Die Angst vor dem Versiegen des Brunnens

Die Angst vor dem Versiegen des Brunnens ist ebenso leidvoll wie der Durst selbst. Sagt eine Weisheit aus der Wüste – oder so ähnlich.

Wie oft lassen wir uns doch von düsteren Zukunftsvisionen die Lebensfreude rauben! Wälzen Gedanken, was passieren, wie negativ sich etwas entwickeln könnte, wir (be)fürchten bestimmte Ereignisse… und leiden unter diesen Vorstellungen.
Um irgendwann zu erkennen, dass das Befürchtete gar nie eingetreten ist. Oder wenn doch, dass es nicht halb so schmerzhaft ist wie die Angst, die wir davor hatten.

Genau diese Erfahrung habe ich neulich gemacht. Als ich – bildlich gesprochen – in den Brunnen hineinschaute, dessen Versiegen ich gefürchtet hatte, und feststellte, dass er tatsächlich versiegt ist, musste ich mir eingestehen, dass ich gar nicht so arg Durst hatte und gut bis zum nächsten Brunnen weiterwandern konnte.

Aber es ist schwer, unser Urvertrauen über Tage und Monate aufrechtzuerhalten, den Glauben nicht zu verlieren, dass wenn der Brunnen wirklich versiegt, uns nicht weit entfernt eine Quelle mit frischem, klarem Wasser erwartet.

Wir müssen die düsteren Gedanken beim ersten Auftreten verjagen, ihnen auf keinen Fall nachhängen, und sie immer und immer wieder vertreiben, denn sie sind hartnäckig.
Wir müssen uns konsequent weigern, an eventuell eintretende befürchtete Dinge zu denken, und ebenso konsequent das damit verbundene Leiden nicht zulassen. Das ist das einzige Mittel, die Angst vor dem Versiegen des Brunnens zu verlieren.

Wir müssen aufhören, die Zukunft in Gedanken vorwegzunehmen. Die Zukunft bildet sich selbst in jedem Augenblick neu, sie ist nicht etwas, was heute schon feststeht. Wir bilden unsere Zukunft – durch unsere Taten, aber auch durch unsere Gedanken. Wenn wir das Scheitern, einen Misserfolg, etwas Schlimmes fürchten, laden wir das Scheitern, den Misserfolg, das Schlimme ein.

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