Sich getragen fühlen

Urvertrauen bedeutet unter anderem: mich getragen fühlen. Vor allem in schwierigen Zeiten, bei Herausforderungen und durch Krisen hindurch: wissen, dass ich nicht mir selbst überlassen bin, sondern dass mein Schicksal in den Händen eines Mächtigeren, Weiseren liegt, der es zu meinem Besten lenkt; zuversichtlich sein, dass alles – egal wie ich entscheide und was ich auch tue – zu den Ergebnissen führt, die gut für mich und für alle Beteiligten sind.

Schon als ich mich noch zum „gottlosen“ Buddhismus bekannte, fühlte ich mich dennoch immer angezogen von Kirchen und Klöstern, von ihrer Stille und der tragenden Schwingung, die ich an diesen Orten fühlte, und deshalb auch von Umbrien, der „heiligsten“ Region Italiens, Heimat des Franziskus von Assisi und anderer Mystiker. Die Landschaft und die kleinen Städte und Dörfer waren stets von Frieden erfüllt; ob ich über staubige Wege inmitten von Wiesen und Feldern wanderte oder über die Pflastersteine der engen Gassen, ich fühlte mich immer leicht, als berührten meine Füsse den Boden kaum.
Immer wieder reiste ich durch Umbrien und einmal trat ich in die Kirche S. Francesco in Gubbio ein, als gerade die Messe gelesen wurde. Die Predigt begann der Pfarrer mit einer kleinen Geschichte, die mir seither in der Erinnerung geblieben ist.

Ich träumte, ich ging barfuss dem Strand entlang, und neben meiner war noch eine weitere Fussspur. Als ich zurückblickte, sah ich mein ganzes Leben, aber immer dann, wenn ich es besonders schwer gehabt hatte, war nur eine einzige Spur im Sand. Da sagte ich vorwurfsvoll zu Gott: „Du hattest mir doch versprochen, mich mein ganzes Leben lang zu begleiten; wo warst du, als ich dich am meisten brauchte?“
Gott antwortete: „Ich war immer bei dir. Als du es leicht hattest, bin ich neben dir hergegangen, um dich vor dem Fallen zu bewahren; wo du nur eine Spur gesehen hast, habe ich dich auf meinen Armen getragen.“

Urvertrauen. Wissen, dass ich getragen werde.

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4 Gedanken zu “Sich getragen fühlen

  1. Eines Nachts hatte ich einen Traum:
    Ich ging am Meer entlang mit meinem Herrn.
    Vor dem dunklen Nachthimmel erstrahlten, Streiflichtern gleich, Bilder aus meinem Leben.
    Als das letzte Bild an meinen Augen vorübergezogen war, blickte ich zurück. Ich erschrak, als ich entdeckte, dass an vielen Stellen meines Lebenswegs nur eine Spur im Sand zu sehn war. Und das waren die schwersten Zeiten meines Lebens.
    Besorgt fragte ich den Herrn:
    „Herr, als ich anfing dir nachzufolgen, da hast du mir versprochen, auf allen Wegen bei mir zu sein. Aber jetzt entdecke ich, dass in den schwersten Zeiten meines Lebens nur eine Spur im Sand zu sehen ist. Warum hast du mich allein gelassen, als ich dich am meisten brauchte??“
    Da antwortete er:
    „Mein liebes Kind, ich liebe dich und werde dich nie allein lassen, erst recht nicht in Nöten und Schwierigkeiten.
    Dort, wo du nur eine Spur gesehn hast, da habe ich dich getragen.“

  2. Weisst du vielleicht von wem die Geschichte ursprünglich stammt, Lela?
    Nachdem ich sie vor bald 30 Jahren in Umbrien gehört habe, ist sie mir schriftlich oder mündlich immer wieder einmal an den verschiedensten Orten begegnet.

    Liebe Grüsse,
    Karin

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