Die Beziehung mit mir selbst

Sucht man nach Zitaten unter dem Stichwort „Selbstliebe“ oder „Eigenliebe“, so fällt auf, dass diese Begriffe früher mit Egoismus gleichgesetzt wurden, vor allem in einem religiösen Zusammenhang. Zwei Beispiele:

Nichts bewahrt uns mehr vor dem Hochmut und der Eigenliebe als die ununterbrochene Gemeinschaft des Kreuzes Jesu.
Friedrich Christoph Oetinger (1702 –1782)

Selbsterkenntnis ist ein unfehlbares Mittel gegen Selbstliebe.
Marie von Ebner-Eschenbach (1830 – 1916)

Erst in jüngster Zeit verstehen wir Selbstliebe als eine positive Eigenschaft eines Menschen und haben erkannt, dass es dabei um unsere Beziehung mit uns selbst geht – so wie es bei der Liebe für andere Menschen um unsere Beziehung mit ihnen geht.

Fragen wir uns, wie wir uns selbst lieben können und sollen? Schauen wir doch einfach, wie die Beziehung mit einem von uns geliebten Menschen sich äussert und übertragen es auf unsere Beziehung mit uns selbst (ich nenne ihn hier Aimé – französisch für „geliebt“; ersetze du beim Lesen „Aimé“ durch den Namen eines Menschen, den du liebst).

Dabei geht es vor allem um die folgenden Aspekte:
Respekt: Ich respektiere Aimé, seine Eigenart, seine Entscheidungen, seine Selbstverantwortung für sein Leben –> Ich respektiere mich selbst, akzeptiere meine Eigenart, nehme mir das Recht auf meine eigenen Entscheidungen für mein Leben als selbstverantwortlicher Mensch.
Wertschätzung: Ich schätze Aimé als menschliches Wesen, unabhängig von seinen Eigenschaften und seinem Verhalten –> Ich schätze mich selbst als menschliches Wesen, einfach weil ich bin, unabhängig davon, wie ich bin und was ich tue; ich werte micht nicht ab wegen „schlechter“ Eigenschaften oder fehlender Fähigkeiten.
Vergebung: Meiner Liebe für Aimé wohnt die Kraft inne, ihm „Fehler“ und Unzulänglichkeiten zu verzeihen, da er, wie alle Menschen, nicht perfekt ist –> Ich verzeihe mir alle meine „Fehler“, die vergangenen ebenso wie die künftigen, die mir immer wieder passieren werden, da ich nicht vollkommen bin, es nicht sein kann und nicht sein muss; meine weniger guten Eigenschaften und sogenanntenn Schwächen akzeptiere ich ebenfalls als einen Teil von mir und verurteile mich nicht deswegen.
Vertrauen: Ich bringe Aimé ein grundlegendes Vertrauen entgegen –> Ich vertraue mir selbst, meinen Entscheidungen, meiner inneren Stimme, dem, was ich für mich als richtig spüre, und handle entsprechend.
Bedingungslosigkeit: Ich liebe Aimé nicht weil… Ich brauche keinen Grund, um ihn zu lieben, ich liebe ihn einfach –> Ich brauche keinen Grund, um mich selbst zu lieben, und es gibt nichts, gar nichts, was mich daran hindern soll, ich habe keine Vorbehalte, weil ich doch nicht so perfekt bin, dieses und jenes falsch mache…

Abschliessend eines meiner Lieblingszitate zum Thema Liebe und Selbstliebe:

Wer sich selbst nicht auf die rechte Art liebt, kann auch andere nicht lieben.
Robert Musil

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Ein neues Buch zur Selbstliebe

Nach meinem Buch „Ich liebe mich selbst und mache mich glücklich“ habe ich nun einen zweiten Band veröffentlicht mit dem Titel „Ich liebe mich selbst 2“, das ich als „Übungsbuch“ konzipiert habe. Bei der Theorie habe ich mich auf das Nötigste beschränkt; es handelt sich hauptsächlich um eine konkrete Anleitung zum Ablegen der Verhaltensmuster, die durch eine zu schwache Selbstliebe und ein geringes Selbstwertgefühl verursacht werden.
In jedem der 26 kurzen Kapitel behandle ich eine Verhaltensweise und schlage eine auf den gewöhnlichen Alltag ausgerichtete Übung vor, um sie zu ändern. So könnte der Untertitel dieses Buches „In 26 Schritten zur Selbstliebe“ lauten. Darin sind teilweise auch die Texte meines früheren Monatsblatts zu diesem Thema eingeflossen.

Es geht dabei um unsere Abhängigkeit von der Liebe, Anerkennung und Wertschätzung an­derer Menschen, um Verlust­angst, Geborgenheit, Selbstbestimmung, aber auch um Per­fek­tio­nismus, Überheblichkeit, mangelnde Spontaneität, Schüch­ternheit und wei­te­re beeinträchtigende Wesenszüge.
Ein zentrales Thema sind unsere zahlreichen Ängste, die uns daran hindern, authentisch, eigen­ständig und frei zu leben. Wie in meinen ande­ren Büchern ist es mir auch diesmal ein wichtiges Anliegen, euch Mut zu machen – Mut, euch zu wandeln, euch selbst zu vertrauen und vor allem auf die Innere Stimme zu hören.

Den Weg und die Methode, die ich hier beschreibe, habe ich seiner­zeit selbst praktiziert, denn bis zum Alter von 40 Jahren fehlten mir das Selbst­­wertgefühl und die Selbstliebe fast vollständig; ich musste diese für ein zu­frie­denes Dasein unerläss­lichen Eigenschaften in einem langen Pro­zess der Selbstveränderung erlernen und aufbauen. Dementsprechend sind meine Erörterungen und Musterbeispiele, meine Erkenntnisse und Einsichten aus dem Leben gegriffen, meine Vor­schläge und Tipps für alle prakti­kabel. Der Alltag ist die Schule der Selbstliebe.

Ich liebe mich selbst 2
Ich liebe mich selbst 2
Ein Kurs in Selbstliebe, Band 2: Übungsbuch
von Karin Jundt
nada Verlag
ISBN 978-3-907091-06-7
Paperback, 156 Seiten
EUR 17.00 / ca. CHF 23.00

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Ist unser Gehirn verantwortlich für unsere Gefühle?

Nein – das will ich gleich vorwegnehmen – nein, das glaube ich nicht!
Im letzten Jahrzehnt sind mir in Fachzeitschriften immer wieder einmal Artikel begegnet, die unsere Gefühle auf Vorgänge im Gehirn reduzierten. Die Thematik erstreckte sich oft auch auf die Frage nach unserem freien Willen: Besitzen wir tatsächlich die Freiheit, Entscheidungen zu treffen, oder werden wir gewissermassen fremdgesteuert von einem Organ, das durch die Aussendung von chemischen Stoffen und durch elektrische Impulse unser Handeln bestimmt?
Artikel* wie „Die Dirigenten unseres Lebens“, „Wie sie [die Hormone] gute Laune machen“, „Wie sie die Liebe bestimmen“ und Aussagen wie „Ein Anfall von weiblicher Zickigkeit. Aus einem geschlechtslosen Embryo entwickelt sich ein Junge. Verliebte spüren Schmetterlinge im Bauch. Ganz unterschiedliche Lebenssituationen, die alle eins gemeinsam haben: Immer sind Hormone die Auslöser“ suggerieren, dass wir nichts als Marionetten eines Supergehirns sind, das über uns herrscht und uns nicht nur die Willensfreiheit nimmt, sondern auch die Verantwortung. Und fördern die bereits weit verbreitete Tendenz, bei psychischen Problemen, auch bei vermeintlichen, Medikamente zu verschreiben, die in diesen Prozess eingreifen, vor allem bei Depressionen, Angstzuständen und kindlicher (Über?-)Aktivität. Anstatt das Problem, sofern es tatsächlich eines ist und nicht ein normaler Bestandteil des menschlichen Lebens, dort anzugehen, wo es wirklich und nachhaltig behoben werden kann, nämlich in der Psyche. (Zu diesem Thema kann ich euch eine ausgezeichnete Sendung des SWR empfehlen: Das Milliardengeschäft mit der Psyche.)

Für mich stellt sich hingegen immer die Frage: Was war zuerst, das Huhn oder das Ei? Dass gewisse Stoffe in uns zirkulieren, wenn wir bestimmte Empfindungen haben, ist unbestritten. Aber: Veranlasst das Gehirn die Ausschüttung von Hormonen und dann empfinden wir Verliebtheit, Depression oder Angst? Oder empfinden wir Verliebtheit, Depression, Angst und dies führt zu Vorgängen im Gehirn?

Nun sind mir in letzter Zeit mehrmals Aussagen begegnet, die eine entgegengesetzte Ansicht zu solchen „gehirnbestimmten“ Theorien stützen. Nämlich beispielsweise dass eine Psychotherapie die Gehirnstruktur nachweislich verändert: Bei depressiven Patienten zeigte die MRT nach der Therapie neuronale Veränderungen in den Gehirnarealen, die mit der Depression in Verbindung gebracht werden. Oder allgemeiner, dass Gefühle die Biologie des Gehirns beeinflussen und umbauen: Erhält etwa ein Mensch ständig schlechte Kritik, verändert sich sein Gehirn. Und noch weitergehend bewies eine Studie, dass bei Menschen, die ihre Meinung frei äussern dürfen, das Motivationszentrum im Gehirn aktiviert wird und dadurch sogenannte Glücksbotenstoffe wie körpereigene Opiate ausgeschüttet werden.

Was bedeutet das nun konkret für unser Bemühen, unsere Selbstliebe und unser Selbstwertgefühl aufzubauen und zu stärken? Dass gute Gespräche mit Fachleuten tatsächlich helfen, ebenso dass Imaginationen und Affirmationen wirken. Aber auch allgemein positive Gedanken und das Einüben von Verhaltensweisen, die von Selbstliebe und Selbstwertgefühl zeugen.
Wie ich in meinem Buch „Ich liebe mich selbst und mache mich glücklich“ schreibe, funktioniert es tatsächlich, uns die Selbstliebe „einzureden“, auch wenn wir sie noch nicht besitzen. Meine Methode beruht ja auf zwei Pfeilern, die dann am besten funktionieren, wenn wir mit beiden gleichzeitig an uns arbeiten: Einerseits uns selbst durch Affirmationen und positiver Selbstbeeinflussung davon zu überzeugen, dass wir es wert sind, uns selbst zu lieben, und dies auch können; andrerseits indem wir die Verhaltensweisen verändern, die von unserer schwachen Selbstliebe und unserem Mangel an Selbstwertgefühl zeugen. Dabei entsteht eine positive Wechselwirkung: Indem wir mehr und mehr daran glauben, dass wir uns selbst lieben, finden wir den Mut, uns tatsächlich selbstbewusster zu verhalten, und durch unser Verhalten, das mehr und mehr auf Selbstvertrauen und Selbstachtung beruht, stärken wir unseren Glauben an unsere Selbstliebe.
In jedem Fall will ich euch wieder einmal dazu ermuntern, an euch zu arbeiten – wie die Wissenschaft beweist: Es lohnt sich! Vielleicht euer guter Vorsatz fürs Neue Jahr…

*Alle von mir verlinkten Artikel und Fernsehsendungen sind beispielhaft ausgewählt; es gibt unzählige davon, die ihr findet, wenn ihr etwa nach Gehirn Veränderung Gefühle oder nach Gehirn Veränderung Psychotherapie googlet. Oder für die ersten von mir erwähnten Aussagen nach Hormone steuern Gefühle.

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Mein neues „Sonnwandeln“

Vor gut zehn Jahren begann ich, Sonnwandeln zu schreiben, eine Schriftenreihe für spirituelle Entwicklung im Alltag. Es entstanden schliesslich dreissig thematische Ausgaben, insgesamt über 600 Seiten. Den Namen Sonnwandeln wählte ich in der dop­pelten Be­deutung von „auf dem sonnigen Lebensweg wandeln“ und „sich zu einem sonnigen Gemüt wandeln“. Diese Schriftenreihe, die es nur in elektronischer Form gab, habe ich jetzt in gedruckte Bücher umgeformt und bei dieser Gelegenheit gründlich überarbeitet. Der erste Band mit dem Titel „Der Sinn des Lebens und die Lebensschule“ ist soeben erschienen, die übrigen vier erscheinen nach und nach.
Jedes Kapitel entspricht einer Ausgabe der früheren Schriftenreihe und weist die gleiche Struktur auf: „Einführende Gedanken“ stellt eine Einleitung ins Thema dar und wirft auch Fragen auf, die ich dann in den weiteren Rubriken „Vertiefende Aspekte“ und „Fragen & Antworten“ konkret und alltagsbezogen be­handle, wie es meine Art ist.
Zu jedem Thema gibt es eine Aufgabe für die innere Entwicklung, ergänzt durch Vorschläge für Affirmationen, eine Ima­gination oder Meditation und unterstützende Heilsteine und Bach-Blüten.

Das Konzept von Sonnwandeln ist einzigartig in seiner Ganzheitlichkeit und seinem Alltagsbezug.
Dabei geht Sonnwandeln einen Schritt weiter als die meisten Ratgeber-Bücher und die spirituelle Literatur, indem es die behandelten Themen nicht nur in einen konkreten Alltagsbezug stellt, vielmehr auch Entwicklungsziele Schritt für Schritt klar definiert und die entsprechenden Aufgaben dazu stellt.

Gebet und Meditation sind eine Seite der Spiritualität, eine wichtige – doch darüber gibt es schon viel Literatur und manche Website.
Deshalb konzentriert sich Sonnwandeln darauf zu zeigen, wie wir die spirituelle Ebene in unseren Alltag einbringen können, im Beruf, in Partnerschaft und Familie, bei Freizeitaktivitäten, mit Freunden und all unseren Mitmenschen, in unseren täglichen Entscheidungen und Taten, durch Krisen und Herausforderungen: Wir lernen Ängste und Wünsche abzubauen, Selbstwert, Urvertrauen und Gleichmut zu stärken – dadurch wachsen wir innerlich und kommen dem Göttlichen näher.

Sonnwandeln steht keiner Religion, Lehre, Kirche, Sekte oder Organisation nahe, ist völlig unabhängig und keiner bestimmten Ideologie verpflichtet. Ich schöpfe aus weltweiter spiritueller, philosophischer und psychologischer Weisheit. Eine Gottfigur der Gebote und Verbote, mit Belohnung und Strafe, findet darin keinen Platz, wohl aber das Göttliche als Absolutes, Einheit, Allheit.

Buchtitel_Der_Sinn_des_LebensDer Sinn des Lebens und die Lebensschule
von Karin Jundt
nada-Verlag
ISBN 978-3-907091-05-0
Paperback, 220 Seiten
EUR 19.00 / ca. CHF 25.00

Erhältlich:
• im Buchhandel und in den Online-Shops

Die Kapitel:
1. Der Sinn des Lebens und unsere Lebensaufgabe
2. Lebensphasen und Lebenskrisen
3. Zufall und Schicksal
4. Freier Wille oder Vorbestimmung?
5. Wille und Wollen
6. Unsere Innere Stimme

Sonnwandeln zeigt Wege auf
• wie wir mit weniger Angst und Sorgen gleichmütiger und zufriedener durch das Leben wandern,
• und im alltäglichen Handeln spirituell wachsen können,
• mit beiden Füssen fest in dieser Welt verankert, ohne asketische Praktiken und Entsagung.

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Noch eine Bitte: Falls euch das Buch gefällt und euch auf eurem spirituellen Weg unterstützt, wäre es für mich sehr hilfreich, wenn ihr eine Bewertung/Rezension in einem oder mehreren Online-Shops abgebt. Vielen Dank!

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Das bin nicht ich!

Ein junger Mann, ich nenne ihn Florian*, erzählte mir neulich die Geschichte seiner Liebesbeziehung, die vor einer Weile zu Ende gegangen war. Beiderseits eine Reihe von Erwartungen, die nicht erfüllt wurden, von Fehlinterpretationen und Missverständnissen, die auf zu wenig Offenheit beruhten, von Beschuldigungen und Vorwürfen, von empfundener Ablehnung und gegenseitigem Sichbrauchen, vom Projizieren der eigenen Probleme auf den Anderen – vor allem aber der verzweifelte Versuch zweier Menschen mit zu wenig Selbstwertgefühl im Partner den Rettungsanker zu sehen.
Florian hat seine Beziehung sehr gründlich und bemerkenswert realistisch analysiert und viel daraus gelernt. Ich stimmte ihm in vielem zu, was er erkannt hat.
Eine sich wiederholende Aussage von ihm hat mich aber aufhorchen lassen. Wenn er jeweils erzählte, wie ungerecht er seine Partnerin behandelte, wie er ihr eine Eifersuchtsszene machte, ständig an ihr herummäkelte, sich mit gemeinen Sprüchen dafür rächte, wenn er sich verletzt fühlte, ergänzte er: „Aber so bin ich nicht. Das ist nicht der wahre Florian.“ Oder: „Ich war nicht ich selbst, als ich das gesagt habe.“ Oder: „Das fühlte sich nicht nach meinem wahren Ich an.“

Doch. Alles war Florian. Der wahre Florian besteht aus den guten und den schlechten Eigenschaften, wie wir alle. Sonst könnten wir nicht einmal so und einmal so sein. Wir können es Seele und Ego nennen oder höheres und niederes Selbst, aber beide gehören zu uns.

Solange wir einen Teil von uns, den wir für den „schlechten“ halten, nicht akzeptieren, können wir ihn auch nicht verändern und nach und nach loslassen. Zuerst geht es nämlich immer darum, uns zu lieben, wie wir sind.
Dann können wir anfangen, die Eigenschaften an uns, die wir als negativ betrachten, in die positiven zu verwandeln. Dabei brauchen wir es uns niemals vorzuwerfen, wenn der „böse“ Teil gerade im Vordergrund steht: Schauen wir ihn an, nehmen ihn zur Kenntnis, akzeptieren ihn. Dagegen anzukämpfen, ist hoffnungslos. Vielmehr müssen wir einfach die guten Eigenschaften in uns fördern und versuchen, uns neue gute Eigenschaften anzueignen. So überlagern diese nach und nach die schlechten.
Dabei ist es nützlich zu erkennen, wie viele unserer Verhaltensweisen mit mangelnder Selbstliebe zusammenhängen. Arbeiten wir konsequent und beharrlich am Aufbau oder an der Stärkung unseres Selbstwertgefühls und unserer Selbstliebe, so verschwinden mit der Zeit die schlechten Eigenschaften. Es kommt nicht so sehr darauf an, welches „Symtpom“ mangelnder Selbstliebe wir gerade ins Visier nehmen und uns dabei um eine Veränderung bemühen, denn alle hängen zusammen: Ändern wir eine Eigenschaft, so verändern sich andere mit. Diese Methode, an uns zu arbeiten, habe ich ausführlich in meinem Buch „Ich liebe mich selbst und mache mich glücklich beschrieben.“

* Name aus Diskretionsgründen geändert.

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Jeder Schritt zählt

Ein Mann, ich nenne ihn Lorenz*, fragte mich, ob es mein neues Buch „Ich liebe mich selbst und mache mich glücklich“ auch als E-Book gebe.
Ich verneinte und begründete es damit, das Buch sei wie ein Kurs aufgebaut und enthalte auch mehrere Seiten, die der Leser selbst ausfüllen könne und auf die er im Lauf der Lektüre wieder zurückgreifen sollte. Es ist ja mein wichtigstes Anliegen, wenn ich solche Wegweiser-Bücher schreibe, konkrete Übungsaufgaben vorzuschlagen und den Leser zu ermutigen, damit zu arbeiten.

Daraufhin erklärte mir Lorenz: „Ich lese hauptsächlich auf meinem langen Arbeitsweg im Zug. Und da möchte ich nicht, dass jeder sieht, was für ein Buch ich lese – auf dem E-Book-Reader wäre das gewährleistet.“

Es hat mich ein bisschen traurig gestimmt, wie immer wenn ich miterlebe, wie viel Angst die Menschen vor dem Urteil anderer haben und deshalb nicht tun, was sie eigentlich möchten – selbst bei unwichtigeren Dingen.

Uns nicht darum zu kümmern, was andere von uns denken und was sie von uns halten, ist eine der Übungen, um unser Selbstwertgefühl und damit die Selbstliebe zu stärken.
An welcher unserer Verhaltensweisen wir auch arbeiten, es wirkt sich immer gesamthaft auf die Festigung unserer Selbstliebe aus und verhilft uns dazu, auch in anderen Situationen, beruflichen und persönlichen, selbstbewusster und mit mehr Selbstachtung aufzutreten.
In diesem Sinne, zählt jeder Schritt, den wir in diese Richtung tun, und scheint er noch so banal – wie dazu zu stehen, was wir gerne lesen.

*Name aus Diskretionsgründen geändert

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Ich brauche dich!

Unser Partner mag es als Liebesbezeugung verstehen, wenn wir zu ihm sagen: „Ich brauche dich!“ Es kann zudem sein Selbstwertgefühl steigern, er empfindet sich als wichtig – und es vermittelt ihm vielleicht nicht zuletzt auch das Gefühl einer gewissen Macht.

In Wahrheit ist es keine Bezeugung von Liebe, sondern von Bedürftigkeit. Diese stammt von einem Mangel an Liebe, sei es, dass wir in der Kindheit nicht genug davon bekommen haben, sei es, dass sie uns als Erwachsener versagt geblieben ist.
Vor allem zeugt Liebesbedürftigkeit von einem Mangel an Selbstliebe und verhindert ein eigenständiges, selbstbestimmtes Leben. Sind wir nämlich auf die Liebe des anderen angewiesen, werden wir stets alles tun, um diese Liebe zu bekommen und nicht zu verlieren, bis dahin, uns selbst untreu zu werden. Und falls unser Partner unser Dürsten nach Zuwendung erkennt und unsere Abhängigkeit ausnutzt, wird er uns erst recht in allerlei Situationen und Handlungen treiben, die wir in unserem Innersten überhaupt nicht wollen. Glücklich werden wir dabei bestimmt nicht.

Ich weiss, es ist sehr schwierig, diese Abhängigkeit unseres Herzens zu überwinden. Aber glaubt mir, dass es wichtig ist und es sich lohnt, daran zu arbeiten, denn Bedürftigkeit des einen oder gar beider Partner, mit ihren Verlustängsten, ihrer Eifersucht, Abhängigkeit und ihren Machtspielen, ist keine Basis für eine gute, dauerhafte Liebesbeziehung.

Auch wenn wir meinen, nur ein Mensch – nämlich unser gegenwärtiger Partner – könne unseren Liebeshunger stillen, so ist es dennoch einzig die Selbstliebe, die uns wirklich sättigen kann und die auch nie versiegt. Setzt eure Willenskraft und all euren Mut dafür ein, eure Selbstliebe aufzubauen und zu stärken. Auf dieser Website und in meinem Buch zu diesem Thema findet ihr Anregungen und Hinweise, wie ihr das schaffen könnt.

Und wie glücklich werdet ihr sein, wenn ihr eines Tages eurem Partner sagen könnt:
„Ich brauche dich nicht. Aber es ist schön, dass es dich gibt, und ich geniesse jeden Moment, in dem wir zusammen sind.“
Und dazu noch denkt: „Auch jeden, in dem wir nicht zusammen sind.“

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Mein neues Buch über Selbstliebe ist erschienen!

Nachdem ich vor über 20 Jahren zur Erkenntnis gekommen war, dass mir die Selbstliebe und das Selbstwertgefühl fast vollständig fehlten und dies die Ursache für viele meiner Probleme mit den Mitmenschen und für meine perio­disch auftretende, nicht näher definierbare Unzufriedenheit war, begann ich am Aufbau meiner Selbstliebe zu arbeiten.
Selbst einmal darin gefestigt, entwickelte ich auf der Basis meiner eigenen Er­fah­rungen eine Methode zum Aufbau und zur Stärkung der Selbst­liebe, die ich viele Jahre lang in Seminaren und Kursen lehrte. Diese Methode gebe ich nun auch mit diesem Buch weiter.

Buchtitel_Ich_liebe_mich_selbstIch liebe mich selbst und mache mich glücklich
von Karin Jundt
nada-Verlag
ISBN 978-3-907091-04-3
Paperback, 136 Seiten
EUR 17.00 / ca. CHF 23.00

Erhältlich:
• im Buchhandel und in den Online-Shops

Bei diesem Buch handelt es sich um einen übersichtlichen und struk­turierten Leitfaden; er ist wie ein Kurs mit Aufgaben und Übungen aufgebaut, die sich leicht in den Alltag integrieren lassen. Und entsprechend leicht und locker ist auch die Sprache gehalten.
Darin sind auch mehrere Seiten enthalten, die der Leser wie Kursunterlagen selbst ausfüllen kann und auf die er im Lauf der Lektüre wieder zurückgreifen sollte; deshalb ist dieses Buch auch nicht als E-Book erhältlich, sondern nur in einer Druckversion.

In den ersten Kapiteln habe ich die Grundlagen des Selbstwertgefühls und der Selbst­liebe dargelegt. Der Hauptteil befasst sich mit der Selbstanalyse und der Betrachtung der Verhaltens­muster, die auf ein zu niederes Selbstwertgefühl und eine zu schwache Selbstliebe hinweisen, und zeigt dann den Weg auf, um neue Verhaltensweisen Schritt für Schritt einzuüben und alte hinderliche Muster abzulegen. Wie immer schreibe ich nur über Erkenntnisse und Methoden, die ich selbst erfahren habe und in meinem Alltag praktiziere.
Auch werdet ihr darin viele ermutigende Worte finden, eure Schritte auf diesem Weg der Selbst­bestimmung und Selbst­verwirklichung zu wagen.

Vertiefende Erläuterungen und auflockernde Ge­schichten stehen in separaten Kästen am Ende jedes Kapitels, um den Textfluss nicht zu unterbrechen. Verweise am Seitenrand erleichtern das Auffin­den von verwandten oder ergänzenden Aussagen.

Dieser Wegweiser ist konsequent praxisbezogen. Ich bin nämlich davon überzeugt, dass gerade im Fall mangelnder Selbstliebe das theoretische Wissen nicht hilft, wenn es nicht mit konkreten, anwend­baren Anleitungen zur Selbstveränderung ergänzt wird. Wir entwickeln uns schliesslich nicht allein dadurch, dass wir etwas wissen, sondern erst wenn wir dieses Wissen auch nutzen und umsetzen. Das ist Bildung im wahren Sinn des Wortes: Wir bilden unsere Persönlichkeit und unseren Charakter, wir gestalten unser Leben und unser Schicksal.
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Noch eine Bitte: Falls euch das Buch gefällt und euch auf eurem Weg zu mehr Selbstliebe unterstützt, wäre es für mich sehr hilfreich, wenn ihr eine Bewertung/Rezension in einem oder mehreren Online-Shops abgebt. Vielen Dank!

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Liebe, Paarbeziehung und Selbstliebe

Fragt man einen Mann oder eine Frau, warum er/sie sich in den jeweiligen Partner verliebt habe, erhält man alle möglichen Antworten, von „schönen Augen“ über „sexy“ bis zu „einfach Liebe auf den ersten Blick“. Alles Erklärungen, die wir uns zurechtbasteln.
In Wahrheit beruht unser Paarungsverhalten offenbar auf dem Geruch wie bei vielen Tieren, obwohl wir diesen nicht bewusst wahrnehmen. Die Wissenschaft hat herausgefunden, dass wir uns von demjenigen Partner angezogen fühlen, der sich genetisch stark von uns selbst unterscheidet, weil dadurch die grösstmögliche Gesundheit der Nachkommen gewährleistet ist. (Eine kurze Erläuterung dazu findet ihr auf Wikipedia).

Bei Männern kann ich es schlecht beurteilen, aber bei Frauen ist es mir schon oft aufgefallen: Wenn eine Frau im gebärfähigen Alter ist und sich ein Kind wünscht, wählt sie den Partner offenbar instinktiv im Hinblick auf die Kinder, wie oben erwähnt, und nicht gemäss den Eigenschaften, die für sie persönlich zu einer guten Paarbeziehung beitragen. Oder habt ihr euch nicht auch schon darüber gewundert, wieso „diese Frau“ mit „diesem Mann“ zusammen ist?
Später, wenn die gesunden Nachkommen auf der Welt sind, beginnt die Frau dann all das zu vermissen, was für sie zu einer befriedigenden Partnerschaft gehört – oder allgemeiner ausgedrückt, zu einem befriedigenden Leben. Je nachdem wie stark ihr Selbstwertgefühl und ihre Selbstliebe sind, geht sie unterschiedlich damit um: Sie bleibt, nicht selten der Kinder zuliebe, bei ihrem Mann, gestaltet sich aber ihr eigenes Leben nach ihren Vorstellungen; oder sie wählt den vermeintlich einfachsten Weg, trennt sich und sucht sich einen neuen Partner, den sie für geeigneter hält; oder sie traut sich nicht, etwas an ihrem Leben zu ändern, vielleicht auch aus religiösen oder moralischen Überzeugungen oder weil sie so erzogen wurde oder weil ihr Mann zu dominant ist, und leidet zunehmend unter der Situation.

Ich erzähle euch jetzt von zwei Frauen, die offenbar einen Mann geheiratet haben, der wahrscheinlich genetisch, nicht aber bezüglich der anderen Werte zu ihnen passte, und wie sie damit umgegangen sind. Bewusst enthalte ich mich eines Kommentars, es geht nicht darum die Eigenschaften des einen gegen diejenigen des anderen Partner zu beurteilen, denn jeder hat das Recht, auf seine Weise glücklich zu sein – das Problem besteht ja lediglich darin, dass zwei unterschiedliche Charaktere und Lebensauffassungen aufeinander prallen.

Jeanine* ist eine lebensfrohe, temperamentvolle, extrovertierte, emotionale, vielseitig interessierte Frau. Ihr Mann ruhig, wortkarg, geizig mit sich selbst und anderen, er legt keinen Wert auf Genuss und Vergnügen, er braucht nichts weiter als seine Frau und die beiden Kinder und seinen Beruf im sozialen Bereich.
Die beiden waren erst wenige Jahre verheiratet, die beiden Kinder schon da, als Jeanine eine Affäre mit einem anderen Mann begann. Als die Geschichte aufflog, beendete sie sie. Drei Jahre später verliebte sie sich ernsthaft in einen anderen Mann und beschloss, es ihrem Ehemann zu gestehen. Sie sagte ihm, dass sie die Familie nicht verlassen wolle, aber auch nicht auf die aussereheliche Beziehung verzichten. Ihr Ehemann akzeptierte es – ob aus selbstkritischer Einsicht, dass seine Frau es für ihr Glück einfach brauchte, oder aus Angst, sie ganz zu verlieren, weiss ich nicht.

Silvia* war schon über zwanzig Jahre mit ihrem Mann verheiratet, als sie durch neue Freunde erst auf die Erkenntnis kam, dass sie sich ihm während der ganzen Ehe völlig unterworfen und ihre eigene Persönlichkeit aufgegeben hatte – weil sie so erzogen worden war, erzählte sie mir. Sie hatte überhaupt kein Eigenleben geführt, war ununterbrochen mit ihm zusammen, machte, was er wollte, und hatte auf ihre individuellen Bedürfnisse und Neigungen vollständig verzichtet; sie lebte die Erwartungen, die er in sie setzte, sagte sie, und diese Selbstverleugnung führte dazu, dass sie missmutig, zynisch, unausstehlich wurde. Denn vom Charakter her sind die beiden ähnlich verschieden wie die oben beschriebene Jeanine und ihr Mann. Er nimmt sie kaum wahr, es findet kein Austausch zwischen den beiden statt, er versteht ihre Begeisterungsfähigkeit für das Schöne nicht.
Nach dieser Erkenntnis und unter dem sanften Druck dieser Freunde begann sie langsam, sich harmlose Freiheiten herauszunehmen. Und wenn ich harmlos sage, dann meine ich es! Sie chattete beispielsweise in einem Internet-Forum und weigerte sich, ihrem Mann den Chat zu zeigen – was er überhaupt nicht goutierte.
Als sie letzte Weihnachten auf seine Frage, was sie sich wünsche, antwortete: „Eine neue Spülmaschine“, meinte er lakonisch: „Die alte tuts doch noch“ – obwohl sie eine Menge Macken hatte und keinen sauberen Dienst mehr tat. Sie nahm all ihren Mut zusammen und kaufte selbst eine neue, von ihrem eigenen Geld wohlverstanden, denn sie ist berufstätig und verdient gut.
Sie will sich von ihrem Mann nicht trennen, noch nicht, wie sie sagt, sie hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass sich etwas ändern könnte…

Wie ich weiter oben sagte: Unser Selbstwertgefühl ist massgeblich dafür verantwortlich, wie wir mit unbefriedigenden Lebenssituationen umgehen. Ob wir den Mut haben, etwas daran zu ändern – in welcher Art auch immer – oder nicht, ob unsere Angst vor der Zukunft, vor dem Alleinsein, vor der Veränderung uns daran hindert. Aber auch ob wir stark genug sind, in der schwierigen Lage so zu uns selbst zu stehen, dass wir uns auch darin verwirklichen und glücklich werden können.

* alle Namen aus Diskretionsgründen geändert

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Selbstliebe und Selbstbestimmung

Wir alle scheuen uns oft allzu sehr, über unser Leben selbst zu bestimmen – wenn dabei andere in Mitleidenschaft gezogen werden. Wir nehmen Rücksicht, nehmen uns zurück, bringen Opfer, bis hin zur Selbstaufgabe… Alles gut und recht, aber dabei vergessen wir, dass wir die Pflicht – ja, die Pflicht, nicht nur das Recht! – haben, unser eigenes Leben zu leben, unseren eigenen Weg zu gehen, so wie unsere Seele es will.
Sich selbst lieben heisst, seinen Lebensweg selbstbestimmt zu gehen.

Ohne weiteren Kommentar – der tatsächlich unnötig ist – zitiere ich aus zwei Büchern, die ich in letzter Zeit gelesen habe:

Wir alle haben Träume. Doch die meisten von uns scheuen davor zurück, ihre Träume in Erfüllung gehen zu lassen, obwohl es doch einzig und allein in ihrer Hand liegt, ob sie Wahrheit werden. […] Wenn wir das eine, das uns alles bedeutet, nicht haben, was ist dann der Rest wert? Wenn wir das eine aber bekommen, was schert es uns, wenn wir den Rest verlieren? […] Ich behaupte, dass wir alle diese Situation kennen. Etwas, das sich mit Gewalt in unser Leben drängt, und mit einem Mal wird alles andere unwichtig. Ein Mensch, sehr häufig ist es ein Mensch. Plötzlich steht er vor uns und erschüttert unser Leben in den Grundfesten und alles, was dort sonst eine Rolle spielt, rückt an den Rand.
Stephan M. Rother: Öffne deine Seele

Einen anderen Menschen zu lieben, ist etwas Wundervolles […] Es mag gut gehen, oder auch nicht. Aber so ist die Liebe. Wenn man sich verliebt, ist es nur natürlich, sich der Liebe hinzugeben. […] Man muss den Dingen ihren natürlichen Lauf lassen. Trotz all deiner Bemühungen, werden andere Menschen verletzt, wenn für sie die Zeit gekommen ist, verletzt zu werden. Das Leben funktioniert so. Du bemühst dich zu sehr, das Leben in die Bahnen zu lenken, die deiner eigenen Lebensweise entsprechen. Willst du nicht in einer Nervenheilanstalt enden, musst du dich etwas mehr öffnen und dich dem natürlichen Lebensfluss ergeben. […] Also, stoppe, was du gerade tust, und werde glücklich. Arbeite daran, dich glücklich zu machen!
[…] wer weiss schon, was das Beste ist? Deshalb solltest du nach jeder Chance auf Glück greifen, wo immer du es findest, und dir nicht allzu viele Sorgen um andere Leute machen. Meine Erfahrung hat mich gelehrt, dass wir nie mehr als zwei oder drei solcher Chancen in einem Menschenleben bekommen, und wenn wir sie gehen lassen, bereuen wir es für den Rest unseres Lebens.
Haruki Murakami: Norwegian Wood (von mir selbst aus dem Englischen übersetzt)

Die Selbstbestimmung ist auch das Thema des nachfolgenden Artikels mit gleichem Datum.

* Das Buch von Rother ist ein Thriller, den ich niemandem empfehlen will, der nicht über starke Nerven verfügt.
** Der Roman von Murakami ist eine nette, aussergewöhnliche Liebesgeschichte eines jungen Mannes.

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