Die schwere Maske

Wann sind wir schon wirklich wir selbst? Mit all unseren Stärken und unseren Schwächen? Wann stehen wir ganz zu uns?
Meistens zeigen wir uns nicht, wie wir wirklich sind; wir wollen etwas darstellen, uns „von unserer guten Seite“ zeigen, beispielsweise beim Chef, bei Freunden, Kindern… Auch trauen wir uns nicht, etwas zu sagen, zu widersprechen, Emotionen zu zeigen, eine Schwäche zuzugeben, um Hilfe zu bitten oder sie anzunehmen und vieles mehr. Lügen, Notlügen, kleine Unwahrheiten gehören ebenfalls in diese Kategorie. Oft hängt all das zusammen mit unserem Drang nach Anerkennung und Liebe. Wir maskieren uns in der Öffentlichkeit, zuweilen sogar vor uns selbst: Diese Maske wiegt schwer, wir brauchen viel Kraft, um sie vor uns zu halten, ohne dass wir dessen gewahr sind.

Eine solche Maske legen wir meistens auf, weil wir geschätzt und geliebt werden wollen oder um uns vor Verletzungen zu schützen: ein Lächeln, wenn es uns gar nicht drum ist oder für jemanden, dem wir es nicht von Herzen schenken (das hat nichts mit einer grundlegenden Freundlichkeit zu tun!), Tränen zurückhalten, obwohl uns zum Weinen zumute ist, den starken Mann/die starke Frau spielen, überhaupt ständig eine Rolle spielen – die charmante, die witzige, die lässige, die melancholische, die übermütige, die grosszügige… Wir versuchen ein Bild von uns zu vermitteln, das wir für „passend“ halten, sei es dass wir gerne so wären, sei es dass wir einst so waren, sei es dass wir meinen so sein zu müssen, um anderen zu gefallen. Oder wir versuchen dem Bild gerecht zu werden, das uns andere vor Zeiten übergestülpt haben („Du bist immer gut drauf!“, „Du hast immer so einen traurigen Blick“, „Du weisst immer Rat“).
Die Maske kostet uns doppelt Energie: Die Energie, um nicht aus der Rolle zu fallen, und die Energie, um gegen das Drängen unserer Seele, endlich wir selbst zu sein, anzukämpfen.

Habt den Mut, eure Maske abzulegen! Versucht es wenigstens ein Mal. Und staunt, wie viel leichter euch alles fällt, wie einfach das Leben ist – und wie all das, was ihr befürchtet, gar nicht eintritt…

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