Unzufriedenheit – Burn-out – Suizid

In der Zürichsee-Zeitung habe ich einen interessanten Artikel über Burn-out und Suizidraten gelesen. Dabei ist mir eine Aussage besonders aufgefallen, in der Erich Seifritz von der Klinik für affektive Krankheiten und Allgemeinpsychiatrie in Zürich zitiert wird:

Wenn die Diskrepanz zwischen dem, was man macht, und dem, was man gerne machen würde, zu gross ist, führt das zu Stress.

Burn-out ist ein Modewort, zugegeben. Früher sprach man eher von Depression oder, bei den Menschen, welche die ersten Symptome ernst nahmen und handelten, von „Aussteigern“.
Aber die Bezeichnung ist schon treffend: Man ist ausgebrannt, wie ein Haus, dessen Grundmauern zwar noch stehen, bei dem aber drinnen alles verkohlt ist, nichts mehr lebt…

Einer der Gründe liegt tatsächlich darin, dass wir nicht machen, was wir möchten, sondern uns den Erwartungen, den Forderungen, dem Druck von aussen unterwerfen: Wir lassen uns fremdbestimmen. Aber nicht nur: Ebenso gross ist der Druck, den wir uns selbst auferlegen wegen unserem Vollkommenheitsanspruch an uns selbst, in unserer Angst, nicht geschätzt, anerkannt, geliebt zu werden, wenn wir uns nicht so verhalten, wie wir meinen, es werde von uns erwartet.

Es ist wichtig, dass wir unsere Wünsche in Bezug auf unser Leben ernst nehmen und sie bis zu einem gewissen Grad auch kompromisslos verfolgen, dass wir uns weder von unseren Ängsten davon abhalten lassen noch von aussen, von all den Menschen, die „es gut meinen“, die immer besser wissen, was für uns gut sein soll… Hören wir einzig auf uns, auf unsere Seele, die durch die innere Stimme zu uns spricht. Wenn wir ehrlich mit uns selbst sind, wissen wir doch meistens, was wir wollen – und zwar recht genau! Dann tun wir es doch endlich! Lassen wir uns nicht von der Angst vor Konsequenzen davon abhalten, vertrauen wir uns selbst.
Und auch wenn es einmal nicht so herauskommt, wie wir meinten, erhofften: Wir lernen daraus und es gibt immer eine Lösung, einen neuen Weg – und wir finden immer einen Menschen, der uns beisteht und weiterhilft. Dieses Urvertrauen ist eine wertvolle Stütze für die Selbstliebe; auf meiner Website findet ihr immer wieder Beiträge zu diesem Thema.

Beginnt im Kleinen damit: Macht einmal einen ganzen Tag lang, von frühmorgens bis spätabends nur das, was ihr wirklich tun wollt. Und staunt, wie gut ihr euch dabei fühlt!

Artikel teilen auf:
Facebooktwitter

4 Gedanken zu “Unzufriedenheit – Burn-out – Suizid

  1. Das ist mein Problem. Es gibt in meinem Leben keine Ziele mehr… nichts interessiert mich wirklich und zu Allem muss ich mich irgendwie zwingen…

  2. Lieber Tobi

    Es gibt Phasen in unserem Leben, in denen sich die Ziele beinahe aufdrängen. Es gibt andere Phasen, in denen wir sie uns selbst suchen und uns manchmal durchringen müssen, bis wir wirklich mit Freude auf sie zugehen.
    Für mich persönlich gibt es ein Ziel, das immer da ist, unabhängig von den „irdischen“ begrenzten Zielen. Nämlich meine innere Entwicklung. Das ist auch das einzige Ziel, das nie erreicht ist und somit unser Dasein täglich von neuem lohnend und spannend macht – ein Leben lang.
    Und gerade in schwierigen Zeiten sind wir diesem Ziel näher als in den glücklichen und haben die Chance, intensiver daran zu arbeiten.

    In gewissen Lebenslagen brauchen wir allerdings auch Hilfe und sollten uns nicht scheuen, sie zu suchen und anzunehmen. Ich gebe dir hier einen Link zu Menschen, die mir einst in einer verzweifelten Situation sehr geholfen haben: http://www.casa-betulla.ch (Lass dich von der etwas mangelhaften Website nicht abschrecken, sie wird gerade neu gestaltet.)

    Ich wünsche dir viel Mut und Kraft, um neue Schritte zu unternehmen.
    Karin

    P.S. Ich habe dir auch zu deinem anderen Kommentar etwas geschrieben, hier: http://www.selbstliebe.ch/?p=198#comment-417

  3. Ich habe da im Kopf eine Idealvorstellung von mir. Und ich dachte, wenn ich nur Schritt für Schritt drauf zu gehe, wird das was und ich werde eins mit mir und endlich zufrieden.

    Leider bemerke ich immer mehr wie unrealistisch diese Vorstellung ist. Und das ich immer unzufriedener werde. Meine Innere Stimme diktiert mir was ich tue, was zu mir passt, was cool ist, und all das sind Schritte zur Idealvorstellung.

    Ich dachte immer, dass was ich in mir als Ideal-Ich sehe, kann nur gut sei, weil es einen antreibt. Die Wünsche können nur echt sein. Aber wenn das so wäre würde ich nicht von Monat zu Monat unglücklicher. Und das obwohl ich mich getraut habe, Dinge ausprobiert habe, durchgezogen habe.

    Also ist diese Vorstellung von mir nur ein Erzeugnis von Außen? Dreht es sich doch nur wieder darum was Andere wollen? Was Anderen gefällt? Wie man ankommt? Ich denke schon. Aber wie weiß ich nun überhaupt noch was ich unabhängig von der Welt da draußen noch will? Wer ich bin? Und wer ich sein will?

  4. Liebe Yvonne

    Vermutlich ist es nie gut, sich ein Ideal-Bild, oder überhaupt ein Bild von sich selbst zu machen, wie man sein möchte oder meint, dass man sein sollte. Wir riskieren dabei, einen Weg einzuschlagen, der nicht für unsere Seele bestimmt ist. Denn wir wissen ja meistens nicht oder nicht genau, was das Leben mit uns vor hat, welchen Platz und welche Aufgabe in der Welt die unsere ist.

    Sich selbst lieben bedeutet in erster Linie, sich zu akzeptieren wie man gerade ist, in jedem Augenblick, egal wie man ist, egal was man tut. Und dann ganz sachte, mit viel Geduld und Verständnis für sich selbst, an sich zu arbeiten, um das zu ändern, was einen unglücklich macht.

    Ich glaube, wenn du in dich gehst und gut auf deine Seele hörst, spürst du, was deine Seele wirklich will, vielleicht spürst du allerdings jeweils nur Details.
    Lass deshalb dieses vollständige Idealbild von dir los, sieh es vielmehr als ein Puzzle an, dessen Teile sich erst nach und nach zusammenfügen – zu dem Bild von dir, das in deiner Seele gespeichert ist.

    Herzlichst,
    Karin

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert