Selbstliebe und die konkurrierenden Ängste

Die Angst, nicht geliebt zu werden, ist eine unserer ursprünglichsten Ängste. Je nach Situation äussert sie sich in verschiedenen Formen, nämlich als Angst vor
• Zurückweisung,
• Ausgrenzung,
• Verurteilung,
• Missachtung,
• Einsamkeit,
• Verlust,
• Konflikten
und viele mehr.

Auf der anderen Seite, gewissermassen als Konkurrenz, stehen die Angst vor
• Abhängigkeit, Unterlegenheit, Ausnutzung,
• Fremdbestimmung,
• fehlender oder mangelhafter Selbstverwirklichung,
• Selbstverurteilung, Schuldgefühlen,
• Nichterlangen persönlicher Ziele und Wünsche, Lebensversäumissen,
• Sinnlosigkeit,
• und viele mehr.

Welche der beiden Kategorien auch immer dominiert, sie hindert uns daran, zutiefst glücklich zu sein – wie Ängste unserem Glück ja immer im Wege stehen.
Stärken wir unser Selbstwertgefühl und unsere Selbstliebe, so verschwinden auch die oben aufgeführten Ängste nach und nach.
Meine Methode, die ich in meinen Buch „Ich liebe mich selbst und mache mich glücklich“ beschreibe, beruht ja darauf, an unseren Verhaltensweisen zu arbeiten, und zwar an einer nach der anderen. Die Frage stellt sich also: Bei welcher sollen wir beginnen?
Auf jeden Fall bei einer Verhaltensweise, die uns unmittelbar zu mehr Unabhängigkeit und Selbstbestimmung führt, denn wir sollen unser eigenes Leben leben und nicht das eines anderen! Unsere Seele wird es nämlich auf die Dauer nicht akzeptieren, dass wir unseren eigenen Lebensplan, unsere existenziellen Wünsche, Ziele, Wertvorstellungen missachten, weil wir es anderen recht machen und ihre Anerkennung und Wertschätzung nicht verlieren wollen. Der innere Konflikt zwischen diesen konkurrierenden Ängsten macht uns krank, psychisch und/oder körperlich.

Zugegeben, es braucht etwas Mut. Ich erinnere daran, dass Mut nicht Furchtlosigkeit ist, wie man so leichthin annehmen könnte. Mut ist die Überwindung der Angst. Etwas zu tun – und sei es noch so spektakulär –, von dem wir überzeugt sind, dass wir es können, es gut ausgeht, alle es billigen, erfordert keinen Mut. Mut haben heisst, seine Angst erkennen, annehmen, zu ihr stehen und sie übergehen, sich von ihr nicht abhalten lassen und trotz und mit ihr handeln.
Viele Hinweise und Tipps dazu finden sich in meinen Büchern. An dieser Stelle deshalb nur ein wichtiger Glaubenssatz, den wir uns immer und immer wieder sagen müssen, wenn die Angst, nicht geliebt zu werden, über die Angst, uns nicht selbst zu verwirklichen, zu siegen droht: „Ich will auf meinem Sterbebett nicht bereuen müssen, nicht mich selbst gelebt zu haben.“

Oder mit anderen Worten: Unsere Angst, etwas bereuen zu müssen, sollte immer stärker sein als unsere Angst, nicht geliebt zu werden. Denn diese Angst treibt uns dazu an, den für uns richtigen Weg einzuschlagen.

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Ich brauche dich!

Unser Partner mag es als Liebesbezeugung verstehen, wenn wir zu ihm sagen: „Ich brauche dich!“ Es kann zudem sein Selbstwertgefühl steigern, er empfindet sich als wichtig – und es vermittelt ihm vielleicht nicht zuletzt auch das Gefühl einer gewissen Macht.

In Wahrheit ist es keine Bezeugung von Liebe, sondern von Bedürftigkeit. Diese stammt von einem Mangel an Liebe, sei es, dass wir in der Kindheit nicht genug davon bekommen haben, sei es, dass sie uns als Erwachsener versagt geblieben ist.
Vor allem zeugt Liebesbedürftigkeit von einem Mangel an Selbstliebe und verhindert ein eigenständiges, selbstbestimmtes Leben. Sind wir nämlich auf die Liebe des anderen angewiesen, werden wir stets alles tun, um diese Liebe zu bekommen und nicht zu verlieren, bis dahin, uns selbst untreu zu werden. Und falls unser Partner unser Dürsten nach Zuwendung erkennt und unsere Abhängigkeit ausnutzt, wird er uns erst recht in allerlei Situationen und Handlungen treiben, die wir in unserem Innersten überhaupt nicht wollen. Glücklich werden wir dabei bestimmt nicht.

Ich weiss, es ist sehr schwierig, diese Abhängigkeit unseres Herzens zu überwinden. Aber glaubt mir, dass es wichtig ist und es sich lohnt, daran zu arbeiten, denn Bedürftigkeit des einen oder gar beider Partner, mit ihren Verlustängsten, ihrer Eifersucht, Abhängigkeit und ihren Machtspielen, ist keine Basis für eine gute, dauerhafte Liebesbeziehung.

Auch wenn wir meinen, nur ein Mensch – nämlich unser gegenwärtiger Partner – könne unseren Liebeshunger stillen, so ist es dennoch einzig die Selbstliebe, die uns wirklich sättigen kann und die auch nie versiegt. Setzt eure Willenskraft und all euren Mut dafür ein, eure Selbstliebe aufzubauen und zu stärken. Auf dieser Website und in meinem Buch zu diesem Thema findet ihr Anregungen und Hinweise, wie ihr das schaffen könnt.

Und wie glücklich werdet ihr sein, wenn ihr eines Tages eurem Partner sagen könnt:
„Ich brauche dich nicht. Aber es ist schön, dass es dich gibt, und ich geniesse jeden Moment, in dem wir zusammen sind.“
Und dazu noch denkt: „Auch jeden, in dem wir nicht zusammen sind.“

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Das Glück nicht delegieren!

Eine Aussage aus Steffis Kommentar auf dieser Website hat mich zum heutigen Text inspieriert, nämlich

Meine Umgebung ist nicht länger verantwortlich dafür, ob ich mich gut oder schlecht fühle.

(Bei dieser Gelegenheit empfehle ich euch, auch den davorstehenden langen Beitrag von R. Vangelis zu lesen.)

Oft erwarten wir, dass wir glücklich gemacht werden. Sagen wir nicht etwa zu unserem Partner: „Du machst mich glücklich“? Oder: „Ich brauche dich“ und meinen damit „Ich brauche dich, damit ich glücklich bin“?
Noch öfter werfen wir jemandem vor, uns unglücklich zu machen.

Wahre Selbstliebe bedeutet jedoch, von niemandem abhängig zu sein. Oder andersrum: Solange wir unser Glück von einem anderen Menschen abhängig machen, sind wir auch von diesem Menschen abhängig. Das hindert uns daran, jederzeit wir selbst zu sein, das hindert uns daran, uns selbst zu lieben.

Ganz abgesehen davon, dass wir nie die Garantie haben, dass der betreffende Mensch uns für immer glücklich machen wird. Dieses Recht haben wir auch nicht, wir können nicht über andere verfügen, über sie bestimmen, wir können sie nicht zwingen, sich so zu verhalten, wie wir es gerne hätten.
Wenn wir also unser Glück und unser Wohlbefinden darauf gründen, dass wir es von aussen bekommen, dass jemand es uns schenkt, leben wir in der ständigen Ungewissheit, wie lange es tatsächlich bei uns bleiben wird, und in der ständigen Angst, es zu verlieren.

Es ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Selbstliebe, diese Erwartungshaltung anderen gegenüber aufzugeben und uns einzugestehen: Ich muss selber dafür sorgen, dass ich glücklich bin und mich wohl fühle.
Da wir die äusseren Umstände und unsere Umgebung nicht beliebig beeinflussen können, kann der Weg nur darin bestehen, unsere innere Haltung zu ändern, das Glück in uns zu finden. Daran müssen wir arbeiten, nicht an der Veränderung unserer Mitmenschen und unseres Umfelds!
Wie? Auf dieser Website habe ich schon viele Hinweise dazu gegeben und weitere werden folgen. Fangt einfach irgendwo an, es ist nicht so wichtig wo, Hauptsache ihr macht einen ersten Schritt und dann noch einen und noch einen… Es ist ein langer Weg, aber auch ein spannender und überaus bereichernder.

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Selbstliebe – ein Element der glücklichen Liebesbeziehung

Liebesbeziehungen – ein wichtiger Lebensbereich, der viel zu unserem Glück oder zu unserem Leid beiträgt. Im Zusammenhang mit der Selbstliebe will ich deshalb heute auf zwei auf den ersten Blick banale Weisheiten eingehen, die ich auf dieser Website schon öfters zitiert habe*:

• Wer sich nicht selbst liebt, muss sich lieben lassen.
• Wer sich selbst nicht liebt, kann auch andere nicht richtig lieben.

Beide Faktoren, das Bedürfnis nach Liebe und die Unfähigkeit zu wahrer Liebe, verhindern, dass wir in unserer Beziehung glücklich sind.

Wenn wir die Liebe des Partners brauchen, machen wir uns von ihm abhängig. Das führt zu einer mehr oder weniger offenkundigen, ständig vorhandenen Angst, den Geliebten zu verlieren, was Eifersucht, Machtspiele und mehr an destruktiven Verhaltensweisen mit sich bringt; über kurz oder lang vergiften diese die Beziehung, sodass wir den geliebten Menschen tatsächlich verlieren.
Umgekehrt tun wir alles, um den Geliebten an uns zu binden, auch eine Menge Dinge, die wir gar nicht tun möchten, was wiederum uns selbst nicht gut tut – bis wir es nicht mehr aushalten und die Beziehung auflösen oder es gar so weit kommen lassen, dass wir daran zerbrechen.

Aus der Verlustangst entsteht auch unsere Angst, dem geliebten Menschen nicht zu genügen: nicht schön oder attraktiv genug zu sein, seinem Idealbild nicht zu entsprechen, die Erwartungen in Bezug auf Sex, Witz, Bildung, Intelligenz nicht zu erfüllen… und dass er sich deshalb früher oder später von uns abwenden könnte. Dieser Angst entstammt unser Bedürfnis, von ihm immer wieder bestätigt zu bekommen, dass wir schön, unterhaltsam, interessant usw. sind, dass er uns liebt und begehrt – tut er das nach unserem Ermessen nicht in ausreichendem Mass, zweifeln wir an uns (und an ihm!). Das führt zu Konflikten.
Zu weiteren Konflikten kommt es, weil wir das, was er sagt oder tut, oft auf dem Hintergrund dieser Angst, nicht zu genügen, bewerten und dabei zu völlig irrationalen oder einseitigen Schlüssen kommen und entsprechend übertrieben reagieren.

All das macht uns unglücklich, wir fühlen uns verzweifelt und ohnmächtig. Oder dann „arbeiten“ wir daran, den Partner zu ändern, ihn zu einem Idealbild umzuformen, zu einem Menschen, der nie etwas falsch macht, uns nie verletzt, uns 24 Stunden pro Tag von seiner ewigen Liebe überzeugt… Unnötig zu sagen, dass dies unmöglich ist. Kein Mensch wird je unserem Perfektionsideal entsprechen und uns die Sicherheit geben können, die wir suchen – und selbst wenn, wir würden es nicht merken und ihn weiterhin zu verändern versuchen, da unsere Wahrnehmung auf der Basis unserer Verlustangst verzerrt ist und wir nach wie vor „Mängel“ in ihm sähen, sehen wollten.

Also, was nun? Wie finden wir zu einer Liebesbeziehung, die uns glücklich macht? Indem wir uns in erster Linie selbst lieben.

Ich will versuchen, in aller Kürze einige Anregungen zu geben – sie werden nie für alle stimmen und nicht für jede Situation. Also spürt in euch selbst, was für eure individuelle Lage anwendbar ist und was nicht.
In meinen folgenden Erörterungen klammere ich ferner den Fall aus, in dem der Partner existentielle Werte missachtet (er ist z.B. gewalttätig, wiederholt untreu, einer Sucht verfallen usw.), sodass eine Trennung meistens die einzige Lösung ist. Es geht hier vielmehr um die „normalen“, alltäglichen Beziehungsgeschichten.

• Unterlassen wir alle Versuche, den Partner zu ändern, und arbeiten wir stattdessen an uns selbst, bemühen wir uns insbesondere, unsere Selbstliebe, unser Selbstwertgefühl aufzubauen und zu stärken; auf dieser Website finden sich viele Hinweise dazu. Unter anderem sollten wir uns (im Sinne einer „Selbstüberzeugung“ mit dem Ziel der Selbstveränderung) immer wieder selbst Dinge sagen wie:
– Ich brauche die Liebe meines Partners nicht, es ist zwar schön, wenn er mich liebt – wenn aber nicht, dann wird jemand anders mich lieben, es wird immer jemanden geben, für den ich wichtig und liebenswert bin;
– Ich bin genau richtig, so wie ich bin; wenn mein Partner mich anders haben möchte, so liegt das an seinen individuellen Vorstellungen, denen ich nicht genügen muss, sie sind nicht der allgemeingültige Massstab;
– Ich habe keine Angst, meinen Partner zu verlieren; viel wichtiger und beglückender ist, dass ich mir selbst treu bleibe;
– und mehr dergleichen.

• Hören wir auf, in alles, was der Partner sagt oder tut, etwas hineinzuinterpretieren und auf uns zu beziehen; wenn uns etwas nicht klar ist, fragen wir ihn, ansonsten kämpfen wir mit all unserer Kraft dagegen an, zu grübeln und uns dem Teufelskreis unserer Gedanken und Gefühle auszuliefern.

• Hören wir auch auf, den Partner ständig zu be- und verurteilen – akzeptieren wir ihn, so wie er ist. Wir möchten doch auch, dass er uns annimmt und liebt, wie wir sind! Wir sind doch alle nur schwache Menschen, die sich so verhalten, wie sie es halt vermögen, wie sie es gelernt haben…
Seien wir versöhnlich und nachsichtig. Wenn er etwas sagt oder tut, das uns nicht gefällt oder uns gar verletzt, versuchen wir zu verstehen, warum er es tut, und augenblicklich zu verzeihen – meistens ist es doch gar nicht böswillig gegen uns gerichtet, sondern geschieht aus seinem eigenen Unvermögen, aus Unkenntnis, vielleicht zwar aus Unachtsamkeit oder Nachlässigkeit, jedenfalls nicht um uns wehzutun. In diesem Zusammenhang nochmals: Beziehen wir nicht immer alles so eng auf uns selbst! Auch dazu brauchen wir ein gesundes Selbstwertgefühl, damit wir uns dabei nicht schwach, entwürdigt, zurückgewiesen vorkommen.

• Bemühen wir uns in jedem Augenblick darum, wahrhaft vorbehaltlos zu lieben. Vorbehaltlos lieben heisst im wahren Sinne des Wortes „keine Vorbehalte haben“: Unsere Liebe hängt folglich nicht davon ab, wie sich der Partner verhält. Selbst wenn wir wütend sind, enttäuscht, traurig, verletzt: Diese Gefühle richten wir auf sein Verhalten, seine Worte, seine Tat, aber nicht auf ihn als Menschen. Egal was er sagt, egal was er tut, das ändert nichts an unserer Liebe.

• Bemühen wir uns in jedem Augenblick darum, wahrhaft bedingungslos zu lieben. Bedingungslos lieben heisst im wahren Sinne des Wortes „keine Bedingungen stellen“: Wir lieben ihn nicht, weil… wenn… sofern… Wir lieben ihn einfach. Es macht uns glücklich zu lieben, nicht weil wir etwas dafür bekommen – genau betrachtet, nicht einmal, um wiedergeliebt zu werden. Das ist nicht einfach, zugegeben, dafür müssen wir hart an uns selbst arbeiten.
Wir haben also auch keine Erwartungen, stellen keine Forderungen. Das bedeutet nicht, dass wir unsere Wünsche nicht äussern sollen – aber als Wunsch, nicht als Forderung. Und die Erwartungen lassen wir sofort fallen: Wenn unser Wunsch, ein ausgesprochener oder unausgesprochener, vom Partner erfüllt wird, gut; wenn nicht, so nehmen wir es nicht persönlich (auch dazu brauchen wir unsere Selbstliebe!) und es ändert nichts an unserer inneren Zufriedenheit. Wichtig in diesem Zusammenhang ist auch der nächste Punkt:

• Bei aller Selbstliebe: Uns selbst zu lieben, bedeutet nicht, unseren sogenannten oder vermeintlichen Bedürfnissen ein riesiges Gewicht zu verleihen. Elementare Bedürfnisse sollen wir nicht vernachlässigen, das ist richtig und wichtig! Aber es ist vielmehr ein Zeichen von Selbstliebe und Stärke, wenn wir unsere „Bedürfnisslein“ nicht so ernst nehmen, sie nicht zur Staatsaffäre aufbauschen und sie einfach loslassen. Meistens tragen sie nämlich überhaupt nichts zu unserem wahren Glück bei, wenn sie erfüllt werden.

Zum Schluss noch etwas Grundlegendes: Es ist nicht die Pflicht oder Aufgabe unseres Partners, uns glücklich zu machen. Glücklichsein lässt sich nicht delegieren, das können ausschliesslich wir selbst tun. Und in diesem Zusammenhang abschliessend eine radikale Äusserung meinerseits: Wenn es uns nicht gelingt, in einer „schwierigen“ Beziehung, mit einem „unvollkommenen“ Partner glücklich zu werden, wird es uns in einer einfachen, mit einem „perfekten“ Partner auch nicht gelingen. Wie der Dichter sagt: Wenn du dein Glück in der Hölle nicht findest, findest du es auch nicht im Paradies. An uns liegt es, an unserer Selbstliebe, nicht an den äusseren Umständen.

* Hier findet ihr weitere Aspekte zu diesen Aussagen:
Anhaftung und Abhängigkeit
Warum Beziehungen zerbrechen
Wieder einmal zum Thema Nächstenliebe
Liebe „sammeln“

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Der Schmerz, verlassen zu werden

Immer wieder erfahren wir in unserem Leben, dass ein nahestehender Mensch uns verlässt: Im Kleinkindesalter ist es die Mutter oder eine andere Bezugs­person, die sich aus unserer erfassbaren Umgebung entfernt, wenn auch nur vorüber­gehend; später ein lieber Schulkamerad, der wegzieht, oder die Freundin, die sich abwendet zu einer anderen „besten Freundin“; als Teenager erfahren wir das Zerbrechen der ersten Liebe und als Erwachsene dann die Trennung bei einer langjährigen Beziehung.

Die Gründe für den Schmerz des Verlassenwerdens sind vielschichtig und individuell ausgeprägt; nachfolgend gehe ich den häufigsten auf den Grund:

• Der stete Wandel. Unser Dasein ist geprägt von einem Kommen und Gehen geliebter Menschen, als ob wir selbst wie ein Fixpunkt auf einem belebten Marktplatz stünden, Leute sich eine Zeitlang zu uns gesellten und dann weiter zögen. Erleben wir solches tatsächlich auf einem Marktplatz, sind wir nicht traurig, frustriert, enttäuscht, verletzt oder verbittert über diesen ständigen Wechsel; im wirklichen Leben hingegen fallen uns das Nichtanhaften und das Loslassen extrem schwer, wir akzeptieren den Fluss des Lebens mit seinem steten Wandel nicht, wollen festhalten, was bereits vorbei ist.

• Das Alleinsein und die Veränderung. Meistens mögen wir Menschen Veränderungen nicht: Es ist immer ein Schritt ins Unbekannte, bei dem wir nicht genau wissen, was uns erwartet, und sie fordern von uns äussere und innere Umstellungen und Entwicklungen. Das Ego wehrt sich deshalb dagegen und reagiert mit starken Emotionen wie Wut, Frustration, Niedergeschlagenheit und mehr. Besonders der Wechsel von der Zweisamkeit zum Alleinsein wirft uns, zumindest in der ersten Zeit, auf uns selbst zurück und das kann sich recht unangenehm anfühlen. Je nachdem wie wenig wir in uns zentriert und geborgen sind, befand sich vorher der oder ein wichtiger Bezugspunkt ausserhalb von uns, der uns sozusagen von uns selbst „ablenkte“; nach der Trennung sind wir nur noch auf uns selbst ausgerichtet und es kann einiges aus dem Unbewussten auftauchen, was bisher „stillgelegt war“ und sich jetzt aufdrängt. Diese Auseinandersetzung mit alten Themen kann Leiden verursachen; es beruht zwar nicht direkt auf der eigentlichen Trennung, doch oft unterscheiden wir das nicht und führen alles auf die gegenwärtige Situation zurück, die wir dann umso schmerzhafter empfinden.

• Der Angriff auf das Selbstwertgefühl. Jedes Mal, wenn ein Mensch uns willentlich verlässt, stellen wir uns Fragen wie: „Was habe ich falsch gemacht? Warum zieht er andere mir vor? Bin ich es nicht wert, dass er mit mir zusammen ist? Bin ich langweilig, hässlich, dumm, humorlos…? Was werden meine Familie, Freunde, Kollegen… denken? Was sage ich ihnen?“ und ähnliche. Wenn ein Mensch uns verlässt, beziehen wir das stets auf uns selbst – wir nehmen es „persönlich“; das greift unser Selbstwertgefühl an und tut weh! Doch jede Aussage, Entscheidung und Handlung eines anderen Menschen hat ausschliesslich mit ihm selbst zu tun, sie stammt aus seinem Unbewussten, seiner „Programmierung“ und ist nicht auf mich gerichtet – ich bin nur das Objekt, mit oder an dem es sich abspielt.

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Anhaftung und Abhängigkeit

Eine banale Weisheit: Wenn wir uns selbst nicht lieben, müssen wir uns lieben lassen. Dadurch machen wir uns von denjenigen, die uns lieben, abhängig; Anhaftung ist ein Anzeichen dafür.

Eine Möglichkeit, unsere Selbstliebe zu stärken, besteht darin, uns aus dieser Anhaftung und Abhängigkeit zu befreien. Zugegeben, das muss fast „gewaltsam“ erfolgen, indem wir in uns selbst die Symptome der Anhaftung bekämpfen, sie nicht mehr zulassen: Es sind dies in erster Linie Empfindungen des Vermissens, der Sehnsucht, der Verlustangst, natürlich auch der Eifersucht und jeglicher Art von Besitzanspruch. Und es gibt keinen anderen Weg, als solche Empfindungen, sobald sie aufkommen, aus uns hinauszuwerfen, ihnen keinen Raum zu geben und ihnen keinesfalls gedanklich und emotional nachzuhängen.
Aber auch unseren Wunsch nach einem lieben Wort, einem Telefonanruf, einem Zeichen oder einer Bestätigung der Liebe müssen wir ablegen.

All das lässt sich in einem Satz zusammenfassen: Wir geben jegliche Erwartungen und Forderungen an den geliebten Menschen auf. Führen wir uns diesen Grundsatz immer wieder vor Augen, indem wir bei unseren Gedanken und Empfindungen jeweils prüfen, ob es sich dabei um Erwartungen oder Forderungen handelt – wenn ja, lassen wir sie fallen.

Keine leichte Aufgabe, es braucht dazu Einsicht, Willenskraft und Selbstdisziplin. Aber es lohnt sich! Denn wir stärken dadurch nicht nur unsere Selbstliebe – die uns erst zu tiefer Zufriedenheit im Leben verhilft –, sondern wir tun gleichzeitig etwas für unsere Liebesbeziehung: Ohne Erwartungen und Forderungen wird sie leichter, sorgloser und glücklicher.

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Warum Beziehungen zerbrechen

Tausendundein Grund, warum wir uns in jemanden verlieben, tausendundein Grund, warum Liebesbeziehungen auseinanderbrechen. „Er hat mich betrogen“ – „Ich habe andere Ziele für mein Leben entdeckt“ – „Sie hat sich verändert“ – „Ich habe mich in eine andere verliebt“ – „Er versteht mich nicht“ – „Sie ist krankhaft eifersüchtig“ … Oft ist es nicht ein Grund, sondern viele undefinierbare oder das, was man „Zerrüttung“ nennt.
Aber was steckt wirklich dahinter? Nicht selten die banale Weisheit: Wer sich selbst nicht liebt, kann auch keinen anderen Menschen lieben. Und wenn ich den Partner nicht wirklich liebe, bedingungslos, dann kann aus dem Alltäglichsten der Grund für die Trennung entstehen.
Mangelnde Selbstliebe geht einher mit Abhängigkeit und Verlustangst – beide für eine wahre, dauerhafte Beziehung alles andere als förderlich. Eifersucht, Machtkämpfe, Manipulationsversuche, klettenhaftes Anhängen sind Folgen davon, auf der einen Seite. Auf der anderen werde ich immer wieder faule Kompromisse eingehen, mich fügen, ja unterwerfen, um den Geliebten nicht zu verlieren, aber irgendwann rebelliert etwas in mir, lässt nicht länger zu, dass ich nicht mein Leben, sondern das meines Partners lebe, mich selbst verleugne – und dann kommt es zum Eclat. Ich halte es nicht mehr aus und verlasse ihn; oder ich explodiere bei jeder belanglosen Kleinigkeit und nerve ihn so sehr, bis er mich verlässt; oder ich versuche, mich in irgendeiner subtilen Art an ihm zu „rächen“, für das was er mir vermeintlich antut (was ich hingegen mir selbst antue!); oder ich falle in eine Depression, weil ich zwar todunglücklich bin, aber den Mut zu einem Schritt nicht finde…
Liebe ich mich hingegen selbst und fühle mich in mir geborgen, so brauche ich keinen Partner, ich genüge mir selbst. Nur aus dieser Position „der Stärke“ kann ich wirklich lieben, geben ohne etwas zu vermissen – aber auch furchtlos meinen eigenen Weg gehen, eigenständig sein.
Den Partner sollten wir nicht brauchen, wir sollten bereit sein, ohne jemanden an unserer Seite zu leben. Ihn nicht brauchen, aber dankbar dafür sein, dass es ihn gibt, ihn einfach lieben. Liebe deinen Partner wir dich selbst!

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Sich ernst, aber nicht wichtig nehmen

Oder sich wichtig, aber nicht ernst nehmen – wie man es drehen mag.

Ich bin der Mittelpunkt meiner Welt, der Hauptdarsteller in meinem Lebensfilm.
Ich bin mir meines Wertes bewusst, erniedrige mich nicht selbst.
Ich bleibe mir selbst treu, muss nicht über meinen eigenen Schatten springen.

Ich darf auch meine Bedürfnisse stillen, meine Wünsche erfüllen. Ich soll ihnen aber auch ihren wahren Stellenwert beimessen und mein Glück nicht davon abhängig machen.
Ist es wirklich so wichtig, ob ich dieses oder jenes esse, meinen Ausflug hierher oder dorthin unternehme, mein Mann um sechs oder erst um sieben von der Arbeit heimkehrt, ich Zeit zum Lesen finde oder noch kochen muss, zu einer megacoolen Party oder mit der Grossmutter spazieren gehe?

Ich will das. Ich brauche das. Ich ich ich… Ja, ich bin der Mittelpunkt meines Universums – aber ich bestimme auch, wie stark ich meine Wünsche gewichte. Wie sehr ich mich dem Diktat meines Ego beuge. Freiheit ist das nicht, wenn man der Sklave seiner Wünsche und Begehren ist! Frei ist man, wenn man die Macht hat, seine Wünsche zum Teufel zu jagen!

Es ist mittlerweile gesellschaftsfähig, sein Ego auszuleben und Lust und Genuss (vermeintliche, kurzfristige) erste Priorität zu gewähren. Wir haben verlernt, uns (und unsere Wünsche) nicht sooo wichtig zu nehmen, uns auch einmal zurückzunehmen, Verzicht wird als etwas Unerwünschtes betrachtet, einem Anderen zuliebe hintenanstehen ist das absolut Undenkbare.
Glücklich sind die Menschen dennoch nicht, mangelnde Lebensfreude, Ängste, Depressionen, Frustration, Sinnlosigkeit sind weit verbreitet. Die Menschen haben nämlich eine jahrtausendealte Weisheit vergessen: Geben ist seliger denn nehmen. Banal? Ja, die simplen Wahrheiten wirken immer etwas banal.
Ich will nicht behaupten, das sei das Ei des Kolumbus, um alle Probleme zu lösen, die persönlichen und die gesellschaftlichen. Probiert es selber aus und seht, ob ihr dabei zufriedener werdet und dabei auch mehr Selbstachtung empfindet. Meine persönliche Erfahrung ist es. Und ich bin überzeugt, dass durch etwas weniger Ego und ewas mehr An-das-Glück-des-Partners-Denken manche Beziehung und Ehe für beide glücklicher und dauerhafter verliefe – selbst wenn nur der Eine sich daran hält.

Aber achtung: Zurückstecken, auf etwas verzichten, weil ich Angst habe, sonst die Anerkennung, Liebe, Zuwendung zu verlieren ist nicht richtig! Da ginge die Selbstachtung verloren. Verzicht aus Liebe ist etwas ganz anderes…

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