Die Bedürfnisse befriedigen?

Es wird uns – von Psychologen und Lebensberatern ebenso wie von guten Freunden und Bekannten – oft gesagt: Du musst lernen, deine Bedürfnisse wahrzunehmen und zu befriedigen, sonst wirst du unglücklich.

Ja, es ist wichtig für uns zu wissen, was wir möchten und was nicht, was für uns von Bedeutung ist und was nicht.
Unsere Bedürfnisse befriedigen, auch uns unsere Wünsche erfüllen – dagegen ist ebenfalls nichts einzuwenden. Sofern es in unserer Macht steht. Essen, wenn ich Hunger habe, schlafen, wenn ich müde bin, Freunde treffen, wenn ich Lust dazu verspüre. Nein sagen, wenn ich etwas nicht tun will, meine Arbeitsstelle kündigen, wenn sie mich nicht mehr befriedigt, auf das Krafttraining verzichten, wenn ich gerade nicht mag.
Doch schon bei solchen einfachen, alltäglichen Bedürfnissen ist es nicht immer möglich, sie zu befriedigen. Ich kann mich nicht hinlegen und schlafen, wenn ich mich gerade in einer Sitzung befinde. Meinen Job mir nichts dir nichts aufzugeben, ohne einen neuen gefunden zu haben, hängt von den finanziellen Verhältnissen und den Verpflichtungen ab.
Unberechenbar, ja manchmal gar unmöglich, wird es mit dem Befriedigen meiner Bedürfnisse, sobald andere Menschen darin verwickelt sind oder äussere Umstände mitspielen. Wie könnte ich die ersehnte Reise machen, wenn Vulkanasche in der Luft den Flugverkehr lahmlegt? Wie mir meinen Kinderwunsch erfüllen, wenn ich einfach nicht schwanger werde? Mein Bedürfnis nach Liebe stillen, wenn ich den richtigen Partner nicht finde? Eine harmonische Ehe leben, wenn mein Mann unzuverlässig, untreu, gewalttätig, verlogen, verschwenderisch oder faul ist?

Es gibt Dinge im Leben, die wir nach unseren Wünschen gestalten können, viele mehr aber, bei denen wir nicht die Macht dazu haben. Wäre es also nicht sinnvoller, unsere Bedürfnisse wohl wahrzunehmen, uns dann aber damit auseinanderzusetzen und diejenigen abzulegen, bei denen wir nicht die Möglichkeit haben, sie zu befriedigen? Anstatt uns in Kämpfe zu verstricken, die uns unglücklich machen?

Wenn wir die Energie, die wir in solche Kämpfe und krampfhafte Bemühungen stecken, dazu verwenden, mehr Urvertrauen und Gleichmut zu erlangen, werden wir im Leben bestimmt glücklicher!
Vertrauen wir darauf, dass wir genau das bekommen, was gut für uns ist. Dass uns nichts gegeben wird, was (am Ende) nicht gut für uns ist.
Leben wir – im Kleinen wie im Grossen – nach der alten Weisheit: Ich verändere, was ich verändern kann; ich akzeptiere mit Gelassenheit, was ich nicht verändern kann; und ich bemühe mich aufrichtig darum, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Und denken wir auch immer daran: Wir können nie andere Menschen verändern, sondern nur uns selbst.

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Affirmationen für Urvertrauen

Ergänzend zu meinem anderen Artikel über die Wege, das Urvertrauen zu erlangen, erläutere ich heute noch eine weitere Methode.

Wie gesagt, das Urvertrauen ist eine Eigenschaft der Seele. Da wir jedoch vornehmlich aus dem Ego leben und dabei stark vom Unbewussten gesteuert werden, müssen wir versuchen, das Urvertrauen darin zu verankern. Das lässt sich mit Affirmationen erreichen, einer Art „Programmierung des Unbewussten“; damit können wir Überzeugungen und Verhaltensweisen ändern.

• Wähle von den nachfolgenden Affirmationen eine oder zwei aus, von denen du dich angesprochen fühlst. Du darfst die Affirmation im Wortlaut auch ändern, wenn ande­re Ausdrücke dir eher zusagen, oder eigene Affirmationen formulieren. Beachte dabei unbedingt zwei Grundregeln:
– Verwende nie verneinte Sätze (Sätze, in denen nicht, nie, kein usw. vorkommen). Sag also nicht: „Ich habe keine Angst vor der Zukunft“. Sondern: „Meine Zukunft ist voller Licht und Freude“ oder „Ich schreite mutig und zuversichtlich in die Zukunft.“ Das Unbewusste kennt nämlich keine Verneinung!
– Die Aussage muss den angestrebten Zustand in der Gegenwart und als Tatsache ausdrücken (nicht in der Zukunft oder als Wunsch). Sag also nicht: „Ich werde in die höhere Vorsehung vertrauen“ oder „Ich möchte in die höhere Vorsehung vertrauen“. Sondern: „Ich vertraue in die höhere Vorsehung.“
• Wiederhole jeden Abend unmittelbar vor dem Einschlafen die Affirmation etwa zehn Mal, halblaut oder stumm, zuerst bewusst, dann mehr und mehr ohne zu denken, wie eine Litanei; hast du zwei Affirmationen gewählt, dann wiederhole zuerst zehn Mal nur die eine und dann zehn Mal die zweite. Wenn du möchtest, fahre damit fort, bis du einschläfst.
• Am Morgen, gleich nach dem Aufwachen, bevor du aufstehst, tust du das Gleiche.
• Du kannst die Affirmation auch überall und jederzeit tagsüber wiederholen, wenn du gerade etwas Zeit hast, beispielsweise bei einem Spaziergang, während des Kochens, beim Warten auf den Zug.

Affirmationen für Urvertrauen
• Ich weiss, dass ich alles bekomme, was gut für mich ist •
• Alles, was ich brauche, wird mir gegeben •
• Der göttliche Plan für mich erfüllt sich, ich lasse ihn zu •
• Ich weiss, dass alles, was geschieht, einen Sinn hat •
• Ich vertraue in die höhere Vorsehung •
• Ich habe das Vertrauen, um jede Situation anzugehen •
• Ich gehe meinen Weg mit Mut, Kraft und Vertrauen •
• Ich vertraue in die göttliche Weisheit, die mich führt •
• Meine Zukunft ist voller Licht und Freude •
• Ich freue mich auf jeden Tag, was er mir auch immer bringt •
• Alles ist möglich, wenn der göttliche Wille es so bestimmt •

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Stufen

Ein wunderbares Gedicht hat mir ein Freund zugesandt. Ich kannte es nicht, obwohl ich einiges von Hermann Hesse gelesen habe. Es zeugt von viel Urvertrauen und macht Mut, deshalb möchte ich es hier mit euch teilen.

Stufen
Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf‘ um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden…
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

Hermann Hesse

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Garantien

Sicherheit suchen wir im Leben, die Gewissheit, dass die Dinge sich so entwickeln, wie wir sie planen und wünschen.
Wenn ich die Arbeitsstelle wechsle – wird es mir an der neuen gefallen?
Die neue Wohnung – stimmt wirklich alles, wie es auf den ersten Blick aussieht, ist sie auch schön warm geheizt im Winter, beschweren sich die Nachbarn nicht wegen jeder Kleinigkeit?
„Ja, ich will“ – wird unsere Ehe halten, bis dass der Tod uns scheidet?

Es gibt keine Garantien im Leben. Es ist alles ständig im Fluss, alles verändert sich fortlaufend, und wir uns darin. Wir selbst können ja keine Garantien abgeben, dass unsere Wünsche in einigen Jahren noch die gleichen sind, unsere einmal gesetzten Prioritäten weiterhin gelten, ja nicht einmal für unsere Gefühle dürfen wir die Hand ins Feuer legen.

Und das ist gut und richtig so. Der Wandel ist ein Gesetz des Lebens.

Vertrauen wir darauf, dass sich für uns alles stets zum Besseren wandelt! Selbst wenn es manchmal, in der Phase der Veränderung, nicht so aussieht, wenn wir uns mit Herausforderungen und Hindernissen konfrontiert sehen, wenn die ersten Schritte mühsam und unsicher sind. Vertrauen wir trotzdem darauf, dass alles einen Sinn hat, wir immer das bekommen, was gut für uns ist.
Und lassen wir vor allem unsere Zukunftsängste fallen, wagen wir neue Wege – und akzeptieren wir die Wege, die das Schicksal für uns vorsieht.

Garantien, dass alles immer so bleibt, wie es gerade ist, haben wir nicht. Aber die Garantie, dass wir geführt und getragen werden zu Neuem, das schöner und bereichernder ist als das Alte.

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Urvertrauen – psychologisch und spirituell

Der Begriff des Urvertrauens wird in der Psychologie definiert als ein Grundvertrauen, das der Säugling im ersten Lebensjahr (beziehungsweise in den ersten Lebensjahren, ev. bereits im Mutterleib ) erwirbt oder eben nicht. Bestimmend ist, wie das Kleinkind seine Bezugspersonen und seine Umwelt erfährt.
Dieses Grundvertrauen ist die Basis für eine positive, optimistische Lebenseinstellung, ferner für Selbstwertgefühl, Beziehungsfähigkeit, die Fähigkeit mit Herausforderungen umzugehen und mehr.

Es stellen sich zwei Fragen:
• Kann man Urvertrauen während des Lebens noch aufbauen, wenn man es in der Kindheit nicht erworben hat?
• Kann man das in der Kindheit erworbene Urvertrauen während des Lebens wieder verlieren?

Auf die psychologische Sicht will ich nicht eingehen, es ist ja auch nicht mein Fachgebiet. Spirituell betrachtet, ist das Urvertrauen eine Eigenschaft unserer Seele. Es ist in jeder Seele vorhanden und muss in diesem Sinne nicht erworben werden, noch kann es verloren gehen.
Das Urvertrauen gründet auf dem Glauben, dass das Leben einen Sinn hat, einen höheren; dass das Göttliche um die Menschen, um alle Wesen, um das ganze Universum besorgt ist; und dass es die Geschicke, zumindest in einem gewissen Ausmass, lenkt und jedem gibt, was er braucht und gut für ihn ist.
Daraus entsteht ein Vertrauen ins Leben, das uns die Kraft gibt, auch Herausforderungen anzunehmen und schwere Zeiten durchzustehen.

Das Urvertrauen ist also in jedem von uns, allerdings in unserer Seele verborgen. Wir nehmen es nicht wahr, weil wir in der Regel nicht aus unserer Seele, sondern aus dem Ego leben. Wir können es aber in unser Bewusstsein holen durch einen Erkenntnisprozess, der un­terschiedlich verläuft, bei den einen lange und beschwerlich, bei den anderen schnell und fast mühelos. Das Urvertrauen zu finden, bedingt nämlich eine stärkere Verbindung zu unserer Seele – und das ist, ebenso wie die Gottesverwirklichung, eine Gnade. Dieser Zustand lässt sich nicht erzwingen, sondern nur im stetigen Bemühen anstreben. Irgendwann bekommen wir ihn dann geschenkt.
Ich habe auf dieser Website schon verschiedentlich Erkenntnisse und Wege erwähnt, wie wir unser Urvertrauen finden. Ich erinnere nur nochmals an zwei grundlegende Einsichten, die wir uns immer wieder bewusst machen müssen.
1. Ich bekomme immer das, was ich brauche und mir gut tut. Unabhängig von meinem Streben und Bemühen, wird mir gegeben, was meine innere Entwicklung fördert, und es wird mir genommen, was sie hemmt. Ich besitze nicht die Macht, etwas zu erlangen, was nicht für mich bestimmt ist. Dies auf lange Sicht betrachtet, denn bei einem im wahren Sinne des Wortes kurzsichtigen Blickwinkel bekomme ich manchmal, was ich will – doch wenn es dem fernen Ziel entgegensteht, geht es mir wieder verloren oder wird mich so unglücklich machen, dass ich von mir aus einen anderen Weg einschlage.
2. Es kann mir nichts geschehen, was nicht gut für mich ist. Alles, was mir zustösst, verfolgt einzig den Zweck, mich etwas zu lehren, mir neue Erkenntnisse zu vermitteln, meine innere Entwicklung zu fördern. Dabei sind alle und alles meine Lehrer in dieser Lebens­schule. Kein Mensch, keine Naturgewalt, kein Lebewesen besitzt die Macht, mir etwas anzutun, falls es nicht sein darf und meinem individuellen Lernprozess zuwiderläuft. Und wie sehr ich auch versuche, etwas zu meiden oder zu fliehen, ich kann nichts abwenden, was für mich bestimmt ist. Ich darf aber auch darauf vertrauen, dass mir nie mehr aufgebürdet wird, als ich zu tragen vermag.

Wenn wir diese beiden Grundsätze beherzigen: Wozu sollten wir uns Sorgen machen? Und wovor uns fürchten? Es besteht objektiv kein Grund dazu! Es kommt ohnehin immer so, wie es gut für mich ist.

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Sehnsucht in Vorfreude verwandeln!

Urvertrauen ist unter anderem: Wissen, dass wir immer das bekommen, was wir brauchen, und zwar genau zum richtigen Zeitpunkt und im richtigen Mass.
Ich will heute in diesem Zusammenhang eine Empfindung ansprechen, die wir alle kennen: die Sehnsucht nach einem geliebten Menschen. Müssen wir für eine kürzere oder längere Zeit von ihm getrennt sein, sehnen wir uns nach ihm und vermissen ihn – manchmal bereits nach wenigen Stunden!
Natürlich sind solche Gefühle durchaus menschlich, und meistens sind sie auch nicht wirklich unangenehm. Doch von einer höheren Warte aus betrachtet, zeugen sie von mangelndem Urvertrauen. Sollten wir nicht davon überzeugt sein, dass wir den geliebten Menschen dann wiedersehen, wenn es gut für uns ist? Dass die Vorsehung uns genau so oft mit ihm zusammen sein lässt, wie es eben sein soll?
Und ist es nicht wichtig, stets in der Gegenwart, im Augenblick, zu leben? Also auch während der Zeit der Trennung ganz zu leben, zu tun, was zu tun ist, alles zu geniessen und nicht sehnsuchtsgequält zu vegetieren?

Versuchen wir doch einfach, die Sehnsucht in die Vorfreude auf das nächste Zusammensein zu verwandeln! Es ist ein subtiler Unterschied – versucht einmal, ihn zu spüren, und ihr werdet sehen, dass sich Vorfreude viel besser anfühlt!

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Zitate zum Urvertrauen

Immer wieder begegnen mir schöne Zitate zum Urvertrauen im weiteren Sinne. Ich habe viele gesammelt und veröffentliche einige davon heute hier ohne weiteren Kommentar.

Und was ist die Angst vor der Not anderes als Not? Ist nicht Angst vor Durst, wenn der Brunnen voll ist, der Durst, der unlöschbar ist?
Khalil Gibran

Aus Angst, mit Wenigem auskommen zu müssen, lässt sich der Durchschnittsmensch zu Taten hinreissen, die seine Angst erst recht vermehren.
Epikur

Gott fordert von niemandem mehr, als er vermag.
Koran, Sure 2,286.

Es entspricht einem Lebensgesetz: Wenn sich eine Tür vor uns schliesst, öffnet sich eine andere. Die Tragik ist jedoch, dass man auf die geschlossene Tür blickt und die geöffnete nicht beachtet.
André Gide

Wenn die Richtung stimmt, öffnet sich der Weg vor deinen Füssen.
Indianische Weisheit

Eher hört die Erde auf sich zu drehen, als dass die Menschheit aufhört, sich auf eine Einheit hin zu entwickeln.
Teilhard de Chardin

Es gibt Leiden, von denen man die Menschen nicht heilen sollte, weil sie der einzige Schutz gegen weit ernstere sind.
Marcel Proust

Von der Natur aus gibt es weder Gutes noch Böses. Diesen Unterschied hat die menschliche Meinung gemacht.
Setus Empiricus

Alles ist vorherbestimmt, Anfang wie Ende, durch Kräfte, über die wir keine Gewalt haben. Es ist vorherbestimmt für Insekt nicht anders wie für Stern. Die menschlichen Wesen, Pflanzen oder der Staub, wir alle tanzen nach einer geheimnisvollen Melodie, die ein unsichtbarer Spieler in den Fernen des Weltalls anstimmt.
Albert Einstein

Was nicht geschehen soll, wird niemals geschehen, wie sehr man sich auch darum bemüht. Und was geschehen soll, wird bestimmt geschehen, wie sehr man sich auch anstrengt, es zu verhindern. Das ist gewiss. Weise zu sein bedeutet daher, still zu bleiben.
Ramana Maharshi

Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will.
Dietrich Bonhoeffer

Tausend Türen tut Er auf, wo der Mensch ausserstande ist, sich auch nur eine vorzustellen.
Baha’i Weisheit

Alle Tage meines Lebens hast du in dein Buch geschrieben – noch bevor einer von ihnen begann.
Bibel, Psalm 139,16

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Wieder einmal zum Thema Nächstenliebe

Immer wieder einmal sage oder schreibe ich: Wer sich selbst nicht liebt, kann auch keinen anderen Menschen wirklich lieben.
Dennoch können wir unsere Selbstliebe auch fördern und stärken, indem wir wahre Nächstenliebe praktizieren. Wohlverstanden nicht mit einem Hintergedanken des Eigennutzes, nicht aus Verlustangst oder Unterwürfigkeit, nicht um der Anerkennung willen, nicht einmal um uns selbst dabei gut zu fühlen. Sondern einfach, um einem Mitmenschen etwas zuliebe zu tun oder ihm zu helfen.
Wenn wir freimütig geben, hilft das wiederum uns: Denn alles, was wir nicht aus der Not der eigenen Bedürftigkeit tun, fördert unser Selbstwertgefühl – und auch das Urvertrauen, dass wir immer bekommen, was wir brauchen.

Dazu eine hübsche jüdische Geschichte:

Ein Rabbi fragte einmal Gott, was der Unterschied zwischen Himmel und Hölle sei.
„Das schaust du dir am besten selbst an“, sagte Gott und führte den Rabbi in einen grossen Raum; in der Mitte loderte ein Feuer und darauf war ein Topf, aus dem es wunderbar duftete. Ringsherum sassen abgemagerte, blasse Menschen. In der Hand hielten sie langstielige Löffel, mit denen sie zwar aus dem Topf schöpfen, aber wegen des langen Stiels die herrliche Speise nicht in den Mund führen konnten.
Der Rabbi schaute Gott fragend an. „Das ist die Hölle“, erklärte Gott. „Und jetzt zeige ich dir den Himmel.“
Sie schritten weiter in einen zweiten Raum. Auch hier brannte ein Feuer, auf dem in einem Topf ein schmackhaftes Essen brodelte. Die Menschen, die um dieses Feuer sassen, hielten die gleichen langstieligen Löffel in der Hand wie diejenigen im ersten Raum – doch sie sahen gesund, wohlernährt und zufrieden aus.
Sie versuchten nicht, sich erfolglos das Essen in den Mund zu schieben – sie fütterten einander gegenseitig.

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Zwei Wege, mit äusseren Umständen umzugehen

Angeregt durch die Kommentare von Lisa (siehe hier), schreibe ich heute einige kurze Betrachtungen zum Umgang mit äusseren Umständen.

• Wenn ich mit einer Situation unglücklich bin, sollte ich mich darum bemühen, etwas daran zu ändern.

• Es gibt äussere Umstände, die ich nicht ändern kann, beispielsweise den Tod eines geliebten Menschen, und es gibt andere, bei denen es in meiner Macht liegt, etwas zu unternehmen.

• Wenn ich die äussere Situation ändern kann, bleibt die Frage, ob ich es auch will und den Mut dazu habe. Natürlich auch, ob es wirklich sinnvoll ist… Diese Entscheidung kann mir niemand abnehmen und es ist ratsam, dabei nicht allzu sehr auf andere zu hören, sondern nur auf mich selbst.

• Etwas ändern – und damit wieder glücklicher werden – kann ich jedoch immer!
Weg 1: Wenn es möglich ist, verändere ich die äussere Situation, mit der ich nicht zufrieden bin. Dabei vertraue ich darauf, dass in jedem Fall alles zu meinem Guten kommt: Es gibt keine Fehler, nur Erfahrungen! Und nichts ist für die Ewigkeit. Ich habe jederzeit das Recht, meine Entscheidung zu überdenken, zu ändern und eine andere Richtung einzuschlagen.
Weg 2: Wenn ich die äusseren Umstände nicht beeinflussen kann – weil es nicht in meiner Macht steht oder weil ich es nicht will, nicht wage, nicht für sinnvoll halte –, bleibt mir die Möglichkeit, meine innere Position zu ändern. Nicht selten machen wir uns nämlich selbst unglücklich, weil wir unrealistischen Vorstellungen und Träumen nachhängen, uns mit unabänderlichen Gegebenheiten nicht abfinden wollen, weil wir zu ungeduldig sind und aus vielen anderen Gründen, die einzig in uns selbst liegen. Mit etwas mehr Urvertrauen und vor allem mit mehr Gleichmut (Gelassenheit) würden wir uns das Leben wesentlich leichter machen! (Zum Thema Gleichmut siehe z.B. hier, hier und hier).

Welcher Weg in welcher Situation einzuschlagen ist, kann – wie gesagt – nur jeder Mensch selbst für sich entscheiden. Wichtig ist, etwas zu unternehmen, um wieder glücklicher zu sein! Das liegt immer in unserer Macht. Und halten wir uns dabei an das bekannte Gebet:

Lieber Gott,
Gib mir den Mut zu ändern, was ich ändern kann,
Die Kraft auszuhalten, was ich nicht ändern kann,
Und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

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Mir selbst bedingungslos vertrauen!

Ich vertraue mir selbst, also meiner inneren Stimme, der Stimme meiner Seele, bedingungslos – immer. Ich weiss, dass sie immer recht hat. Sie hat mich noch nie in die Irre geleitet!
In den allerallermeisten Fällen höre ich auf sie und mache, was sie sagt. In den letzten Wochen jedoch bin ich ihrem Rat mehrmals nicht gefolgt.
Warum nicht, werdet ihr euch fragen, wenn ich doch felsenfest davon überzeugt bin, dass sie mir immer das Richtige rät? Weil mein Ego und mein Verstand dazwischengefunkt haben – wie sie es bei uns allen immer versuchen.

Als ich Martin* eben erst kennengelernt hatte, meldete sich meine innere Stimme ungefragt und sagte mir deutlich, ich müsse mich sofort zurückziehen. „Wieso solltest du?“, mischte sich mein Verstand ein. „Er ist doch ein weiser und tiefgründiger Mensch!“
Ich hörte meinem Verstand zu. Und das reichte schon, um die innere Stimme zum Verstummen zu bringen, denn sie wiederholt sich in der Regel nicht. Entweder man gehorcht ihr sogleich oder man hat die Chance verpasst, denn der Verstand mit seinen „logischen“ Argumenten wird es immer schaffen, einen zu überzeugen!

Also machte ich weiter. Schon nach wenigen Tagen zeigte Martin mir zum ersten Mal eine andere Seite von sich, eine gelinde gesagt problematische für jede zwischenmenschliche Beziehung.
Sogleich sagte mir meine Seelenstimme: „Lass jetzt endlich die Finger von diesem Menschen!“
Mein Ego aber flüsterte mir honigsüss zu: „Aber er kann doch auch sehr charmant sein, und er liebt dich!“ Ich wandte mich meinem Ego kurz zu, reichte ihm gewissermassen den kleinen Finger – schon hatte es die ganze Hand und griff bereits nach meinem Arm.
Zum zweiten Mal hörte ich nicht auf meine innere Stimme.

So ging es eine Zeitlang weiter, einige Wochen. Ohne dass sich nun meine innere Stimme explizit meldete, wusste ich die ganze Zeit, dass es für mich keinen Sinn hatte, diese Beziehung weiterzuführen, dass ich sie im Grunde genommen ohnehin nicht wollte! (Warum ich sie nicht beendete und weitere Aspekte davon könnt ihr im unmittelbar vorangehenden Artikel lesen; über die Wirkung von Verhaltensmustern in diesem Zusammenhang lest ihr auf meiner Website Karma-Yoga.)

Nun ist sie zu Ende. Es war eine intensive Erfahrung, zeitweilig auch von etwas Schmerz begleitet. Vor allem aber lehrreich! Sie hat mir wieder einmal deutlich vor Augen geführt, wie wichtig es ist, unter allen Umständen auf sich selbst zu hören, auf die Stimme, die uns den Weg weist und die uns warnt vor schlechten Erfahrungen. Und wie schwierig es ist, dem Verstand und dem listigen Ego keine Möglichkeit zu geben, uns davon abzubringen!

Gut, es ist übers Ganze betrachtet in diesem Fall nicht viel passiert. Mein Urvertrauen war stets stark, ich wusste immer: Egal was geschieht, egal wie viele „Fehler“ ich mache (weil ich nicht auf mich selbst höre!), es gibt immer wieder einen Weg, ich finde irgendwann wieder hinaus.
Doch es war absolut überflüssig! Hätte ich von Anfang an gemacht, was ich als richtig spürte, wären mir einige unschöne Momente erspart geblieben.
(Mein Ego sagt schelmisch: „Einige schöne aber auch…“)

* Name aus Diskretionsgründen geändert.

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