(Als Fortsetzung meines anderen Artikels über die „innere Stimme“)
Manchmal wagen wir es nicht, der Stimme, die wir in uns hören, zu vertrauen. Völlig unberechtigt sind diese Zweifel nicht: Leider kommt nicht jede Stimme, die wir vernehmen, aus unserer Seele. Wir hören ebenso die verschiedenen Stimmen des Ego.
Die nachfolgende Gegenüberstellung von Merkmalen soll helfen, die Stimme der Seele von den vielen Stimmen des Ego zu unterscheiden.
Seele: Leise, undeutlich, kurze Empfindung – Ego: Laut, deutlich, wiederholt oder wiederkehrend
Seele: Innere Ruhe, Gelassenheit – Ego: Kreisende Gedanken, Aufgewühltheit
Seele: Nicht in Worten – Ego: Durch den Verstand „rationale“ Argumente
Seele: Nicht von Emotionen begleitet – Ego: Begleitet von Emotionen wie Leidenschaft, Ärger, Lust, Verliebtheit, Eifersucht, Streben nach Wunscherfüllung
Seele: Keine unmittelbare Angst oder Zweifel (nachher beim Nachdenken können diese aber aufkommen) – Ego: Eventuell geprägt von Angst, Sorge oder Bedenken
Seele: Kann sich als starken Antrieb äussern, „lässt keine Wahl“, jedoch immer begleitet von innerer Ruhe – Ego: Kann den Eindruck von „Getriebensein“ vermitteln, von „keine Wahl haben“, jedoch begleitet von Unruhe und eventuell von der Empfindung fremdbestimmt zu sein
Wenn wir es uns genau überlegen, haben wir gar keine andere Wahl, als auf die Stimme zu hören, die wir vernehmen. Unser Verstand gibt uns nämlich keine Garantie, richtig zu handeln und zu entscheiden, weil er nicht allwissend ist und ihm meistens wichtige Kenntnisse und Kriterien fehlen; nicht selten missbrauchen wir ihn auch, um unsere Wünsche, Begehren, ebenso wie unsere Trägheit und Angst zu rechtfertigen.
Somit bleibt uns gar nichts anderes übrig, als den Versuch zu wagen und auf die Stimme, die wir für diejenige der Seele halten, zu hören und ihr zu vertrauen. Je häufiger wir das tun, umso schneller lernen wir, diese wahrhaftige Stimme von anderen, die uns irreführen wollen, zu unterscheiden.