Habt Mut zur Selbstliebe!

Viele Beiträge über unsere unzähligen Ängste habe ich schon geschrieben. Heute will ich euch einfach wieder einmal Mut machen, Mut, zu euch selbst zu stehen, Mut, so zu entscheiden und zu handeln, wie ihr selbst es wirklich wollt, und vor allem Mut, euch zu verändern, eure Selbstliebe zu stärken.

Wie ich schon mehrmals sagte: Mut ist nicht Furchtlosigkeit. Etwas zu tun, und sei es noch so spektakulär, wovon wir überzeugt sind, dass wir es können, es gut ausgeht, alle es billigen, verlangt uns keinen Mut ab. Die Angst überwinden, das ist Mut.
Wenn wir immer nur tun, was wir schon können, kommen wir keinen Schritt weiter. Dabei haben wir doch in unserem Leben schon unzählige Male Mut bewiesen. Seit frühester Kindheit brauchten wir ihn: als wir das erste Mal einen Schritt gingen, ohne uns festzuhalten, zum ersten Mal eine Treppenstufe überwanden, uns das erste Mal auf das Fahrrad ohne Stütz­räder wagten, den ersten Tag ohne die Mutter im Kindergarten verbrachten, erstmals einen grossen Hund streichelten oder von einem Mäuerchen sprangen, das erste Mal allein auf dem Schulweg waren, …
Als Kinder besassen wir diesen Mut; die Neugier, die Lust am Entdecken und am Lernen war schliesslich immer stärker als unsere Angst vor dem Unbekannten und dem Ver­sagen. Es lag bestimmt auch daran, dass wir nicht ständig darüber nachdachten, welche Konsequenzen unser Tun ha­ben könnte. Kinder handeln in der Regel nach dem Prinzip „trial and error“: Sie versuchen einfach etwas und wenn es schiefgeht, haben sie (vielleicht) daraus gelernt und tun es nicht mehr. Was sie jedoch niemals davon abhält, bei der nächsten Gelegenheit freimütig wieder etwas anderes auszuprobieren.
Wir Erwachsene hingegen haben für Fehlschläge, Miss­erfolge und unangenehme Situationen ein ausgezeichnetes Gedächtnis und lassen zu, dass diese Erinnerungen uns da­ran hindern, das Gleiche nochmals zu wagen oder unbelas­tet an eine neue Herausforderung heranzugehen.
Bemühen wir uns, diesen kindlichen Mut wiederzufinden! Betrachten wir das Leben als eine Schule und gehen wir freudig gespannt auf neue Erfahrungen zu, um innerlich daran zu wachsen. Die Angst wird uns immer wieder be­gleiten und zu behindern versuchen. Denken wir in solchen Situationen an eine Begebenheit in der Kindheit zu­rück, in der wir die Angst überwanden, und fühlen wir die da­malige Freude, als es uns gelang. Erinnern wir uns dabei auch da­ran, wie oft wir als Kinder gefallen sind… und immer wieder aufgestanden.

Es gibt, je nach Situation, eine ganze Reihe an Argumenten, mit denen wir uns selbst Mut zusprechen können; nachfolgende einige davon:
• Wenn jemand mich nicht mehr mag, nicht mehr liebt, bloss weil ich es wage, ich selbst zu sein, so habe ich an dieser Person nicht viel verloren. Denn Menschen, die mich nur mögen, weil ich lieb, nett, grosszügig, hilfsbereit bin, weil ich ihnen nie widerspreche, mich ihrem Willen füge, solche Menschen will ich nicht mehr um mich haben. Es wäre entwürdigend für mich. Und ich weiss: Für jeden sogenannten „Freund“, den ich verliere, finde ich einen neuen, echten Freund.
• Ich bin kein Egoist, nur weil ich mein Leben lebe und mich nicht in Rollen drängen lasse, weil ich die Entscheidungen für mich treffe und meinen Weg gehe. Jeder hat das Recht, ja die Pflicht dazu. Und vor allem bin ich nicht für die Empfindungen und Reaktionen der anderen verantwortlich, egal was ich sage und tue.
• Ich kann es so oder so nicht immer allen recht ma­chen: Also tue ich, was ich für richtig halte, und mache es da­durch wenigstens mir selbst recht.
• Ich vertraue darauf, dass meine Seele (die Innere Stim­me) mich stets zum Richtigen anleitet – selbst wenn es nicht so scheint und Mitmenschen es anders beurteilen. Ich glau­be fest daran, dass alles immer so kommt, wie es für alle Beteiligten gut ist.
• Niemand ist fehlerlos. Auch mir kann es passieren, dass ich jemandem wehtue, etwas Dummes sage oder mache, in einer Situation versage, mich der Kritik aussetze. Lieber bin ich aber mutig und mache einmal etwas falsch, als dass ich aus Angst davor nur schweige und im alten Trott weiterfahre. Ich kann mich ja für meine Fehler entschuldigen – auch das ist ein Beweis für Mut und Stärke.

Ich wünsche uns allen stets den Mut, wir selbst zu sein. Mehr braucht es nicht, um erhobenen Hauptes durch das Leben zu gehen.

Dieser Text beruht auf Kapitel 1 meines Buches „Ich liebe mich selbst 2“.

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6 Gedanken zu “Habt Mut zur Selbstliebe!

  1. Hmmm, Karin … aber oft ist es schwierig, unsere Gefährten zu überzeugen, dass wir anders geartet, und manchmal ihnen wenig geistesverwandt, sind. 🙁

    • Müssen wir unsere Gefährten denn von irgendetwas überzeugen, Ruggero? Genügt es nicht, dass wir selbst von unserem Weg überzeugt sind?
      Genau darum geht es bei der Selbstliebe doch: zu uns selbst stehen, egal wie andere uns beurteilen, und keine Angst davor haben, von anderen deswegen be-/verurteilt zu werden.
      Dass all dies nicht (immer) einfach, ist unbestritten 😉

      Herzlichst,
      Karin

    • Unsere innere Stimme ist unsere innere Stimme. Von niemand anders.
      Aber ich glaube, ich verstehe, was du meinst: Wir sollten auch darauf hören, was andere Menschen sagen, im Sinne, dass alles, was uns in irgendeiner Form begegnet, ein „Zeichen“ ist? Ja, absolut. Wir sollen andere „Stimmen“ nicht a priori als falsch abtun, sondern prüfen, ob sie in uns eine Resonanz finden. Dann können wir durchaus auch etwas annehmen, was andere sagen.
      Aber diese anderen „Stimmen“ sind eben nicht immer die Stimme der Wahrheit. Wenn es uns gelingt, ehrlich in uns hineinzuhorchen und unserem Ego nicht auf den Leim zu gehen, wissen wir, was richtig und was falsch ist.

      Herzlichst,
      Karin

      • Du hast vollkommen Recht, Karin.
        Aber … Es bleibt mir aber immer noch ein „Aber“.
        Ein wenig von sich selbst einem anderen zu geben, zu spenden, preiszugeben, kann aber zu einer Erhebung des Selbsts führen. Was denkst du darüber ?

        • Ich bin absolut deiner Meinung!
          Die Unterscheidung liegt immer darin, ob wir etwas aus reiner Liebe tun (also ohne etwas dafür zu erwarten, ohne Zweck) – das ist gut! – oder aus Angst (Verlustangst, Angst vor Verurteilung, …) – das ist schlecht.

          Einen lieben Gruss,
          Karin

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