Sturmwetter

Vorgestern fegte ein Sturm über die Schweiz, mit heftigem Wind und Hagel. Auch meine Gegend war davon betroffen.
Ich sass am Schreibtisch, als es immer dunkler wurde, beinahe Nacht. Ich ging ans Fenster und sah die Bedrohung von Westen her näherkommen. Als die ersten Hagelkörner an die Fensterscheiben schlugen, begann ich zu beten, die jungen Pflanzen auf meiner Dachterrasse mögen verschont bleiben. Schon mehrmals in den vergangenen Jahren hatte ich eine totale Verwüstung erlebt.

Es hagelte nicht allzu lange und es waren nur spärliche, bloss kirschensteingrosse Körner. Kaum liess der Regen ein bisschen nach, ging ich auf die Terrasse. Einer der grossen Töpfe war umgekippt, die zarten Petunien wirkten ein bisschen gerupft – diesmal kam ich glimpflich davon.
Doch ich erinnere mich an meinen ersten Hagelsturm, seit ich die Dachterrasse besass; ich hatte die Sommerblumen erst frisch gepflanzt. Ich kam gerade zurück von einem Ausflug und sah, als ich auf die Hügelkuppe fuhr, wie dunkle Wolken über meiner Gegend hingen. Noch bewunderte ich aus der Ferne das Spektakel der Blitze… Wie ich mich näherte und geknickten Bäumen und heruntergefallenen Ästen auf der Strasse ausweichen musste und der Asphalt mit grünem Laub bedeckt sah, ahnte ich schon, was geschehen war. Ich rannte sofort auf die Dachterrasse. Auch hier war der Boden mit Blättern und Blüten bedeckt. Mit Tränen in den Augen stellte ich Töpfe wieder auf, doch ich wusste, diese Pflanzen würden nicht mehr wachsen. Alles war zerstört, wie mit einem Rasenmäher geköpft. Es tat mir unheimlich weh.
Einen Moment lang dachte ich, gar nichts mehr anzupflanzen. Wozu sollte es gut sein, wenn das unberechenbare Schicksal alles zerstören konnte? Ich habe dann doch neue Pflanzen gekauft, neue Hoffnung gesät – und alle paar Jahre einmal erlebt, wie Hagel alles verwüstete.

Nicht aufgeben, das Vertrauen nicht verlieren. Sollen wir aufhören zu lieben, nur weil uns Geliebtes genommen werden kann?

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