Als wärs der letzte Tag…

Unsere menschliche Fähigkeit vorauszudenken, ist Segen und Fluch zugleich. Fluch deshalb, weil wir bei unserer Rede und unserem Tun stets schon die vermeintlichen Folgen im Auge haben: Was wird X von mir denken? Ich kann das doch Y nicht sagen, es würde ihn verletzen! Vor allem befürchten wir, bewusst oder unbewusst, nicht mehr akzeptiert, geschätzt, geliebt zu werden. Deshalb handeln wir nicht, wie wir gerne möchten, zeigen uns nicht, wie wir wirklich sind. Und leiden darunter. Wir sind blockiert, gehemmt, schüchtern, nicht spontan, sondern kontrolliert…

Auf dieser Website wird immer wieder auf Verhaltensweisen hingewiesen, die auf unseren Mangel an Selbstliebe, Selbstwertgefühl, Selbstvertrauen, Selbstsicherheit deuten, und es werden Erkenntnisse vermittelt und Anregungen gegeben. Erkenntnis ist wohl der erste Schritt zur Heilung, doch wollen wir unser Verhalten tatsächlich ändern, gibt es keinen anderen Weg, als es zu tun! Theoretisches Wissen allein nützt nichts; im Alltag müssen wir über unseren eigenen Schatten springen – diesen Schatten der Angst, der uns daran hindert, zutiefst glücklich zu sein. Es wenigstens einmal versuchen, einmal den Mut haben, einmal das Risiko eingehen, dass jemand sauer auf uns ist…

Besässen wir nicht die Fähigkeit, vermeintliche zukünftige Konsequenzen gedanklich vorwegzunehmen, fiele uns das wesentlich leichter!
Versucht doch einmal an einem Morgen euch vorzustellen: „Heute ist der letzte Tag – morgen geht die Welt unter.“ Lebt einen Tag lang, als gäbe es kein „Morgen“. Würdet ihr euch da nicht noch etwas gönnen, euch selbst etwas zuliebe tun? Einmal alles sagen, was euch auf die Zungespitze kommt – was ihr sonst herunterschluckt, weil „man das nicht sagen kann“. Euch so verhalten, wie ihr es gerne möchtet – ohne Rücksicht zu nehmen, was „die Leute denken oder sagen“. Eure Maske ablegen und euch zeigen, wie ihr wirklich seid, mit euren Stärken und Schwächen, Freude und Leid…

Es ist wirklich ein Versuch wert, einen Tag lang so zu leben, als gäbe es weder für euch noch für eure Mitmenschen einen weiteren! Bringt diesen Mut auf, springt einen Tag lang über euren Schatten – ihr werdet staunen, wie gut ihr euch dabei fühlt, und wie wenig von den Konsequenzen, die ihr für gewöhnlich befürchtet, tatsächlich eintreten! Und dann versucht ihr es am nächsten Tag noch einmal…

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6 Gedanken zu “Als wärs der letzte Tag…

  1. seit meiner Ausbildung quäle ich mich durch den Büroalltag, obwohl mein herz nach Menschenkontakt, Teamworking, Kinderbildung und Anpacken schreit.Habe ich damals auf Raten meiner Mutter den Beruf im Sekretariat gewählt.Zur vorersten Absicherung.
    Was soll ich nur tun? Ich habe eine Stelle, die ganz gut bezahlt ist, doch ich surfe täglich aus Langeweile im Netz und muss mich mit Problemen rumschlagen, die ich nicht hätte, wenn ich einfach gehen und zu meinem Berufswunsch stehen würde.
    Zumal ich immer mehr vergesse,was ich wirklich machen will. Ich höre es nicht mehr..
    Ich liebe Musik, Menschen, Miteinander, Kunst, Tiere, Witz, Worte..Ich geh hier ein..

  2. Liebe Lisa

    Es ist eine schwere Entscheidung, einen „sicheren“ Arbeitsplatz zugunsten der Unsicherheit eines neuen Weges aufzugeben… Niemand kann dir diese Entscheidung abnehmen, Lisa!

    Ich glaube, dass wir in unserem Innersten (fast) immer wissen, was für uns der richtige Weg – Angst, Vorurteile, Verunsicherung, auch der gutgemeinte Rat unserer Mitmenschen halten uns oft davon ab.

    Wir dürfen aber auch nicht übersehen, dass manchmal das Ausharren in einer unbefriedigenden Situation ebenso der richtige Weg sein kann – oft sind wir einfach zu ungeduldig, anstatt eine sich bietende künftige Chance abzuwarten.

    Wie gesagt, liebe Lisa, das sind nur so meine Überlegungen – die Entscheidung liegt einzig bei dir. Ich kann dir nur raten, gut in dich hineinzuhorchen und zu spüren, was deine Seele wirklich will.

    Herzlichst,
    Karin

  3. ..es wird immer schwerer für mich denn Sinn meiner Arbeit mit meinem Ich zu verbinden.
    Verwaltung.
    Kein Geistes-Austausch, keine Kreativität. Die eigene Lebens-Energie einfach nur zum Verwalten und Ordnen von relevanten Daten.
    Es ist nicht ehrlich 8 Stunden etwas zu tun, dass man nicht liebt.
    das ist keine Selbstliebe, sondern Sicherheitsgrund.

  4. liebe Karin,
    wie immer, (fast ferngesteuert) lese ich Deine Beiträge im so wichtigen Moment. An dieser Stelle auch herzlichen Dank an Lisa für ihre ehrliche Aus-einander-setzung mit ihrer Situation.
    Karin, Dein Beitrag mit der Aufforderung „als wär’s der letzte Tag“ ist so spannend. allein das eigene Verhalten in Gedanken durch-zu-spielen, ist äusserst eindrücklich. Die Bilanz : soviel positives noch unbedingt zu sagen, klären etc wirkt wie eine „Energiespritze“
    Die Kunst diesen Impuls bei mir zu behalten ist nun meine Herausforderung. Hab Dank und e gueti Ziit Erika

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