Ein guter Vorsatz für die Selbstliebe

Der Jahreswechsel ist jeweils die Zeit der guten Vorsätze: mit dem Rauchen aufhören, sich mehr Zeit für die Kinder nehmen, mindestens drei Mal pro Woche joggen gehen und viele, viele mehr. Die gute Absicht ist vorhanden, der Wille ist da – und doch lassen sich die meisten Vorsätze nicht halten. Das hat verschiedene Gründe, wovon ich nur die zwei häufigsten kurz erwähnen will:
• Obwohl wir, wenn wir Ich sagen, uns als ein Ich verstehen, ist das nicht der Fall. Nicht nur Schizophrene besitzen multiple Persönlichkeiten! Wir alle haben verschiedene Ichs: Das eine fasst einen guten Vorsatz, weil es findet, ich sollte das und das ändern – und ein anderes Ich setzt sich später darüber hinweg, weil es keine Lust dazu hat und oft ebenso viele valable Gründe findet, warum ich mich nicht ändern soll.
• Der gute Vorsatz wurde nicht mit absoluter Bestimmtheit gefasst. Mein Wunsch, etwas zu verändern, ist manchmal zwiespältig: Einerseits möchte ich, andererseits ist etwas in mir (ein anderes Ich!), was nicht ganz davon überzeugt ist: Ich traue es mir nicht wirklich zu, durchzuhalten, ich fürchte mich von vornherein schon vor dem Versagen, vor irgendwelchen Konsequenzen und viele andere Gründe mehr. Somit ist mein Entschluss nicht vollkommen „einheitlich“ und deshalb nicht wirklich ehrlich, meine Willenskraft besitzt nicht die absolute Bestimmtheit – ich stehe sozusagen nur halbherzig dahinter (oft nur unbewusst). Manchmal verrät es bereits die Ausdrucksweise: In „Ich möchte mich ändern“ schwingt der Zusatz mit „aber ich habe Angst davor“ oder „aber ich weiss nicht, ob ich es kann“. Wie anders hört sich doch an: „Ich will und ich werde mich ändern“!

Wie auch immer – welche Vorsätze ihr auch für ein neues Jahr fasst, einer für die Selbstliebe sollte dabei sein: „Ich habe zwar Vorsätze gefasst und ich will etwas ändern. Aber ob es mir gelingt oder nicht, ob ich schon nach einer Stunde den Vorsatz aufgebe oder nach einem Tag oder einem Monat: Es ist gut wie es ist! Ich bin ok, so wie ich bin.“
Verurteilt euch nicht für eure vermeintliche „Schwäche“ und „Fehler“, verzeiht euch selbst immer alles – es gibt kein Versagen, es gibt keine Fehler, ihr macht alles richtig! Vielleicht war es noch nicht die richtige Zeit, etwas zu ändern…

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