Es ist durchaus natürlich – und im Grunde genommen eine gute menschliche Eigenschaft –, dass wir uns um unsere Lieben Sorgen machen. Obwohl mein Urvertrauen recht stark ist, passiert es mir auch immer wieder einmal.
Es ist vor allem die Ungewissheit, die uns jeweils zu schaffen macht. Mit Tatsachen können wir uns eher abfinden, sie annehmen, uns vielleicht sogar bemühen, die Situation zu ändern. Wenn beispielsweise ein Familienmitglied ernsthaft erkrankt, können wir uns damit auseinandersetzen, ihm stützend zur Seite stehen, für den Kranken beten, vielleicht sogar lernen, etwas Gutes darin zu erkennen…
Aber wenn wir einen nahestehenden Menschen um drei Uhr erwarten und er, bekannt für seine Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit, ist um fünf immer noch nicht da, hat sich nicht gemeldet, beantwortet unsere Anrufe auf das Handy nicht… dann fangen wir an, uns Sorgen zu machen, uns womöglich auszumalen, was alles passiert sein könnte. Meistens ist aber nichts passiert, und es löst sich später alles mit einer plausiblen Erklärung auf.
Es ist nicht einfach, an unserem Urvertrauen zu arbeiten, wenn unsere Sorge tatsächlich begründet ist, weil sich ein geliebter Mensch in einer schwierigen Situation – welcher Art auch immer – befindet.
An unserem Urvertrauen arbeiten wir leichter bei diesen alltäglichen Begebenheiten, bei denen wir uns unnötig Sorgen machen. Wir können dabei wie folgt vorgehen:
• Sobald wir wahrnehmen, dass Sorge aufkommt, bemühen wir uns, diese nicht zuzulassen. Wir können sie beispielsweise bildhaft in uns sehen als dunkler Fleck (dort wo wir die Sorge spüren), sie packen und aus uns hinauswerfen. Das müssen wir möglicherweise mehrmals tun, falls sie immer wieder zurückkehrt.
• Zudem versuchen wir, den Teil in uns, der sich Sorgen macht *, davon zu überzeugen, dass es unnötig ist, indem wir ihm sagen und falls erforderlich forwährend wiederholen: „Alles hat einen Sinn, es kommt stets alles, wie es gut ist. Es kann nichts geschehen, was nicht für X bestimmt ist und ihn auf seinem Lebensweg weiterbringt. Ich bin voller Zuversicht und Vertrauen in die höhere Führung.“
• Wenn das nicht hilft, stellen wir uns der Sorge. Wir akzeptieren, dass sie da ist, wir versuchen, sie nicht länger als eine unangenehme, leidvolle, schmerzhafte Empfindung wahrzunehmen, sondern als Tatsache, mit der wir leben und die wir einfach aushalten. Oft verschwindet sie von selbst, sobald wir ihr „ins Gesicht schauen“ und sie willkommen heissen, anstatt sie als lästigen Eindringling zu betrachten, den wir so schnell wie möglich loswerden wollen.
* Wir bestehen ja aus verschiedenen Ichs, die nicht alle gleich „denken“ und „fühlen“. Unser Verstand weiss beispielsweise, dass die Sorge unbegründet ist, unser emotionales Ich hingegen schwelgt in den beunruhigendsten Vorstellungen.
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Da kann ich im Augenblick ein Lied von singen. Noch schlimmer, wenn man sich um Personen bekümmert, von denen man nicht weiß, wie man sie andersweitig als bereits versucht kontaktieren soll.
Das grenzt schon fast an Hass an den eigenen Verstand.
Ja, lieber Andy, diese Ohnmacht, jemanden zu kontaktieren, kann einen an die Grenzen der Panik treiben, ich kenne das gut. Magst du vielleicht ein konkretes Beispiel erzählen?
Herzliche Grüsse,
Karin