„Mein“ Königsgaukler

Einen Herzenswunsch habe ich mir erfüllt: „Der Königsgaukler“ von Manfred Kyber in meinem Verlag neu herausgegeben. Dieses Märchen aus dem Jahr 1921 über den tieferen Sinn des Lebens kenne ich seit vielen Jahrzehnten und habe es ebenso oft wieder gelesen wie weitergegeben. Jedes Mal, wenn Freunde sich gerade in einer schwierigen Lebenslage befanden und traurig waren oder meinten, nicht mehr weiter­zuwissen, habe ich ihnen mein Exemplar geschenkt, in der Hoffnung, es möge ihnen ebenso viel Trost und Zuversicht spenden wie es mir bei ähnlichen Gemütszuständen jeweils gebracht hat. Für mich habe ich dann immer sofort ein neues Büchlein gekauft – und bald schon wieder verschenken „müssen“.
Gab es früher einmal eine schöne gebundene Ausgabe, so finde ich seit Jahren keine mehr, die mir gefällt und die ich gerne verschenke. Das ist der Grund, warum ich mich entschlossen habe, den Königs­gauk­ler selber herauszugeben: Dieses Juwel der spirituellen Literatur soll liebevoll gestaltet sein und sich edel präsentieren.

Der Königsgaukler ist eines der vier Bücher, die ich auf eine einsame Insel mitnehmen würde, wäre ich für den Rest des Lebens dorthin verbannt. Jetzt wollt ihr wahrscheinlich wissen, welche die anderen drei sind? Die „Bhagavad Gita“, ein fast zwei Jahrtausende alter spiritueller Text aus Indien, „Essays on the Gita“ von Sri Aurobindo, dem großen indischen Philosophen und Mystiker, und „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry. Auch diese Bücher habe ich, wie den Königsgaukler, schon unzählige Male gelesen. Natürlich würde ich viele andere Werke nur ungerne zurücklassen, aber mit diesen vier könnte ich meine Seele und mein Gemüt ausreichend nähren. Bis an mein Lebensende. Alle sind sie nämlich zeitlos – ich bin versucht zu sagen: ewig – in ihrer Weisheit und ihrer Eigenschaft, das Herz zu erwärmen und zutiefst zu berühren.

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Manfred Kyber: Der Königsgaukler
nada Verlag
Hardcover, 72 Seiten
ISBN 978-3-907091-08-1
Preis: EUR 17.00

„Der Königsgaukler“ von Manfred Kyber im nada Verlag ist erhältlich in Buchhandlungen und in Online-Shops.

ACHTUNG: Es gibt mehrere Ausgaben dieses Märchens auf dem Markt (keine so schön wie meine 😉 Beim Kauf müsst ihr deshalb unbedingt angeben, dass ihr diejenige des nada Verlags wollt, oder die ISBN 978-3-907091-08-1 mitteilen.

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Mein neues „Sonnwandeln“

Vor gut zehn Jahren begann ich, Sonnwandeln zu schreiben, eine Schriftenreihe für spirituelle Entwicklung im Alltag. Es entstanden schliesslich dreissig thematische Ausgaben, insgesamt über 600 Seiten. Den Namen Sonnwandeln wählte ich in der dop­pelten Be­deutung von „auf dem sonnigen Lebensweg wandeln“ und „sich zu einem sonnigen Gemüt wandeln“. Diese Schriftenreihe, die es nur in elektronischer Form gab, habe ich jetzt in gedruckte Bücher umgeformt und bei dieser Gelegenheit gründlich überarbeitet. Der erste Band mit dem Titel „Der Sinn des Lebens und die Lebensschule“ ist soeben erschienen, die übrigen vier erscheinen nach und nach.
Jedes Kapitel entspricht einer Ausgabe der früheren Schriftenreihe und weist die gleiche Struktur auf: „Einführende Gedanken“ stellt eine Einleitung ins Thema dar und wirft auch Fragen auf, die ich dann in den weiteren Rubriken „Vertiefende Aspekte“ und „Fragen & Antworten“ konkret und alltagsbezogen be­handle, wie es meine Art ist.
Zu jedem Thema gibt es eine Aufgabe für die innere Entwicklung, ergänzt durch Vorschläge für Affirmationen, eine Ima­gination oder Meditation und unterstützende Heilsteine und Bach-Blüten.

Das Konzept von Sonnwandeln ist einzigartig in seiner Ganzheitlichkeit und seinem Alltagsbezug.
Dabei geht Sonnwandeln einen Schritt weiter als die meisten Ratgeber-Bücher und die spirituelle Literatur, indem es die behandelten Themen nicht nur in einen konkreten Alltagsbezug stellt, vielmehr auch Entwicklungsziele Schritt für Schritt klar definiert und die entsprechenden Aufgaben dazu stellt.

Gebet und Meditation sind eine Seite der Spiritualität, eine wichtige – doch darüber gibt es schon viel Literatur und manche Website.
Deshalb konzentriert sich Sonnwandeln darauf zu zeigen, wie wir die spirituelle Ebene in unseren Alltag einbringen können, im Beruf, in Partnerschaft und Familie, bei Freizeitaktivitäten, mit Freunden und all unseren Mitmenschen, in unseren täglichen Entscheidungen und Taten, durch Krisen und Herausforderungen: Wir lernen Ängste und Wünsche abzubauen, Selbstwert, Urvertrauen und Gleichmut zu stärken – dadurch wachsen wir innerlich und kommen dem Göttlichen näher.

Sonnwandeln steht keiner Religion, Lehre, Kirche, Sekte oder Organisation nahe, ist völlig unabhängig und keiner bestimmten Ideologie verpflichtet. Ich schöpfe aus weltweiter spiritueller, philosophischer und psychologischer Weisheit. Eine Gottfigur der Gebote und Verbote, mit Belohnung und Strafe, findet darin keinen Platz, wohl aber das Göttliche als Absolutes, Einheit, Allheit.

Buchtitel_Der_Sinn_des_LebensDer Sinn des Lebens und die Lebensschule
von Karin Jundt
nada-Verlag
ISBN 978-3-907091-05-0
Paperback, 220 Seiten
EUR 19.00 / ca. CHF 25.00

Erhältlich:
• im Buchhandel und in den Online-Shops

Die Kapitel:
1. Der Sinn des Lebens und unsere Lebensaufgabe
2. Lebensphasen und Lebenskrisen
3. Zufall und Schicksal
4. Freier Wille oder Vorbestimmung?
5. Wille und Wollen
6. Unsere Innere Stimme

Sonnwandeln zeigt Wege auf
• wie wir mit weniger Angst und Sorgen gleichmütiger und zufriedener durch das Leben wandern,
• und im alltäglichen Handeln spirituell wachsen können,
• mit beiden Füssen fest in dieser Welt verankert, ohne asketische Praktiken und Entsagung.

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Noch eine Bitte: Falls euch das Buch gefällt und euch auf eurem spirituellen Weg unterstützt, wäre es für mich sehr hilfreich, wenn ihr eine Bewertung/Rezension in einem oder mehreren Online-Shops abgebt. Vielen Dank!

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Vergessen

Man sagt, bei der Geburt würden wir „vergessen“, dass wir aus einer geistigen Welt kommen – und das Leiden im Diesseits beginnt.
Könnten wir uns daran erinnern, dass wir in Wahrheit eine unsterbliche, unverwundbare Seele sind und von Höheren Mächten durch dieses Leben geführt und getragen werden, blieben wir von viel Schmerz verschont.

Doch irgendwann in unserem Leben begegnen wir diesem Urvertrauen wieder, sei es, dass wir auf einen Menschen treffen, der uns davon erzählt, sei es, dass wir in einer schwierigen Lebenslage diese Zuversicht in uns drinnen entdecken.

Wir wir es gefunden haben, vergessen wir es aber auch immer wieder. Wenn es uns nicht gut geht, wenn wir meinen, die uns auferlegte Last nicht mehr tragen zu können, oft auch einfach, weil wir zu sehr von den Ängsten und Wünschen unseres Ego beherrscht werden.

Es ist auch meine persönliche Erfahrung, dass ich mich immer wieder selbst daran erinnern muss. Und das möchte ich deshalb euch allen ans Herz legen:
• Wenn die Dinge im Leben nicht so laufen, wie wir es gerne hätten, wenn wir mit unserem Schicksal hadern, erinnern wir uns daran: Alles ist und kommt so, wie es gut für uns ist.
• Wenn wir nicht weiter wissen, erinnern wir uns daran: Wir werden durchs Leben geführt und getragen, vertrauen wir uns dieser Führung an, hören wir auf, selbst die Richtung vorgeben zu wollen, lassen wir los.
• Wenn wir krank sind, uns schlecht fühlen oder jemand uns verletzt hat, erinnern wir uns daran: Wir sind eine unsterbliche, unverwundbare Seele.
• Wenn unsere Wünsche nicht in Erfüllung gehen, erinnern wir uns daran: Etwas Besseres wartet auf uns.
• Wenn traurige, deprimierende, verzweifelte Gedanken uns überfallen, erinnern wir uns daran: Sie gehören nicht zu uns, in uns ist nur Friede und Licht.
• Wenn Hindernisse auf unserem Weg auftauchen, die Dinge plötzlich eine andere Wende nehmen, erinnern wir uns daran: Es hat etwas zu bedeuten, es will uns etwas sagen, wir werden es verstehen.
• Wenn geliebte Menschen von uns gehen, erinnern wir uns daran: Andere Menschen werden kommen und ein Stück auf dem Lebensweg mit uns gehen.
• Wenn wir mit uns selbst unzufrieden sind, uns verurteilen, uns Vorwürfe machen, erinnern wir uns daran: Wir sind auf dieser Welt, um zu lernen, uns innerlich zu entwickeln, jeder „Fehler“ ist nur eine Erfahrung.

Erinnern wir uns immer daran! Und vergessen wir nicht, uns daran zu erinnern.

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Weltuntergang 2012

Während der letzten Woche habe ich überprüft, wie oft der Suchbegriff „Weltuntergang 2012“ bei Google eingegeben wird. Allein im deutschsprachigen Raum sind es täglich Abertausende, die danach googlen.

Zugegeben, das Thema hat seinen Reiz, aus mehr oder minder wissenschaftlicher Sicht. Andererseits verstehe ich das riesige Interesse – und vor allem die teilweise Besorgnis darüber – nicht recht.
Keiner von uns weiss doch, wann seine letzte Stunde geschlagen hat. Ich weiss nicht, ob ich morgen noch da bin, vielleicht erlebe ich den Weltuntergang gar nicht mehr!
Spielt es für den Einzelnen wirklich eine Rolle, ob er „allein“ stirbt oder ob ein paar Hundert zusammen mit ihm oder gar die ganze Menschheit? Nebenbei gesagt: Mir ist auch diese kollektive Trauer, beispielsweise bei einem Flugzeugabsturz oder einer Naturkatastrophe, immer etwas fremd. Natürlich ist es traurig, wenn so etwas passiert – aber sterben auf dieser Welt nicht jeden Tag… ich weiss nicht wie viele… Hunderttausende, Millionen? Obwohl jeder einzelne Todesfall für die Angehörigen tragisch ist, unabhängig davon, wie viele gleichzeitig mit ihrem Toten umgekommen sind, bekümmert uns das nicht.

Warum sollte uns also der Weltuntergang bekümmern? Vielleicht wegen unserer Kinder oder anderer Lieben… Aber auch bei ihnen wissen wir doch nicht, ob sie morgen oder nächstes Jahr – Weltuntergang hin oder her – noch leben.

Ein Problem sehe ich vielmehr darin, dass wir generell so leben, als wären wir unsterblich, und selten einen Gedanken daran verschwenden, dass dieser Tag – heute – unser letzter sein könnte.
Wie vieles schieben wir auf… Wie oft trauen wir uns nicht… Wie sehr sorgen wir uns um das Morgen…

Yogananda sagte einst: „Nimm dir nicht vor, morgen zu beginnen, beginne heute!“ Wie wahr. Leben wir den Tag. Jeden einzelnen als wäre es unser letzter. Und vertrauen wir uns dem Leben, dem Schicksal, der Vorsehung, der Höheren Macht an. Ohne Angst vor der Zukunft – Weltuntergang hin oder her.

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Urvertrauen und Hadern

Wünsche habe ich nicht viele, ich versuche stets, Urvertrauen und Gleichmut zu praktizieren und dankbar anzunehmen, was mir gegeben wird, im Bewusstsein, dass es gut für mich ist.

Doch einen Wunsch hatte ich seit vielen Jahren und ich hatte das Göttliche immer wieder gebeten, ihn mir zu erfüllen, nur diesen einen: Dass meine betagte Mutter einen „schönen“ Tod haben möge. Ohne schwere Krankheit, ohne Leiden, einfach irgendwann einschlafen und nicht mehr aufwachen.
Dieser Wunsch war dann sogar spontan in mir aufgekommen, als ich eines Nachts in der Wüste Sternschnuppen sah.

Natürlich weiss ich: Auch Krankheit, auch Leiden haben einen Sinn. Und ich hätte mir nie anmassen dürfen, besser als das Göttliche zu wissen, was für meine Mutter (und mich) gut ist. Aber es ist halt menschlich, ich habe es mir einfach gewünscht, dass sie eines Tages ohne Schmerzen gehen darf.

Als meine Mutter vor wenigen Monaten erkrankte und wir dann seit etwa Mitte Dezember den Tod kommen sahen, haderte ich mit dem Göttlichen. Warum hast du mir diesen Wunsch nicht erfüllt? Ich bitte dich doch ganz selten um etwas! Warum muss sie jetzt so leiden, warum hast du uns das nicht erspart?
Es war für mich sehr schwer. Nicht, ihren Tod anzunehmen, sondern ihr Leiden mitzuerleben. Ich wünschte mir manchmal, sie wäre zuvor unerwartet gestorben.

Vor wenigen Wochen hat sie dann diese Welt verlassen. Friedlich, ruhig, gefasst und in grosser Würde.

Erst danach, als mein Schmerz und meine Trauer ein bisschen verebbt waren – relativ schnell, denn ich hatte den grössten Schmerz und die intensivste Trauer schon vor ihrem Tod vorweg gelebt –, empfand ich eine riesige Dankbarkeit. Für diese Wochen, die uns geschenkt wurden, in denen wir so viele tiefe und bereichernde Gespräche hatten wie nie zuvor. Für die Liebe, Nähe und Fürsorge, die ich ihr noch schenken durfte, mehr als je zuvor in meinem Leben. Für ihre Nähe und Liebe, die sie mir noch schenkte. Für diese tiefe Erfahrung, sie in den Tod begleiten zu dürfen.

So habe ich nun verstanden, warum meine Mutter nicht schnell und unerwartet sterben durfte, und bin dem Göttlichen unendlich dankbar dafür.
Ich hoffe, ich werde mich in Zukunft daran erinnern, sollte ich wieder einmal mit meinem Schicksal hadern.

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Eine neue Richtung in einer alten Geschichte

Vor einiger Zeit habe ich hier über Natalie* erzählt, die es in über 15 Jahren zutiefst unglücklicher Ehe nicht geschafft hat, sich von ihrem Mann zu trennen – hauptsächlich aus mangelnder Selbstliebe.

Vor einigen Monaten hat das „Schicksal zugeschlagen“ – was es immer tut, früher oder später, wenn wir nicht auf uns selbst hören und uns unserem Weg verweigern. Natalie, am Ende ihrer körperlichen und psychischen Kräfte, hat ein Burnout erlitten, einen Nervenzusammenbruch hätte man es früher genannt. Der Arzt verschrieb ihr Psychopharmaka, die sie seither nimmt. Und eine Psychotherapie.
Auch dabei hat das Schicksal gewirkt – was es ebenfalls immer tut, wenn wir ganz am Boden sind, Hilfe brauchen und bereit sind, diese anzunehmen.
Sie hat durch eine Anzahl „glücklicher Zufälle“ die richtige Therapeutin gefunden, eine Frau, die ihr von Anfang an klar gemacht hat, dass sie nicht in die Therapie zu kommen brauche, wenn sie nur jemanden suche, der ihr die Kraft gebe, so weiterzumachen wie bisher! „Wenn Sie jedoch Ihr Leben in die Hand nehmen und hinschauen wollen, was Sie zum gegenwärtigen Zustand geführt hat, und bereit sind, eigene Schritte auf einem neuen Weg zu gehen – dann kann ich Ihnen dabei helfen“, sagte die Psychologin.
Natalie hat gespürt, dass sie keine Wahl hat, will sie nicht ganz zugrunde gehen und ihre Kinder mit in den Abgrund reissen, und sie hat die Chance erkannt, die sich ihr hier bietet.

Seit einigen Monaten besucht sie regelmässig ihre Therapeutin und hat einen Wandlungsprozess in Gang gesetzt; er ist nicht schmerzfrei, wie sie sagt, im Gegenteil, sie hat viel geweint – am meisten über all das, was sie bisher mit sich hat machen lassen und sich selbst angetan hat.

Vor einigen Tagen habe ich lange mit ihr telefoniert und sie hat mir erzählt – voller Stolz und gleichzeitig noch etwas verunsichert –, dass sie ihrem Mann zum ersten Mal die Stirn geboten hat.
Zu ihrem Geburtstag wollte er ihr eine Abenteuerreise (zusammen mit ihm) schenken – gerade das richtige für ihre angeschlagene Gesundheit, die nichts als Ruhe braucht!
Sie sagte ihm, dass sie das nicht wolle. Dennoch buchte er die recht teure Reise für sie beide. Als noch Zeit gewesen wäre, alles kostengünstig zu stornieren, gab Natalie ihm nochmals deutlich zu verstehen, dass sie nicht mit ihm verreisen würde.
Er aber glaubte einfach nicht, dass sie es ernst meinte – zu lange hatte sie sich ihm immer gefügt, immer nachgegeben.
Erst am Tag vor der geplanten Abreise musste er einsehen, dass seine Frau tatsächlich nicht die Ferien mit ihm verbringen würde und er viel Geld für nichts ausgegeben hatte. Ich weiss nicht, was ihn mehr schmerzte, die gekränkte Männlichkeit oder der finanzielle Verlust.

Ich bin glücklich, dass Natalie diesen ersten wichtigen Schritt zu sich selbst gemacht hat. Ein weites Stück Weg liegt noch vor ihr, doch zum ersten Mal in all den Jahren bin ich sicher, dass sie ihn gehen und zu ihrer Selbstachtung und Selbstliebe finden wird.

*Name aus Diskretionsgründen geändert.

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Herr über das Schicksal?

Wir erliegen oft der irrigen Annahme, wir hätten unser Leben im Griff, wir könnten planen, vorausschauen, lenken… Doch die Erfahrung haben wir alle schon gemacht:
Wir bemühen uns um etwas – und das erhoffte Ergebnis stellt sich nicht ein.
Aber auch: Wir bemühen uns um etwas – und das erhoffte Ergebnis stellt sich ein.
Ebenso: Wir lassen alles schlittern – und es entsteht etwas Positives, Erfreuliches daraus.
Und wiederum: Wir lassen alles schlittern – und geraten in eine unerfreuliche, schwierige Lage.
Über das Schicksal haben wir keine Macht, egal was wir darunter verstehen: einen göttlichen Plan, eine Glücksgöttin, ein sinn- und zielloses Chaos. Dazu eine hübsche Geschichte aus Indien.

Ein Brahmane wollte bei religiösen Feierlichkeiten eine Ziege auf dem Altar opfern. Als er das Messer wetzte, begann die gefesselte Ziege plötzlich zu lachen. Erstaunt hielt der Priester inne und betrachtete das Tier, das jetzt zu weinen anfing.
Er fragte die Ziege, was ihr sonderbares Verhalten zu bedeuten hätte, und sie erklärte es ihm: „Während ich dem Tode geweiht da lag, erinnerte ich mich, dass ich in einem früheren Leben auch einmal ein Brahmane war und wie du eine Ziege opferte. Wegen dieser Bluttat sollte ich fünfhundert Mal als Ziege wiedergeboren werden und jedes Mal dadurch sterben, dass mir der Kopf abgeschlagen wird. Und dieses ist das fünfhundertste Mal! Deshalb habe ich gelacht: Weil ich nach diesem Tod in eine bessere Existenz wiedergeboren werde. Aber dann erkannte ich, dass du, der mich tötest, nun ein ähnliches Schicksal erleiden wirst, und du erbarmtest mich und ich musste um dich weinen.“
Der Brahmane war gerührt, verzichtete auf das blutige Opfer und ordnete an, dass das Tier gehegt und gepflegt und beschützt würde, damit ihm wenigstens dieses eine Mal sein Schicksal erspart bliebe. Aber alle Fürsorge nützte nichts: Es kam ein Gewitter und ein Blitz schlug in der Nähe so ein, dass ein Felsbrocken durch die Luft geschleudert wurde und der Ziege den Kopf abschlug.

Was, wenn nicht unser Urvertrauen – dass alles immer so kommt, wie es gut für uns ist – kann uns von der Angst vor der Willkür des Schicksals erlösen?

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Freier Wille oder Vorbestimmung?

Viele Menschen meinen, dass sie dem Tod nicht entrinnen können, wenn ihre Stunde geschlagen hat, ebensowenig wie anderen „schicksalhaften“ Ereignissen, dass also gewisse Fixpunkte im Leben eines Menschen vorgegeben sind.
Gäbe es ein vorbestimmtes, unabänderliches Schicksal, auch nur für einzelne Ereignisse, wäre es zwecklos, dass wir durch unser (gutes) Verhalten versuchen, unseren Lebensweg zu beeinflussen.
Wahrscheinlicher ist wohl, dass zwar jede unserer Handlungen eine Wirkung hat (das ist ein unumstössliches physikalisches Gesetz!), doch diese kann unterschiedlich ausfallen. Schleudern wir einen Stein gegen ein Fenster, so geht es in die Brüche – das ist das Gesetz von Ursache und Wirkung. Es kann aber auch ein heftiger Windstoss den Stein so weit ablenken, dass er nicht in die Scheibe fliegt, sondern etwas daneben auf der Mauer aufschlägt und dort nur einen geringen Schaden verursacht – das ist der Eingriff des „Schicksals“! Und darauf dürfen wir stets vertrauen…

Wenn der Sinn des Lebens die geistige Entwicklung ist, die zu einem erfüllten, glücklichen Dasein führt, so ist das Lernen unsere Aufgabe, der Weg, um das Ziel zu erreichen. Das erfahren wir ja oft in unserem Leben: Solange wir immer wieder den gleichen Fehler machen, leiden wir immer wieder unter den Folgen.
Wir wählen und entscheiden also fortwährend, ob wir uns einfach treiben lassen oder unsere „Hausaufgaben“ sorgfältig erledigen. Entsprechend unseren Fortschritten in der Lebensschule ändert sich unser Schicksal laufend: Haben wir eine Lektion gelernt, müssen wir sie nicht wiederholen; umgekehrt werden wir immer wieder mit analogen Lerninhalten (in unterschiedlichen Situationen) konfrontiert, bis wir den „Stoff“ begriffen haben.

Freier Wille und Vorbestimmung sind zwei Seiten der gleichen Medaille: Unser Schicksal ist die Folge des freien Willens und wir können es durch unseren freien Willen jeden Tag verändern und neu bestimmen. Es ist nur unser begrenzter Verstand, der vermeintliche Gegensätze darin sieht und versucht, das eine oder das andere auszuschliessen.
Schliesslich dürfen wir auch darauf vertrauen, dass uns nie mehr auferlegt wird, als wir zu tragen vermögen, und wir immer an die Aufgaben herangeführt werden, die für unsere innere Entwicklung wichtig sind – und dabei immer die notwendige Hilfe zur rechten Zeit bekommen (siehe als schönes Beispiel dafür meinen Beitrag „Immer zur rechten Zeit“!).

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Zufall, Schicksal – und das Warum

Als Zufall werden unvorhersehbare, unbeabsichtigte Ereignisse bezeichnet, die nicht als Folge be­stimm­ter Ursachen erkennbar und nicht rational erklärbar sind. Zufall ist das, was uns zufällt, ohne dass wir danach suchen oder es an­streben.
Es stellt sich die Frage, ob dieses uns Zugefallene einer chaotischen Welt entspringt, in der in jedem Augenblick alles ohne Sinn und Zweck geschehen kann, wie es die Alle­gorie der Glücksgöttin Fortuna suggeriert, die mit verbundenen Augen das Glück wahllos streut.
Oder ob es nach einer Gesetzmässigkeit ge­schieht und ein Ziel verfolgt.
Analoges sagt das Wort Schicksal aus, das in einer ähnlichen Bedeutung benutzt wird wie Zufall. Es impliziert aber stärker eine gewisse Vorbestimmung oder die Einwirkung einer Macht, der wir ausgeliefert sind, und weist oft einen negativen Beigeschmack auf. Bei einer positiven Wendung sprechen wir eher von Fügung; damit ist jedoch auch ge­meint, dass wir uns fügen müssen. Gleichermassen geht das Wort Schicksal auf schicken zurück im Sinne von sich schi­cken (= sich fügen).

Warum gibt es Menschen, die ein schweres Schicksal erleiden, immer und immer wieder von sogenannten Schicksalsschlägen getroffen werden, und andere, bei denen das Leben glatt und unproblematisch verläuft und der Zufall stets zu Hilfe kommt?
Gibt es eine Erklärung für das Leiden all derer, die scheinbar nichts dafür können – hungernde Kinder, Tote bei Naturkatastrophen, unschuldige Opfer bei Unfällen? Und für die vermeintlichen Glückspilze?
„Warum?“ Diese Frage beschäftigt die Menschen jedes Mal. Und wenn es uns selbst trifft, eine Krankheit, der Tod eines geliebten Menschen, der Verlust des Arbeitsplatzes, fragen wir: „Warum ausgerechnet ich?“ Bezeichnenderweise interessiert uns das meistens nicht, wenn das Glück uns hold ist, wenn Angenehmes uns zufällt.
Vielleicht ist die Frage nur falsch gestellt. Sie müsste nicht „Warum?“ lauten, sondern präziser „Was hat es für mich zu bedeuten?“ Liegt nicht etwa in allem ein Sinn? Wenn der Sinn des Lebens unsere innere Entwicklung ist und unser individuelles Dasein die Schule, dann zeigt uns jedes einzelne Ereignis, was wir noch lernen müssen, oder bestätigt uns, dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden. Die Schwierigkeit liegt indes darin zu erkennen, was wir lernen sollen, was uns ein Zufall, ein Schicksalsschlag oder eine glückliche Fügung sagen will.
Für die Deutung gibt es keine allgemein gültigen Regeln. Bei Krankheiten ist es vergleichsweise einfach, eine Erklärung zu finden, wenn wir den befallenen Körperteil und seine Funktion betrachten. So ist beispielsweise die Haut un­sere „Kontaktstelle zur Aussenwelt“: Dermatologische Probleme lassen oft auf eine gestörte Beziehung zu unserem Umfeld und den Mitmenschen schliessen. Füsse und Beine symbolisieren einerseits Standhaftigkeit, andrerseits Voranschreiten, das Herz steht für Liebe, der Schoss für Geborgenheit. Oft bringen uns auch Redens­arten auf die richtige Spur: etwas liegt mir auf dem Magen; meine Kehle ist wie zugeschnürt; die Angst sitzt mir im Nacken; er hat mir das Herz gebrochen.
Nicht immer ist die Auslegung allerdings so klar. Bei Heiserkeit beispiels­weise, also dem Verlust der Stimme, fragen wir uns: „Was darf ich nicht sagen?“ Oder: „Was habe ich gesagt und hätte es besser unterlassen?“ Aber ebenso: „Was hät­te ich zu sagen gehabt, jedoch geschwiegen?“ Hier erkennen wir, dass verschiedene, zum Teil sogar entgegengesetzte Er­klärungen zutreffen könnten.
Bei anderen Ereignissen als Krankheiten sind Schlussfolgerungen noch schwieriger. Wie gehe ich damit um, wenn bei einem Vorhaben immer wieder Hindernisse auftreten? Vielleicht ist mein Projekt nicht gut für mich und ich sollte es nicht weiterverfolgen – oder lernen, für eine Sache zu kämpfen und nicht klein beizugeben?
Was will das Schicksal mich lehren, wenn der geliebte Partner mich verlässt: loszulassen, mein Ego zu überwinden und ihm von Herzen alles Glück der Welt zu wünschen? Oder findet diese Trennung statt, weil für mich ein anderer Weg bereitsteht, der mir mehr Erfüllung und wichtige Er­fahrun­gen schenken wird?
Warum verliere ich den Job? Ist es etwa ein fälliger Schritt, dem ich mich bisher verweigert habe, obwohl die Situation an meinem Arbeitsplatz nicht mehr zufrieden stellend war? Oder muss ich lernen kürzerzutreten, mich mehr der Familie oder der Gesundheit zu widmen? Wartet vielleicht eine besser geeignete Aufgabe auf mich? Oder heisst es einfach lernen, auch diese Situation ohne Angst und Selbstzweifel zu überstehen?
Finde ich eine befriedigende Interpretation für unange­neh­­me Zufälle oder ein schmerzliches Schicksal, so fällt es mir leichter, sie zu akzeptieren, und ich erkenne eher, wie ich mich zu verhalten habe.
Die Frage nach der Bedeutung stellt sich auch bei angenehmen Zufällen und glücklichen Fügungen, denn alles, was uns zufällt, hat einen Sinn. Die Ereignisse sind sozusagen Wegweiser, „geheime“ Zeichen, die es zu entschlüsseln gilt und die uns dann die Richtung weisen.
Manchmal verstehen wir die Botschaft eines Geschehens hingegen nicht unmittelbar. Möglicherweise wird uns die Einsicht zu einem späteren Zeitpunkt geschenkt, vielleicht jedoch nie. Auf jeden Fall sollten wir uns nicht den Kopf da­rüber zerbrechen oder uns quälen, sondern es einfach als gegeben stehen lassen – und vor allem akzeptieren, in der absoluten Zuversicht, dass alles, was uns geschieht, uns weiterbringt und nur zu unserem Besten ist.

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