Urvertrauen – psychologisch und spirituell

Der Begriff des Urvertrauens wird in der Psychologie definiert als ein Grundvertrauen, das der Säugling im ersten Lebensjahr (beziehungsweise in den ersten Lebensjahren, ev. bereits im Mutterleib ) erwirbt oder eben nicht. Bestimmend ist, wie das Kleinkind seine Bezugspersonen und seine Umwelt erfährt.
Dieses Grundvertrauen ist die Basis für eine positive, optimistische Lebenseinstellung, ferner für Selbstwertgefühl, Beziehungsfähigkeit, die Fähigkeit mit Herausforderungen umzugehen und mehr.

Es stellen sich zwei Fragen:
• Kann man Urvertrauen während des Lebens noch aufbauen, wenn man es in der Kindheit nicht erworben hat?
• Kann man das in der Kindheit erworbene Urvertrauen während des Lebens wieder verlieren?

Auf die psychologische Sicht will ich nicht eingehen, es ist ja auch nicht mein Fachgebiet. Spirituell betrachtet, ist das Urvertrauen eine Eigenschaft unserer Seele. Es ist in jeder Seele vorhanden und muss in diesem Sinne nicht erworben werden, noch kann es verloren gehen.
Das Urvertrauen gründet auf dem Glauben, dass das Leben einen Sinn hat, einen höheren; dass das Göttliche um die Menschen, um alle Wesen, um das ganze Universum besorgt ist; und dass es die Geschicke, zumindest in einem gewissen Ausmass, lenkt und jedem gibt, was er braucht und gut für ihn ist.
Daraus entsteht ein Vertrauen ins Leben, das uns die Kraft gibt, auch Herausforderungen anzunehmen und schwere Zeiten durchzustehen.

Das Urvertrauen ist also in jedem von uns, allerdings in unserer Seele verborgen. Wir nehmen es nicht wahr, weil wir in der Regel nicht aus unserer Seele, sondern aus dem Ego leben. Wir können es aber in unser Bewusstsein holen durch einen Erkenntnisprozess, der un­terschiedlich verläuft, bei den einen lange und beschwerlich, bei den anderen schnell und fast mühelos. Das Urvertrauen zu finden, bedingt nämlich eine stärkere Verbindung zu unserer Seele – und das ist, ebenso wie die Gottesverwirklichung, eine Gnade. Dieser Zustand lässt sich nicht erzwingen, sondern nur im stetigen Bemühen anstreben. Irgendwann bekommen wir ihn dann geschenkt.
Ich habe auf dieser Website schon verschiedentlich Erkenntnisse und Wege erwähnt, wie wir unser Urvertrauen finden. Ich erinnere nur nochmals an zwei grundlegende Einsichten, die wir uns immer wieder bewusst machen müssen.
1. Ich bekomme immer das, was ich brauche und mir gut tut. Unabhängig von meinem Streben und Bemühen, wird mir gegeben, was meine innere Entwicklung fördert, und es wird mir genommen, was sie hemmt. Ich besitze nicht die Macht, etwas zu erlangen, was nicht für mich bestimmt ist. Dies auf lange Sicht betrachtet, denn bei einem im wahren Sinne des Wortes kurzsichtigen Blickwinkel bekomme ich manchmal, was ich will – doch wenn es dem fernen Ziel entgegensteht, geht es mir wieder verloren oder wird mich so unglücklich machen, dass ich von mir aus einen anderen Weg einschlage.
2. Es kann mir nichts geschehen, was nicht gut für mich ist. Alles, was mir zustösst, verfolgt einzig den Zweck, mich etwas zu lehren, mir neue Erkenntnisse zu vermitteln, meine innere Entwicklung zu fördern. Dabei sind alle und alles meine Lehrer in dieser Lebens­schule. Kein Mensch, keine Naturgewalt, kein Lebewesen besitzt die Macht, mir etwas anzutun, falls es nicht sein darf und meinem individuellen Lernprozess zuwiderläuft. Und wie sehr ich auch versuche, etwas zu meiden oder zu fliehen, ich kann nichts abwenden, was für mich bestimmt ist. Ich darf aber auch darauf vertrauen, dass mir nie mehr aufgebürdet wird, als ich zu tragen vermag.

Wenn wir diese beiden Grundsätze beherzigen: Wozu sollten wir uns Sorgen machen? Und wovor uns fürchten? Es besteht objektiv kein Grund dazu! Es kommt ohnehin immer so, wie es gut für mich ist.

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