Selbstvertrauen bei Kindern aufbauen

Inspiriert von einer Vorlesungsreihe zur Entwicklungspsychologie, die ich vor Kurzem besucht habe, will ich mit meinem heutigen Beitrag vor allem Eltern, oder künftige Eltern, ansprechen.
Bei anderen Erwachsenen wird es vielleicht ein Aha-Erlebnis auslösen, warum ihnen von Kind an das Selbstvertrauen fehlt. In der Tat ist es ein langwieriges, mühseliges – aber keineswegs hoffnungsloses – Unterfangen, unser Selbstwertgefühl, unser Selbstbewusstsein, unser Selbstvertrauen aufzubauen, wenn unsere Eltern es uns nicht schon von der Wiege an mit auf den Weg gegeben haben. Dies soll absolut nicht als Vorwurf an Eltern verstanden werden – sie wussten es einfach nicht besser, denn leider besteht keine „Schulpflicht“ für angehende Mütter und Väter, sich in den elementarsten Kenntnissen kindlicher Entwicklungspsychologie zu bilden. Und was als sogenanntes Allgemeinwissen in Umlauf ist, wirkt sich teilweise sogar gegenteilig aus.

Etwa das Loben und Ermutigen. Man soll seinem Kind Anerkennung für seine Leistungen aussprechen und es darin bestärken. Doch Lob ist nicht gleich Lob. Sagen wir dem Kind beispielsweise immer wieder, es sei intelligent oder habe ein bestimmtes Talent, so wird das Kind dies als unverrückbare Tatsache verinnerlichen. Die Angst zu versagen und die Eltern zu enttäuschen, ist damit vorprogrammiert. Bringt es dann einmal schlechte Noten nach Hause oder versagt es bei gewissen Aufgaben, fühlt es sich schlecht und verliert sein Selbstvertrauen recht schnell. Und wird irgendwann zu einem perfektionistischen Erwachsenen, der sich selbst nie einen Fehler verzeiht.
Besser ist es, das Kind konkret für eine gelöste Aufgabe und eine gute Note zu loben und nicht gewisse Eigenschaften und Fähigkeiten generell.

Das gleiche Problem tritt auf, wenn wir das Kind ermutigen, indem wir ihm beispielsweise sagen: „Du schaffst das, das ist nicht so schwierig.“ Oder es ermuntern, Herausforderungen anzupacken, denen es nicht gewachsen ist. Das Kind hat Angst davor, auch hier vor allem Angst, die Eltern zu enttäuschen; das wirkt sich bekanntlich bereits hinderlich aus. Gelingt das Unterfangen dann nicht, so wird wieder ein Stückchen des kindlichen Selbstwertgefühls zerstört. Und die Motivation geht verloren.
Besser ist es, das Kind zwar zu ermutigen, es zu versuchen, ihm aber gleichzeitig zu erklären, dass nicht immer alles klappt, wie man es sich wünscht, und dass es nichts macht, wenn etwas nicht geht. Wichtig ist nur, es irgendwann wieder zu versuchen.

Noch ein Wort zur Kritik. Wir dürfen unseren Kindern sagen, dass sie etwas nicht gut gemacht haben, das dient ihrem Lernprozess und ihrer Entwicklung. Aber niemals als Vorwurf! Niemals dürfen wir unsere Enttäuschung darüber zeigen! Niemals, absolut niemals, irgendeinen Fehler oder irgendeine Leistung mit unserer Wertschätzung und Liebe für das Kind verknüpfen! Bei Kindern (natürlich auch bei Erwachsenen) muss Kritik immer konstruktiv sein, erklären, dass wir aus Fehlern lernen, Vorschläge zur Verbesserung mit einbeziehen, Unterstützung anbieten.
Und nach jeder Kritik soll noch etwas Positives, Anerkennendes folgen.

Denken wir immer daran: Die beste Erziehung ist das gute Vorbild. Deshalb ist es so wichtig, dass wir auch als Erwachsene an unserem Selbstwertgefühl arbeiten und es aufbauen und stärken, sollte es zu schwach sein. Wie sollen wir es sonst unseren Kindern vermitteln?
Und noch ein Gedanke: Das Selbstwertgefühl können wir auch bei unseren erwachsenen Kindern noch aufbauen helfen und stärken.

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