Bedingungslose Liebe und Bewertung

Jeder Mensch möchte im Grunde genommen so geliebt werden, wie er als Ganzes ist, nicht wegen gewisser Eigenschaften (Schönheit, Klugheit usw.), seines Besitzes (Geld, Ruhm usw.) oder seines Wohlverhaltens (Entgegenkommen, Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft usw.) – also bedingungs-los im wahren Sinne des Wortes, ohne Bedingungen.
Doch bereits als Kind erfahren wir, dass wir Liebe bekommen, wenn wir uns so verhalten, wie die Autoritätspersonen (Eltern, Lehrer und andere) es von uns erwarten. Sehr früh schon lernen wir deshalb, uns anzupassen – wir können nicht wir selbst sein. Dieses Verhaltensmuster graviert sich tief in uns ein und prägt uns unser ganzes Leben lang, sofern wir es nicht erkennen und bewusst auflösen: Wir verhalten uns dem Partner, dem Chef, den Freunden und Kollegen, oft auch den eigenen Kindern gegenüber stets so, dass sie uns anerkennen und mögen.
Diese Diskrepanz zwischen dem, was wir wirklich wollen, und wie wir handeln, um geliebt zu werden, tut uns nicht gut und wir leiden darunter, sind unzufrieden, oft ohne genau zu wissen, was uns eigentlich fehlt.
Was uns fehlt? Das Selbstwertgefühl!
Weil wir uns, um Liebe zu bekommen, nach den Mitmenschen ausrichten, bemessen wir unseren „Eigenwert“ so, wie sie uns bewerten. Werden wir gelobt, geht es uns gut, tadelt man uns, sinkt unser Selbstbewusstsein augenblicklich und wir fühlen uns schlecht!
Dabei bedenken wir nicht, dass die Bewertung unserer Mitmenschen rein subjektiv ist und ihren individuellen Wertmassstäben entspricht, die bei ihnen ebenfalls auf frühkindlichen Prägungen beruhen – und nicht der „absoluten Wahrheit“ entsprechen.
Auch unsere Eigenbewertung gründet auf den Massstäben, die man uns als Kind eingepflanzt hat und uns jetzt aus dem Unbewussten steuern. Es sind folglich die Wertmassstäbe unserer damaligen Autoritätspersonen und deshalb ebenso wenig objektiv wie die unserer gegenwärtigen Mitmenschen.
Unser Selbstwertgefühl sollen wir also, wie oben schon erwähnt, nicht aus „messbaren“ Grössen beziehen, wie Eigenschaften, Besitz, Verhalten; unser Selbstwertgefühl ist ein „absoluter“ Wert – ich bin wertvoll, weil ich bin. Ganz gleich, wie ich bin.

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