Die Bedürfnisse befriedigen?

Es wird uns – von Psychologen und Lebensberatern ebenso wie von guten Freunden und Bekannten – oft gesagt: Du musst lernen, deine Bedürfnisse wahrzunehmen und zu befriedigen, sonst wirst du unglücklich.

Ja, es ist wichtig für uns zu wissen, was wir möchten und was nicht, was für uns von Bedeutung ist und was nicht.
Unsere Bedürfnisse befriedigen, auch uns unsere Wünsche erfüllen – dagegen ist ebenfalls nichts einzuwenden. Sofern es in unserer Macht steht. Essen, wenn ich Hunger habe, schlafen, wenn ich müde bin, Freunde treffen, wenn ich Lust dazu verspüre. Nein sagen, wenn ich etwas nicht tun will, meine Arbeitsstelle kündigen, wenn sie mich nicht mehr befriedigt, auf das Krafttraining verzichten, wenn ich gerade nicht mag.
Doch schon bei solchen einfachen, alltäglichen Bedürfnissen ist es nicht immer möglich, sie zu befriedigen. Ich kann mich nicht hinlegen und schlafen, wenn ich mich gerade in einer Sitzung befinde. Meinen Job mir nichts dir nichts aufzugeben, ohne einen neuen gefunden zu haben, hängt von den finanziellen Verhältnissen und den Verpflichtungen ab.
Unberechenbar, ja manchmal gar unmöglich, wird es mit dem Befriedigen meiner Bedürfnisse, sobald andere Menschen darin verwickelt sind oder äussere Umstände mitspielen. Wie könnte ich die ersehnte Reise machen, wenn Vulkanasche in der Luft den Flugverkehr lahmlegt? Wie mir meinen Kinderwunsch erfüllen, wenn ich einfach nicht schwanger werde? Mein Bedürfnis nach Liebe stillen, wenn ich den richtigen Partner nicht finde? Eine harmonische Ehe leben, wenn mein Mann unzuverlässig, untreu, gewalttätig, verlogen, verschwenderisch oder faul ist?

Es gibt Dinge im Leben, die wir nach unseren Wünschen gestalten können, viele mehr aber, bei denen wir nicht die Macht dazu haben. Wäre es also nicht sinnvoller, unsere Bedürfnisse wohl wahrzunehmen, uns dann aber damit auseinanderzusetzen und diejenigen abzulegen, bei denen wir nicht die Möglichkeit haben, sie zu befriedigen? Anstatt uns in Kämpfe zu verstricken, die uns unglücklich machen?

Wenn wir die Energie, die wir in solche Kämpfe und krampfhafte Bemühungen stecken, dazu verwenden, mehr Urvertrauen und Gleichmut zu erlangen, werden wir im Leben bestimmt glücklicher!
Vertrauen wir darauf, dass wir genau das bekommen, was gut für uns ist. Dass uns nichts gegeben wird, was (am Ende) nicht gut für uns ist.
Leben wir – im Kleinen wie im Grossen – nach der alten Weisheit: Ich verändere, was ich verändern kann; ich akzeptiere mit Gelassenheit, was ich nicht verändern kann; und ich bemühe mich aufrichtig darum, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Und denken wir auch immer daran: Wir können nie andere Menschen verändern, sondern nur uns selbst.

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Mut zur Wandlung

Wasserfall in Schlucht Alles ist im Fluss, einen Stillstand kann es nicht geben. Stehendes Wasser fault, und mit der Zeit versickert es oder verdunstet…

Aber sieh doch, wie gewaltig hingegen die Kraft des Fliessens ist! Nicht einmal Felsen widerstehen ihr. Der Fluss des Lebens bahnt sich immer seinen Weg, bahnt ihn Dir. Folge ihm und versuche nicht, gegen den Strom zu schwimmen, es wird Dir in Ewigkeit nicht gelingen.
Du kannst Dich dem Fliessen nicht entziehen, Du kannst niemals bleiben, was Du bist, keinen Augenblick lang. Mit jedem Atemzug veränderst Du Dich, nimm den Wandel neugierig und erwartungsvoll an, folge Deinem Lebensstrom, wohin er Dich auch führt – zuerst junger, wilder Bergbach, dann mächtiger Wasserweg, schliesslich gemächlicher Fluss, am Ende Vereinigung mit dem Unendlichen Ozean.

Du darfst jeden Abschnitt geniessen, jeder bietet Dir seine Fülle, seine Freuden und seine Herausforderungen an. Trauere nicht dem nach, was hinter Dir liegt, es ist nicht mehr!
Blicke nicht sorgenvoll voraus, fürch­te nicht Wasserfälle und Stromschnellen – wer weiss, ob sie je kommen…
Sieh einzig das Schöne in Deiner Gegenwart: das Fliessen, der stete Wandel im Ewig Ruhenden, Unwandelbaren.

(Text und Bild aus meinem Buch: Der Sinn des Lebens und die Lebensschule)

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Eine Sekunde Unachtsamkeit

Eine Sufi-Geschichte

Ein Mann hatte sein Leben lang in Tugend verbracht und sich auch immer bemüht, noch besser und weiser zu werden, damit ihm nach seinem Tod das Paradies offen stünde. Einen einzigen Makel hatte er: die Unachtsamkeit. Manchmal übersah er deshalb, wenn jemand Hilfe brauchte, oder verpasste eine Gelegenheit, eine neue Erkenntnis zu erlangen. Er meinte, diese kleine Schwäche wiege nicht so schwer, angesichts all seiner Tugenden, und Gott würde sie ihm bestimmt verzeihen.
Als er dann nach einem erfüllten Leben starb, war er sich nach einer kurzen Gewissensprüfung sicher, dass er ins Paradies eingehen würde. Doch wie er an den Pforten ankam, stellte er fest, dass sie geschlossen waren.
Während er sich noch darüber wunderte, hörte er eine Stimme sagen: „Sei achtsam! Denn die Pforten öffnen sich nur einmal alle hundert Jahre.“
So liess er sich davor nieder und wartete geduldig – Geduld war eine der Tugenden, die er in seinem irdischen Leben erworben hatte. Doch mit der Achtsamkeit hatte er seine liebe Mühe, gab es doch vor dem Paradies nichts zu sehen, nichts zu hören und auch nichts Gutes zu tun!
Nach einer Weile des Wartens, die ihm so lange vorkam wie ein ganzes Jahrhundert, schloss er für einen winzigen Augenblick die Augen.
In diesem Moment gingen die Tore des Paradieses auf – und noch bevor er seine Augen wieder richtig geöffnet hatte, schlossen sie sich erneut mit lautem Getöse.

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Affirmationen für Urvertrauen

Ergänzend zu meinem anderen Artikel über die Wege, das Urvertrauen zu erlangen, erläutere ich heute noch eine weitere Methode.

Wie gesagt, das Urvertrauen ist eine Eigenschaft der Seele. Da wir jedoch vornehmlich aus dem Ego leben und dabei stark vom Unbewussten gesteuert werden, müssen wir versuchen, das Urvertrauen darin zu verankern. Das lässt sich mit Affirmationen erreichen, einer Art „Programmierung des Unbewussten“; damit können wir Überzeugungen und Verhaltensweisen ändern.

• Wähle von den nachfolgenden Affirmationen eine oder zwei aus, von denen du dich angesprochen fühlst. Du darfst die Affirmation im Wortlaut auch ändern, wenn ande­re Ausdrücke dir eher zusagen, oder eigene Affirmationen formulieren. Beachte dabei unbedingt zwei Grundregeln:
– Verwende nie verneinte Sätze (Sätze, in denen nicht, nie, kein usw. vorkommen). Sag also nicht: „Ich habe keine Angst vor der Zukunft“. Sondern: „Meine Zukunft ist voller Licht und Freude“ oder „Ich schreite mutig und zuversichtlich in die Zukunft.“ Das Unbewusste kennt nämlich keine Verneinung!
– Die Aussage muss den angestrebten Zustand in der Gegenwart und als Tatsache ausdrücken (nicht in der Zukunft oder als Wunsch). Sag also nicht: „Ich werde in die höhere Vorsehung vertrauen“ oder „Ich möchte in die höhere Vorsehung vertrauen“. Sondern: „Ich vertraue in die höhere Vorsehung.“
• Wiederhole jeden Abend unmittelbar vor dem Einschlafen die Affirmation etwa zehn Mal, halblaut oder stumm, zuerst bewusst, dann mehr und mehr ohne zu denken, wie eine Litanei; hast du zwei Affirmationen gewählt, dann wiederhole zuerst zehn Mal nur die eine und dann zehn Mal die zweite. Wenn du möchtest, fahre damit fort, bis du einschläfst.
• Am Morgen, gleich nach dem Aufwachen, bevor du aufstehst, tust du das Gleiche.
• Du kannst die Affirmation auch überall und jederzeit tagsüber wiederholen, wenn du gerade etwas Zeit hast, beispielsweise bei einem Spaziergang, während des Kochens, beim Warten auf den Zug.

Affirmationen für Urvertrauen
• Ich weiss, dass ich alles bekomme, was gut für mich ist •
• Alles, was ich brauche, wird mir gegeben •
• Der göttliche Plan für mich erfüllt sich, ich lasse ihn zu •
• Ich weiss, dass alles, was geschieht, einen Sinn hat •
• Ich vertraue in die höhere Vorsehung •
• Ich habe das Vertrauen, um jede Situation anzugehen •
• Ich gehe meinen Weg mit Mut, Kraft und Vertrauen •
• Ich vertraue in die göttliche Weisheit, die mich führt •
• Meine Zukunft ist voller Licht und Freude •
• Ich freue mich auf jeden Tag, was er mir auch immer bringt •
• Alles ist möglich, wenn der göttliche Wille es so bestimmt •

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Stufen

Ein wunderbares Gedicht hat mir ein Freund zugesandt. Ich kannte es nicht, obwohl ich einiges von Hermann Hesse gelesen habe. Es zeugt von viel Urvertrauen und macht Mut, deshalb möchte ich es hier mit euch teilen.

Stufen
Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf‘ um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden…
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

Hermann Hesse

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Zwei Wege, mit äusseren Umständen umzugehen

Angeregt durch die Kommentare von Lisa (siehe hier), schreibe ich heute einige kurze Betrachtungen zum Umgang mit äusseren Umständen.

• Wenn ich mit einer Situation unglücklich bin, sollte ich mich darum bemühen, etwas daran zu ändern.

• Es gibt äussere Umstände, die ich nicht ändern kann, beispielsweise den Tod eines geliebten Menschen, und es gibt andere, bei denen es in meiner Macht liegt, etwas zu unternehmen.

• Wenn ich die äussere Situation ändern kann, bleibt die Frage, ob ich es auch will und den Mut dazu habe. Natürlich auch, ob es wirklich sinnvoll ist… Diese Entscheidung kann mir niemand abnehmen und es ist ratsam, dabei nicht allzu sehr auf andere zu hören, sondern nur auf mich selbst.

• Etwas ändern – und damit wieder glücklicher werden – kann ich jedoch immer!
Weg 1: Wenn es möglich ist, verändere ich die äussere Situation, mit der ich nicht zufrieden bin. Dabei vertraue ich darauf, dass in jedem Fall alles zu meinem Guten kommt: Es gibt keine Fehler, nur Erfahrungen! Und nichts ist für die Ewigkeit. Ich habe jederzeit das Recht, meine Entscheidung zu überdenken, zu ändern und eine andere Richtung einzuschlagen.
Weg 2: Wenn ich die äusseren Umstände nicht beeinflussen kann – weil es nicht in meiner Macht steht oder weil ich es nicht will, nicht wage, nicht für sinnvoll halte –, bleibt mir die Möglichkeit, meine innere Position zu ändern. Nicht selten machen wir uns nämlich selbst unglücklich, weil wir unrealistischen Vorstellungen und Träumen nachhängen, uns mit unabänderlichen Gegebenheiten nicht abfinden wollen, weil wir zu ungeduldig sind und aus vielen anderen Gründen, die einzig in uns selbst liegen. Mit etwas mehr Urvertrauen und vor allem mit mehr Gleichmut (Gelassenheit) würden wir uns das Leben wesentlich leichter machen! (Zum Thema Gleichmut siehe z.B. hier, hier und hier).

Welcher Weg in welcher Situation einzuschlagen ist, kann – wie gesagt – nur jeder Mensch selbst für sich entscheiden. Wichtig ist, etwas zu unternehmen, um wieder glücklicher zu sein! Das liegt immer in unserer Macht. Und halten wir uns dabei an das bekannte Gebet:

Lieber Gott,
Gib mir den Mut zu ändern, was ich ändern kann,
Die Kraft auszuhalten, was ich nicht ändern kann,
Und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

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