Der Umgang mit Ängsten und dem Leiden

Oft hindern uns bewusste oder unbewusste Ängste daran, uns so zu verhalten, wie wir eigentlich möchten – weil wir die Konsequenzen fürchten, unter denen wir in der einen oder anderen Form dann leiden. (Allerdings schmerzt uns auch jedes Verhalten, bei welchem wir aus mangelndem Urvertrauen nicht wagen wir selbst zu sein, uns selbst untreu werden, unsere innere Natur verleugnen – doch das nehmen wir offenbar in Kauf…)

Angst beruht immer auf einem Mangel an Urvertrauen – doch was nützt uns dieses Wissen? Das verlorene oder mangelnde Urvertrauen gewinnen wir ja nicht über Nacht zurück, einfach weil wir es gerne wollen, sondern es ist ein längerer Prozess! Wie gehen wir in der Zwischenzeit mit unseren Ängsten um, bis wir unser Urvertrauen wiedererlangt haben?

Die Antwort lautet: Handeln trotz der Angst!
Das bedeutet: Uns von der Angst vor bestimmten Konsequenzen und dem Leiden, das sie uns bringen könnten, nicht daran hindern lassen, uns so zu verhalten, wie wir es als richtig und gut für uns empfinden. (Nebenbei bemerkt: Wenn wir mutig wir selbst sind, fallen die Konsequenzen meistens gar nicht so aus, wie wir es befürchten!)

In unserer Gesellschaft wird das Leiden nicht akzeptiert, wir versuchen es zu fliehen und zu betäuben, betrachten es als etwas Negatives, absolut Unerwünschtes – wir wollen vergessen, dass es zum Leben gehört, und haben verlernt, damit umzugehen. Damit umgehen heisst: Das Leiden als gegeben annehmen und es einfach aushalten. (Gemeint sind hier nicht physische Leiden, denn dagegen gibt es Schmerzmittel – es ist unnötig körperliche Schmerzen zu ertragen.) Schauen wir es doch ganz nüchtern an:
• Durch mein Verhalten, das darauf beruhte, dass ich auf meine Seele gehört habe, sind für mich leidvolle Konsequenzen entstanden (jemand liebt mich nicht mehr, ich habe finanzielle Verluste erlitten, ich habe meinen Chef verärgert und wurde zurechtgewiesen oder verletzt und vieles mehr): Es tut weh, in mir drinnen.
• Ja, es tut weh – na und? Dann tut es halt weh… ich weiss, es geht vorbei… ich weiss, es wird mich zu Erkenntnissen führen… ich weiss, es gehört zum Leben… ich weiss, es ist der Preis für meine Authentizität… ich weiss, es ist in Wahrheit das kleinere Leiden, als mir selbst untreu zu sein…
• Ich schaue dem Schmerz ins Gesicht, ich verdränge ihn nicht, meide ihn nicht. Ich schaue ihn an, wie er ist, nehme ihn wahr… Manchmal verschwindet er bereits durch diese tapfere „Gegenüberstellung“ oder schwächt sich wenigstens ab.
• Und sonst halte ich ihn weiterhin aus, bis er durch neue Erkenntnisse „überflüssig“ wird oder die Zeit ihn heilt oder mein mutiges Verhalten „belohnt“ wird und die Situation, die mir Leiden gebracht hat, sich unerwartet zum Guten wandelt.

Wenn wir bereit sind, das Risiko eines künftigen möglichen Leidens einzugehen – weil wir uns vor „ein bisschen Schmerz“ nicht länger fürchten – verschwinden viele unserer Ängste ganz von alleine. Selbstverständlich werden wir dann, wenn die Zeit für uns reif ist, noch weiter gehen und überhaupt nicht mehr leiden (müssen), weil unser Gleichmut so stark ist, dass nichts uns verletzt, wir keinen Verlust mehr (tief) betrauern, wir annehmen, was das „Schicksal“ uns bringt… Dann haben wir unser ganzes Urvertrauen wiedererlangt.

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9 Gedanken zu “Der Umgang mit Ängsten und dem Leiden

  1. Liebe Karin,

    ich leide seit Kindheit an Depressionen und Angstzuständen. Deshalb war ich gerade mal im Internet am Stöbern, um mein Urvertrauen ein wenig aufzumöbeln – und habe ganz fix Deinen WUNDERBAREN Aufsatz dazu gefunden!

    Dies sind GENAU die Worte, die mir weiterhelfen werden auf meinem Weg – dem echten, wahren, authentischen…

    Mit viel Eifer werde ich natürlich auch die Ausgabe aus Sonnwandeln hierzu durcharbeiten! Und weiterempfohlen habe ich Sonnwandeln auch schon! 😆

    Ich danke Dir von Herzen dafür und wünsche Dir ein wundervolles weiteres Leben 😛 😛 😛
    Viel Liebe sendet Dir VERA (39 Jahre, aus München)

  2. Danke, Vera, für deine lieben Worte und deine Weiterempfehlung!

    Urvertrauen ist auch, daran zu glauben, dass wir immer im richtigen Moment die richtige Hilfe finden 😆

    Ich wünsche dir von Herzen alles Liebe und viel Kraft und Mut, um mit deinen Ängsten umzugehen und sie irgendwann ganz abzulegen.

  3. Liebe Vera, ich kenne Dich nicht aber deinen Kommentar verstehe ich schon gut da ich auch seit meiner frühen Kindheit unter Depressionen, Zwangsstörungen, und Angststörungen leide: meine Kindheit war sehr schwierig und voller psychologischer und körperlischer Misshandlung. Bin seit Jahren in Behandlung und hab jahrelang starke Medikamente genommen die übrigens starke Nebenwirkungen haben; u.a. hab ich inzwischen fast 25 Kilos zugenommen!!! Ich finde Karins Worte auch sehr schön und aufmunternd: Karin ist eine echte Inspiration und ich habe große Achtung und Respekt vor ihr. Seit ein paar Monaten kenne ich sie ein bisschen: sie hat meine Hand genommen und mich auf den Weg zur seelischen und körperlicher Genesung „geschickt“. Sie ist so eine liebe „Glucke“: sie hat mich unter ihre Fittiche genommen und mir dabei sehr geholfen. Sie ist voller Liebe und ihre Weisheit hat absolut keine Grenzen. Seit 2 Wochen nehme ich keine Medikamente mehr und mir geht’s immer besser: ich genieße mein Leben und meine zwei Kinder in vollen Zügen. Und das dank Karin: nach Jahren wo ich dutzende Therapeuten besucht habe, unmenge „Happy-Pillen“ geschluckt habe, sehe ich endlich „das Licht am Ende des Tunnels“. Danke Karin dass es dich gibt: ohne Dich wäre mein Leben nicht so schön wie es Heute ist! In meinem Herzen und meinr Seele bist du der Unterschied zwischen überleben und LEBEN. Meine Kinder sind dir auch sehr dankbar, also indirekt.
    Danke nochmals.
    Andrea (39 Jahre, aus Tirol)

  4. Was soll ich dazu noch sagen, Andrea? Danke für deine lieben Worte und dein Vertrauen in mich – aber du sollst mich nicht so in den Himmel loben. Meine Weisheit und meine Liebe sind absolut nicht grenzenlos.
    Das wirst du schon noch herausfinden, wenn du mich noch näher kennst :mrgreen:

  5. Auch ich habe Sonnwandeln gelesen und muss sagen, das sind wirklich beeindruckende Worte und Weisheiten. Ob es funktioniert muss ich erst herausfinden.

    Carina

  6. Liebe Karin
    Leider hatte und habe auch ich bis jetzt kein einfaches Leben.
    Zur Zeit mache ich wieder mal eine schwierige Phase duch in der Einiges schief gelaufen ist und ich gerade in der Wiederaufbauphase bin.
    Per Zufall bin ich auf Deine Seiten gestossen und fühle mich, seit ich mich mehr in Deine Artikel vertieft habe, viel besser.
    Es tut gut zu lesen das es auch Menschen gibt die nicht nur von der Theorie, sondern auch aus der Praxis sprechen.
    Dafür möchte ich Dir herzlich danken!
    Liebe Grüsse Sandra

  7. Danke für deine lieben Worte, Sandra!

    Es tut mir leid, dass ich erst jetzt antworte, dein Kommentar war irgendwie in einer Warteschleife hängengeblieben und ich hatte ihn nicht gesehen.

    Ich wünsche dir viel Kraft und Zuversicht, um aus deiner gegenwärtigen Phase das Beste zu machen!
    Karin

  8. Das kann ich voll bestätigen. Meine Selbstheilung von der rheumatoiden Arthritis begann damit, dass ich meine ursprüngliche Überzeugung von ihrer angeblichen Unheilbarkeit, und damit meine Angst davor überwand.

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