wurden mir halt wieder einmal so gehäuft und so deutlich vor Augen geführt. Wobei sie nicht nur in der Welt der Reichen vorkommen und in fast jedem von uns etwas davon mitspielt.

Und ich kann die „Moral von der Geschichte“ nur einmal mehr wiederholen: Wenn wir unser Selbstwertgefühl aus Äusserem beziehen – vor allem aus der Schönheit –, verlieren wir es unweigerlich irgendwann. Wie ein amerikanischer Folksong treffend sagt:

So come all ye young lovers,
Take a warning from me,
And never place your affections
On a green growin‘ tree,
Ooh, on a green growin‘ tree.
‚Cause the leaves they will wither
Roots will decay,
And the beauty of a young maid,
Will soon fade away,
Ooh, soon fade away.

(Sinngemäss: Ihr jungen Verliebten, hört auf mich und hängt eure Liebe nicht an einen wachsenden Baum. Denn die Blätter werden welken und die Wurzeln werden vermodern, und die Schönheit einer jungen Frau wird bald vergehen.)

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„Weil Sie es sich wert sind!“

Unter diesem Titel – dem bekannten Werbeslogan – hat C.S., eine 18-jährige Schülerin der Fachmittelschule Bern, ihre Abschlussarbeit geschrieben. Es geht darin, wie der Untertitel sagt, um die Gründe, warum junge Frauen oft einen eher schwachen Selbstwert haben und wie sie ihn stärken können.

Ich habe diese junge Frau vor einigen Monaten persönlich kennengelernt: Sie ist sehr hübsch und strahlt viel Liebe und Güte aus. Und doch leidet sie nach eigenen Aussagen auch unter mangelndem Selbstwertgefühl – oder hat darunter gelitten, denn sie hat bewusst an sich gearbeitet und ist auf dem besten Weg, eine selbstbewusste Frau zu werden, die ihren wahren Wert kennt. Ihr Ansporn, eine Arbeit zu diesem Thema zu schreiben, erklärt sie in der Einleitung:

Ich habe drei Schwestern, und bin die Zweitälteste. Wir alle haben in meinen Augen einen schwachen Selbstwert! Jede von uns hat Probleme mit ihrem Aussehen, vor allem mit dem Gewicht, obwohl keine von uns übergewichtig ist, im Gegenteil! […] Bei mir persönlich äussert sich dies so: Ich ertappe mich ständig wie ich mich mehr um das Wohl anderer, als um mein eigenes kümmere. Das hat zur Folge, dass ich meine eigenen Bedürfnisse nicht ernst nehme, ja zum Teil sogar fast nicht mehr wahrnehme. […] Viele meiner Probleme mit dem Selbstwertgefühl, erkenne ich auch bei Freundinnen von mir wieder.
Ich habe mir einfach gesagt: „Das kann/ darf doch nicht sein, dass so viele wertvolle Frauen den eigenen Wert nicht erkennen und in einem ständigen Kampf mit sich sowie auch der Umwelt leben müssen.“

C.S. hat viele Informationen zum Thema Selbstwertgefühl und Selbstliebe zusammengetragen und sie in ihrer Arbeit verarbeitet. Besonders wertvoll ist darin der „Trainingsplan“, mit dem Frauen ganz praktisch an ihrem Selbstwert arbeiten können. Ich habe diesen Trainingsplan gelesen und kann ihn euch wärmstens empfehlen. C.S. hat mir erlaubt, ihn auf dieser Website zum Download anzubieten, danke!

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Ich muss nicht vollkommen sein!

Warum bin ich mir selbst gegenüber oft kritischer und unnachgiebiger als anderen gegenüber? Und sogar als andere mir gegenüber?

Von uns selbst erwarten wir oft eine Vollkommenheit, der wir nie und nimmer gerecht werden können; diese Erwartung wird nämlich aus einem Idealbild erzeugt, das wir uns von uns selbst machen. Es stammt aus den Erwartungen, die an uns als Kind und auch später gestellt wurden, und den Vorstellungen, wie wir sein sollten, die unsere Erzieher und übrigen Autoritätspersonen uns eingepflanzt haben. Deshalb sind wir oft sehr hart in unserer Eigenbewertung und verurteilen uns gnadenlos für vermeintliche Fehler, Versagen und Unzulänglichkeiten.
Es kommt dazu, dass wir dabei ständig befürchten, andere könnten merken, dass wir nicht so vollkommen sind, wie wir meinen sein zu müssen, und wir geben uns alle erdenkliche Mühe, damit sie uns nicht sehen, wie wir wirklich sind. Doch das kostet uns eine Menge Energie; zudem können wir vor uns selbst nichts vertuschen und wir fühlen uns umso schlechter, schuldiger und unwürdiger.

Haben wir doch den Mut, endlich ein realistisches Bild von uns selbst zu malen – und es als schön und liebenswert zu sehen! Wir sind nicht weniger wertvoll, weil wir nicht fehlerlos sind, im Gegenteil: Manche Mitmenschen fühlen sich besser in unserer Gegenwart, wenn wir nicht auf einem solch hohen Podest stehen.
Betrachten wir die Alltagssituationen zudem objektiv und nicht aufgrund unseres Ideal-Eigenbilds, erkennen wir sofort, dass wir von unseren Mitmenschen nicht so kritisch beurteilt werden, wie wir selbst es tun. Und denjenigen, die immer etwas auszusetzen haben, können wir es ohnehin nicht recht machen, wären wir auch wirklich vollkommen…

P.S. Es muss noch erwähnt werden, dass das Umgekehrte auch vorkommt: Dass wir, weil wir an uns selbst solch hohe Ansprüche stellen, es auch bei anderen tun, Ansprüche, die sie, wie wir ja auch, nie und nimmer erfüllen können. Daraus entstehen viele unnötige zwischenmenschliche Probleme und Konflikte.

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Die zehn Gebote der Selbstliebe

Willkürlich von mir zusammengestellt – selbstverständlich könnte man auch viele, viele andere Gebote noch aufführen. Für Anregungen bin ich dankbar!
Wenn ihr damit arbeiten wollt, dann solltet ihr nicht gleich alle zehn zusammen befolgen, sondern euch eines, maximal zwei, herauspicken und versuchen, es im Alltag umzusetzen. Erst wenn ihr euch dabei ziemlich sicher fühlt – und das kann Monate dauern! –, geht ihr zum nächsten. Geduld ist dabei unerlässlich, etwas Mut auch und vor allem: Lasst nie Frustration oder Entmutigung aufkommen, wenn es euch nicht auf Anhieb gelingt! Das ist völlig normal. Fasst einfach jedes Mal von neuem den Vorsatz: „Das nächste Mal versuche ich es wieder.“
Falls die Reaktion eurer Mitmenschen auf euer neugewonnenes Selbstwertgefühl nicht positiv ausfällt: Bleibt trotzdem dabei! Es ist klar, dass es denjenigen nicht gefällt, die eure schwache Selbstliebe immer ausnutzten oder sich zumindest überlegen fühlten, weil ihr nicht nein sagen konntet, euch abhängig machtet und vieles mehr.

Hier sind sie also, meine zehn Gebote der Selbstliebe. Ihr könnt sie übrigens auch als PDF-Datei herunterladen – vielleicht ausdrucken, eventuell vergrössern und irgendwo aufhängen, wo ihr sie immer wieder einmal seht (ich hatte solche „Gebote“, an die ich mich erinnern wollte, früher oft an der Toilettentür – innen – aufgehängt!).

1. Du sollst dich selbst lieben, achten, wertschätzen, wie du deine Mitmenschen liebst, achtest, wertschätzest.

2. Du sollst zu dir selbst verständnisvoll, nachsichtig, verzeihend sein, wie du es meistens mit deinen Mitmenschen bist.

3. Du sollst dir selbst gönnen, was du anderen nicht verwehren würdest.

4. Du sollst dich nicht für das Denken, Fühlen, Handeln anderer verantwortlich fühlen.

5. Du sollst dir selbst vertrauen, dass du stets das tust, was gut und richtig für dich ist.

6. Du sollst jederzeit das tun, was du spürst, und niemals Angst haben, Fehler zu machen oder zu versagen.

7. Du sollst dich von niemandem abhängig fühlen oder machen und nicht fürchten, die Anerkennung und Liebe anderer zu verlieren.

8. Du sollst dir nicht einreden lassen, du seiest ein Egoist, weil du mutig deinen Weg gehst.

9. Du sollst dich nicht mit anderen vergleichen, dich nicht an und mit ihnen messen und dich nicht auf Konkurrenzkämpfe einlassen.

10. Du sollst dich nicht selbst erniedrigen in Gedanken, Worten und Taten und dich nicht selbst verurteilen.

Und noch das elfte Gebot – nicht ganz ernst gemeint, aber in der Richtung darf es schon es gehen:
Du machst immer alles richtig, brauchst dich nie schuldig zu fühlen!

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