Was Angst mit uns macht

Ich sass im Zug am Fenster. An der Scheibe kletterte eine kleine Wespe hinauf, sie suchte einen Weg hinaus. Oben angekommen, flog sie der Scheibe entlang wieder hinunter, um erneut den ganzen Weg hinaufzukrabbeln. Ein hoffnungsloses Unterfangen, da sich die Fenster in jenem Zug nicht öffnen liessen. Und ich hatte nichts dabei, womit ich sie hätte einfangen und beim nächsten Halt durch die Tür in die Freiheit entlassen können.
Nach einer Weile flog sie ans Fenster des nächsten Abteils und begann erneut mit ihrer Sisyphusarbeit. Ich beobachtete sie weiterhin. Plötzlich schnellte eine Hand mit einer zusammengerollten Zeitung hoch und erschlug das kleine Insekt.

So viel Angst vor dieser harmlosen, nicht aggressiven Wespe, dachte ich. Es war völlig unnötig, sie zu töten. Die Person hätte, wenn schon, einfach den Platz wechseln können, der Zug war praktisch leer.

Angst ist ein schlechter Ratgeber, sagt man. Sie lässt uns unbedacht handeln, treibt uns einerseits zu unklugen Taten an, blockiert uns andererseits bei vielem, was wir gerne tun möchten.
Oft stammt Angst aus einem schwachen Selbstwertgefühl, vornehmlich in all den Situationen, in denen wir uns nicht trauen, wir selbst zu sein, um es anderen recht zu machen, von ihnen nicht verurteilt zu werden, ihre vermeintliche Wertschätzung und Liebe nicht zu verlieren.
Doch ein zufriedenes Leben in Angst ist nicht möglich! Tun wir nicht, was unsere Seele möchte, werden wir immer der inneren Zerrissenheit ausgesetzt sein, die uns langsam aber sicher auffrisst. Deshalb ist es so wichtig, unsere unbegründeten Ängste zu überwinden, an unserem Urvertrauen und Selbstwertgefühl zu arbeiten. Auf dieser Website findest du viele Anregungen, wenn du in der rechten Seitenleiste auf die entsprechenden Stichwörter klickst.

Wir sind Löwen, keine Schafe – wie uns die sinnreiche indische Geschichte lehrt, die ich hier einmal erzählt habe. Also leben wir als Löwen!
Oder als Adler – wie uns Josef Hien in seinem schönen Song „Der Adler, der ein Huhn war“ aufzeigt, den ich auf meiner Karma-Yoga-Website zitiere.

Artikel teilen auf:
Facebooktwitter

Die Selbstwertbombe

Neulich habe ich in „Spektrum der Wissenschaft“ einen interessanten Artikel über das Selbstwertgefühl gelesen, der unter anderem erläutert, wie wir den Wert von uns selbst und anderen bestimmen, und ererbte Muster und übernommene Normen beleuchtet. Aspekte dieses wichtigen Themas Selbstwertgefühl, über die ich schon oft geschrieben und gesprochen habe. Aber in anderen Worten, und manchmal ist es ganz gut, Erkenntnisse unterschiedlich präsentiert zu bekommen, um sie besser zu verstehen und anzunehmen. Deshalb verlinke ich diesen Artikel hier und ermuntere euch, ihn zu lesen:

Alles über Selbstwertkonzepte
von Harlich H. Stavemann, Dipl.-Psych.
Online erschienen auf spektrum.de am 26. Juli 2020

Artikel teilen auf:
Facebooktwitter

Selbstvertrauen bei Kindern aufbauen

Inspiriert von einer Vorlesungsreihe zur Entwicklungspsychologie, die ich vor Kurzem besucht habe, will ich mit meinem heutigen Beitrag vor allem Eltern, oder künftige Eltern, ansprechen.
Bei anderen Erwachsenen wird es vielleicht ein Aha-Erlebnis auslösen, warum ihnen von Kind an das Selbstvertrauen fehlt. In der Tat ist es ein langwieriges, mühseliges – aber keineswegs hoffnungsloses – Unterfangen, unser Selbstwertgefühl, unser Selbstbewusstsein, unser Selbstvertrauen aufzubauen, wenn unsere Eltern es uns nicht schon von der Wiege an mit auf den Weg gegeben haben. Dies soll absolut nicht als Vorwurf an Eltern verstanden werden – sie wussten es einfach nicht besser, denn leider besteht keine „Schulpflicht“ für angehende Mütter und Väter, sich in den elementarsten Kenntnissen kindlicher Entwicklungspsychologie zu bilden. Und was als sogenanntes Allgemeinwissen in Umlauf ist, wirkt sich teilweise sogar gegenteilig aus.

Etwa das Loben und Ermutigen. Man soll seinem Kind Anerkennung für seine Leistungen aussprechen und es darin bestärken. Doch Lob ist nicht gleich Lob. Sagen wir dem Kind beispielsweise immer wieder, es sei intelligent oder habe ein bestimmtes Talent, so wird das Kind dies als unverrückbare Tatsache verinnerlichen. Die Angst zu versagen und die Eltern zu enttäuschen, ist damit vorprogrammiert. Bringt es dann einmal schlechte Noten nach Hause oder versagt es bei gewissen Aufgaben, fühlt es sich schlecht und verliert sein Selbstvertrauen recht schnell. Und wird irgendwann zu einem perfektionistischen Erwachsenen, der sich selbst nie einen Fehler verzeiht.
Besser ist es, das Kind konkret für eine gelöste Aufgabe und eine gute Note zu loben und nicht gewisse Eigenschaften und Fähigkeiten generell.

Das gleiche Problem tritt auf, wenn wir das Kind ermutigen, indem wir ihm beispielsweise sagen: „Du schaffst das, das ist nicht so schwierig.“ Oder es ermuntern, Herausforderungen anzupacken, denen es nicht gewachsen ist. Das Kind hat Angst davor, auch hier vor allem Angst, die Eltern zu enttäuschen; das wirkt sich bekanntlich bereits hinderlich aus. Gelingt das Unterfangen dann nicht, so wird wieder ein Stückchen des kindlichen Selbstwertgefühls zerstört. Und die Motivation geht verloren.
Besser ist es, das Kind zwar zu ermutigen, es zu versuchen, ihm aber gleichzeitig zu erklären, dass nicht immer alles klappt, wie man es sich wünscht, und dass es nichts macht, wenn etwas nicht geht. Wichtig ist nur, es irgendwann wieder zu versuchen.

Noch ein Wort zur Kritik. Wir dürfen unseren Kindern sagen, dass sie etwas nicht gut gemacht haben, das dient ihrem Lernprozess und ihrer Entwicklung. Aber niemals als Vorwurf! Niemals dürfen wir unsere Enttäuschung darüber zeigen! Niemals, absolut niemals, irgendeinen Fehler oder irgendeine Leistung mit unserer Wertschätzung und Liebe für das Kind verknüpfen! Bei Kindern (natürlich auch bei Erwachsenen) muss Kritik immer konstruktiv sein, erklären, dass wir aus Fehlern lernen, Vorschläge zur Verbesserung mit einbeziehen, Unterstützung anbieten.
Und nach jeder Kritik soll noch etwas Positives, Anerkennendes folgen.

Denken wir immer daran: Die beste Erziehung ist das gute Vorbild. Deshalb ist es so wichtig, dass wir auch als Erwachsene an unserem Selbstwertgefühl arbeiten und es aufbauen und stärken, sollte es zu schwach sein. Wie sollen wir es sonst unseren Kindern vermitteln?
Und noch ein Gedanke: Das Selbstwertgefühl können wir auch bei unseren erwachsenen Kindern noch aufbauen helfen und stärken.

Artikel teilen auf:
Facebooktwitter

Selbstliebe und die konkurrierenden Ängste

Die Angst, nicht geliebt zu werden, ist eine unserer ursprünglichsten Ängste. Je nach Situation äussert sie sich in verschiedenen Formen, nämlich als Angst vor
• Zurückweisung,
• Ausgrenzung,
• Verurteilung,
• Missachtung,
• Einsamkeit,
• Verlust,
• Konflikten
und viele mehr.

Auf der anderen Seite, gewissermassen als Konkurrenz, stehen die Angst vor
• Abhängigkeit, Unterlegenheit, Ausnutzung,
• Fremdbestimmung,
• fehlender oder mangelhafter Selbstverwirklichung,
• Selbstverurteilung, Schuldgefühlen,
• Nichterlangen persönlicher Ziele und Wünsche, Lebensversäumissen,
• Sinnlosigkeit,
• und viele mehr.

Welche der beiden Kategorien auch immer dominiert, sie hindert uns daran, zutiefst glücklich zu sein – wie Ängste unserem Glück ja immer im Wege stehen.
Stärken wir unser Selbstwertgefühl und unsere Selbstliebe, so verschwinden auch die oben aufgeführten Ängste nach und nach.
Meine Methode, die ich in meinen Buch „Ich liebe mich selbst und mache mich glücklich“ beschreibe, beruht ja darauf, an unseren Verhaltensweisen zu arbeiten, und zwar an einer nach der anderen. Die Frage stellt sich also: Bei welcher sollen wir beginnen?
Auf jeden Fall bei einer Verhaltensweise, die uns unmittelbar zu mehr Unabhängigkeit und Selbstbestimmung führt, denn wir sollen unser eigenes Leben leben und nicht das eines anderen! Unsere Seele wird es nämlich auf die Dauer nicht akzeptieren, dass wir unseren eigenen Lebensplan, unsere existenziellen Wünsche, Ziele, Wertvorstellungen missachten, weil wir es anderen recht machen und ihre Anerkennung und Wertschätzung nicht verlieren wollen. Der innere Konflikt zwischen diesen konkurrierenden Ängsten macht uns krank, psychisch und/oder körperlich.

Zugegeben, es braucht etwas Mut. Ich erinnere daran, dass Mut nicht Furchtlosigkeit ist, wie man so leichthin annehmen könnte. Mut ist die Überwindung der Angst. Etwas zu tun – und sei es noch so spektakulär –, von dem wir überzeugt sind, dass wir es können, es gut ausgeht, alle es billigen, erfordert keinen Mut. Mut haben heisst, seine Angst erkennen, annehmen, zu ihr stehen und sie übergehen, sich von ihr nicht abhalten lassen und trotz und mit ihr handeln.
Viele Hinweise und Tipps dazu finden sich in meinen Büchern. An dieser Stelle deshalb nur ein wichtiger Glaubenssatz, den wir uns immer und immer wieder sagen müssen, wenn die Angst, nicht geliebt zu werden, über die Angst, uns nicht selbst zu verwirklichen, zu siegen droht: „Ich will auf meinem Sterbebett nicht bereuen müssen, nicht mich selbst gelebt zu haben.“

Oder mit anderen Worten: Unsere Angst, etwas bereuen zu müssen, sollte immer stärker sein als unsere Angst, nicht geliebt zu werden. Denn diese Angst treibt uns dazu an, den für uns richtigen Weg einzuschlagen.Artikel teilen auf:

Facebooktwitter

Ich kann nicht…

Selbstliebe erfordert Mut. Wie oft habe ich früher, als ich selbst noch am Aufbauen meiner Selbstliebe war, gesagt: „Ich kann nicht!“, wenn jemand mir in einer bestimmten Situation sagte, ich müsse lernen, Nein zu sagen, oder mich bei einer Ungerechtigkeit wehren.
Der wohl wichtigste Satz, den eine Therapeutin mir damals entgegnete, war: „Ich kann nicht, gibt es nicht, es gibt nur: Ich will nicht.“ Recht hatte sie! Weder hatte ich nämlich die Sprache verloren noch die Einsicht, was ich wirklich wollte. Das einzige, was mich jeweils daran hinderte, war meine Angst.

Inzwischen habe ich den Satz „Ich kann nicht!“ unzählige Male gehört, wenn ich jemanden ermunterte, Nein zu sagen und sich zu wehren. Und ebenso oft habe ich dann erwidert: „Du kannst nicht? Doch, du kannst! Du musst es nur wollen!“
Um die Selbstliebe, das Selbstwertgefühl und dabei vor allem das Selbstvertrauen zu stärken und die Selbstachtung nicht zu verlieren, müssen wir zuweilen über unseren eigenen Schatten springen. Anders geht es nicht. Darauf zu warten, dass es irgendwann einmal leichter wird, ist eine Illusion.

Habt ihr schon einmal eine Fliege beobachtet, die an einem Fenster hinauf und hinunter, von rechts nach links und zurück herumsurrt? Sie denkt wohl: Ich kann nicht… Dabei merkt sie nicht, dass das Fenster gleich daneben sperrangelweit offen steht und sie sich nur über den Fensterrahmen wagen müsste, um frei zu sein.

Solange wir in einer Situation denken „Ich kann nicht!“, schaffen wir es tatsächlich nicht, wir blockieren uns selbst. Seien wir dann ehrlich zu uns selbst und sagen wir: „Ich will nicht.“ Sofort wird sich in uns etwas regen, das schreit: „Doch, ich will! Ich will Nein sagen! Ich will mich wehren!“ Das ist der Moment, in dem wir es auch schaffen, über unseren Schatten zu springen, und tatsächlich Nein sagen, uns tatsächlich wehren.Artikel teilen auf:

Facebooktwitter

Weise Sprüche

Im Internet, vor allem in den sozialen Medien, kursieren weise Sprüche zum Thema Selbstliebe zu Tausenden und werden millionenfach weiterverbreitet. Sinnvoll und nützlich sind sie meistens nicht, sie hören sich nur beim oberflächlichen Lesen gut an. Hier zwei Beispiele, die mir neulich begegnet sind:

„Glück bedeutet nicht, alles zu haben, was man will, sondern die Menschen zu haben, die man braucht.“

„Nichts und niemand ist es wert, dass du dich selbst kaputt machst. Sag öfter mal Nein und nimm dir Zeit. Ganz für dich allein.“

Die vielen „likes“ und positiven Kommentare in den sozialen Medien zu solchen Sprüchen liessen vermuten, dass die Zustimmung sehr gross ist; allerdings glaube ich, dass nur diejenigen reagieren, die zustimmen, die anderen melden sich nicht. Und ich gebe zu, ich schreibe auch nur äusserst selten dagegen – sonst wäre ich bald den ganzen Tag mit nichts anderem beschäftigt.
Für den ersten der oben erwähnten Sprüche will ich es an dieser Stelle tun, um aufzuzeigen, wie oberflächlich solche „Lebensweisheiten“ oft daherkommen, ja geradezu falsch und deshalb sogar schädlich sind. „Die Menschen haben, die man braucht“ – braucht? Ist es denn gut, jemanden zu brauchen? Bedeutet dies nicht Abhängigkeit von diesem Menschen? Doch! Und Abhängigkeit von anderen steht immer Widerspruch zur Selbstliebe.

Betrachtet man es genauer, sind solche „Weisheiten“ ohnehin nutzlos.
Es gibt nämlich drei wesentliche Arten, wie wir sie bewerten und aufnehmen:

1. Unsere Selbstliebe ist bereits stark, wir stimmen dem Spruch zu, ohne weiter darüber nachzudenken; in diesem Fall nützt er uns also nichts, da wir bereits danach leben. Er schadet uns auch nicht, er ist einfach überflüssig.

2. Oder unsere Selbstliebe ist zwar nicht stark genug, aber wir wissen eigentlich, dass wir genau das, was der Spruch vorschlägt, an uns ändern müssten, und stimmen ebenfalls zu (ohne die Aussage einer eingehenderen Prüfung zu unterziehen). Doch wie wir es konkret machen sollen, wird uns nicht gesagt, es bleibt in diesem Sinne beim „Sprüche klopfen“ und nützt uns nichts für die Stärkung unserer Selbstliebe. Haben wir solche Sprüche denn nicht schon zur Genüge gesagt bekommen? „Du musst halt Nein sagen, wenn du etwas nicht willst.“ „Lass dich nicht immer benutzen!“ „Steh zu dir selbst!“
Ich gebe zu, dass ich auf meinen Websites und in meinen Büchern zuweilen auch „weise“ Sprüche, eigene und zitierte, verwende. Doch ich lasse sie nicht unkommentiert stehen, ich bemühe mich jeweils zu erläutern, wie wir sie in unserem Alltag konkret umsetzen können, um unsere mangelnde oder schwache Selbstliebe und Urvertrauen aufzubauen und zu stärken. Ich bemühe mich – ich will nicht behaupten, dass es mir immer gelingt.

3. Unsere Selbstliebe ist schwach und der Spruch beweist uns einmal mehr, wie unvollkommen wir sind, dass wir auch hier versagen, während andere (die Sprücheschreiber) all das perfekt können. Denn die Menschen, die wir zu brauchen meinen, haben wir nicht, sie lieben uns vermeintlich nicht. Und wir machen uns selbst kaputt, mit Selbstvorwürfen, Schuldgefühlen, Versagensempfinden. Und Nein sagen können wir auch nicht! Zudem: „Nimm dir Zeit für dich allein“ – aber ich bin ja schon allein, ich fühle mich einsam, ich will doch nichts lieber, als Menschen um mich zu haben, die mich wertschätzen, doch ich habe keine.
Diese Sprüche, unabhängig von ihrem Wahrheitsgehalt, wirken also kontraproduktiv, sie schwächen unser Selbstwertgefühl noch mehr und machen uns noch unglücklicher; sie treiben die Spirale versagen – Selbstvorwürfe – schwaches Selbstwertgefühl – erst recht versagen – noch mehr Selbstvorwürfe – noch schwächeres Selbstwertgefühl an.

Darum: Betrachtet die „Weisheiten“, die ihr hier und dort lest, kritisch, denkt darüber nach, ob sie sich nicht nur schön anhören, sondern auch wahr sind, und nützlich. Und seid euch vor allem bewusst: Sprüche machen ist einfach, aber auch diejenigen, die ach so weise scheinen, leben oft nicht nach ihrer eigenen Weisheit (ich bin da manchmal auch keine Ausnahme!). Wir sind alles nur schwache Menschen auf dem Weg zur Vollkommenheit.

Ich will allerdings noch hinzufügen: Es gibt auch viele schöne, tiefsinnige, förderliche Sprüche und Zitate 🙂Artikel teilen auf:

Facebooktwitter

Selbstvertrauen durch Niederlagen

Erfolge, sowohl berufliche als auch private, stärken das Selbstvertrauen und damit das Selbstwertgefühl, hört man sagen. Immer wieder weise ich in meinen Büchern und Schriften darauf hin, dass diese Art „Stärkung“ nur vorübergehend ist, denn das so gestärkte Selbstwertgefühl währt nur so lange die Erfolge anhalten. Kurz zur Erinnerung: Das wahre, unerschüttliche Selbstwertgefühl (und damit Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein, Selbstachtung usw.) beruht einzig auf der Tatsache des „Ich bin“ – ich bin ein wertvolles menschliches Wesen, unabhängig von meinen Eigenschaften und Leistungen. Ich bin wertvoll einzig dadurch, dass ich bin.

Nun habe ich neulich, gewissermassen im Vorbeigehen, eine interessante These gehört: „Selbstvertrauen durch Erfolge ist vorübergehend. Selbstvertrauen durch Misserfolge hingegen ist dauerhaft und stark.“ Sich darüber ein paar Gedanken zu machen, lohnt sich, wie ich meine.

Tatsächlich kann ich dem zustimmen. Niederlagen erfahren wir alle, und wir alle werden damit irgendwie fertig, sei es durch Kämpfen oder durch gleichmütiges Erdulden, sei es, indem wir uns Hilfe holen oder uns diese „zufällt“ und wir sie annehmen. Jedenfalls ist es immer eine persönliche Leistung, über einen Misserfolg hinwegzukommen. Selbst wenn wir es bewusst nicht so wahrnehmen – oder uns aus einem Mangel an Selbstwertgefühl nicht als persönliche Leistung zugestehen –, so prägt sich dieser „Sieg“ dennoch in unser Unbewusstes ein und es bleibt die Erkenntnis hängen, dass wir es geschafft haben.
Dies stärkt auch in Zukunft unsere Zuversicht, dass wir es bei neuen Herausforderungen ebenfalls schaffen und sogar Misserfolge besser bewältigen werden. Ein Gewinn an Selbst- und Urvertrauen.Artikel teilen auf:

Facebooktwitter

Oder?

„Heute ist Mittwoch, oder?“
„Die Theateraufführung gestern Abend hat kaum den Erwartungen entsprochen, nicht wahr?“
„Die erste Mondlandung war 1969, oder nicht?“
Warum suchen wir die Bestätigung, dass was wir sagen, richtig ist, obwohl wir uns dessen sicher sind oder es unsere persönliche Meinung wiedergibt?

Auch berufen wir uns gerne auf andere oder zitieren sie:
„…………, sagt meine Freundin.“
„Ich habe gelesen, dass ……….“
„Ein bekannter Philosoph ist davon überzeugt, dass ……..“
Warum müssen wir unsere Ansicht untermauern, indem wir belegen, dass andere sie teilen?

Meine italienischen Texte lasse ich manchmal von einer Bekannten überprüfen. Sie – eine italienische Lehrerin! – traut sich jeweils kaum, meine Fehler zu korrigieren: Jede Korrektur, die sie mir angibt, leitet sie ein mit „Ich glaube, dass“ oder beendet den Satz mit „aber ich bin nicht ganz sicher“. Dabei beherrscht sie die Sprache perfekt und ist sich sicher!

Alle diese Verhaltensweisen verraten einen Mangel an Selbstsicherheit und Selbstbewusstsein. Warum wagen wir es nicht, zu dem zu stehen, was wir wissen und können, und zu unserer Meinung? Warum stellen wir unser Licht so oft unter den Scheffel?

Lassen wir doch einfach alle „oder“, „nicht wahr“, „oder nicht“ weg und hören wir auf, andere zur Bestätigung unserer Aussagen zu zitieren!
Ich sage das und das. Ist jemand der Meinung, es sei falsch, oder teilt meine Ansicht nicht, kann er sich ja dazu äussern. Auch brauchen wir uns dann nicht kritisiert oder zurechtgewiesen zu fühlen, haben wir tatsächlich einmal etwas Unrichtiges gesagt. Niemand ist perfekt, wir alle machen Fehler! Aber gewissermassen vorzubeugen, indem wir unsere eigenen Aussagen in Frage stellen oder relativieren, ist unserem Selbstwertgefühl nicht förderlich. Haben wir den Mut zu uns selbst zu stehen!Artikel teilen auf:

Facebooktwitter

Alleswisserei

Mein Bruder, von Beruf Gitarrenlehrer, erzählte mir kürzlich bei einem gemeinsamen Mittagessen, wie sehr es ihn immer nervt, wenn Amateurgitarristen oder gar Menschen, die gar nicht Gitarre spielen, meinen, sie müssten ihm gegenüber mit ihrem Halbwissen über Gitarre und Flamenco (eines seiner Fachgebiete) auftrumpfen. Oft beschränken sie sich nicht einmal darauf, ihre vermeintlichen Kenntnisse zur Schau zu stellen, sondern berichtigen sogar seine fachlich absolut korrekten Aussagen, wollen ihn belehren und sind ihrerseits völlig unbelehrbar.

Ich versuchte ihn zu besänftigen, indem ich ihm erklärte, es handle sich dabei um Menschen mit wenig Selbstwertgefühl, die ihren Mangel durch eine gespielte Überlegenheit zu verbergen suchen und dabei auch sich selbst belügen, um sich wertvoller zu fühlen. Wir sollten diese Menschen nicht verurteilen, vielmehr ihren Selbstwert stärken, indem wir sie auf ihre wahren Werte aufmerksam machen – die jeder Mensch besitzt –, sodass sie es nicht mehr nötig haben, überall mitreden und sich auf Gebieten profilieren zu wollen, von denen sie nicht viel verstehen.

Als ob das Leben mich auf die Probe stellen wollte*, begegnete ich kurz darauf einer Frau, die ich als extrem besserwisserisch und rechthaberisch empfand. Und genau wie mein Bruder es jeweils erlebte, behauptete sie Dinge, von denen sie offenbar nicht viel bis gar keine Ahnung hat. Und ich rede von wissenschaftlichen und sachlichen Tatsachen, nicht von individuellen Ansichten, über die man geteilter Meinung sein kann.
Wir diskutierten eine Weile, sie ereiferte sich immer mehr, wurde beinahe wütend, dass ich mich erdreistete, ihre Aussagen zu bezweifeln und ihr zu widersprechen, und wollte mich um jeden Preis von ihren falschen Behauptungen überzeugen. Es gelang mir nicht, sie zu beruhigen, sie gab auch nicht auf, als ich ihr sagte: „Du hast deine Meinung, ich habe meine. Lassen wir es doch einfach dabei bewenden und reden wir über etwas anderes.“
So blieb mir schliesslich nichts anderes übrig, als mich höflich zu verabschieden und zu gehen. Dabei hätte ich ihr so gerne gesagt, welch wundervoller Mensch sie ist – was wirklich zutrifft, sie ist karitativ tätig, liebenswürdig, hilfsbereit, eine Seele von Mensch.
Doch sie gab mir keine Chance dazu. So konnte ich den Rat, den ich meinem Bruder gegeben hatte, selbst nicht in die Tat umsetzen. Es ist manchmal tatsächlich nicht so einfach…

* Zu den Prüfungen des Lebens findet ihr einen Artikel auf meiner Karma-Yoga-Website.Artikel teilen auf:

Facebooktwitter

Ein neues Buch zur Selbstliebe

Nach meinem Buch „Ich liebe mich selbst und mache mich glücklich“ habe ich nun einen zweiten Band veröffentlicht mit dem Titel „Ich liebe mich selbst 2“, das ich als „Übungsbuch“ konzipiert habe. Bei der Theorie habe ich mich auf das Nötigste beschränkt; es handelt sich hauptsächlich um eine konkrete Anleitung zum Ablegen der Verhaltensmuster, die durch eine zu schwache Selbstliebe und ein geringes Selbstwertgefühl verursacht werden.
In jedem der 26 kurzen Kapitel behandle ich eine Verhaltensweise und schlage eine auf den gewöhnlichen Alltag ausgerichtete Übung vor, um sie zu ändern. So könnte der Untertitel dieses Buches „In 26 Schritten zur Selbstliebe“ lauten. Darin sind teilweise auch die Texte meines früheren Monatsblatts zu diesem Thema eingeflossen.

Es geht dabei um unsere Abhängigkeit von der Liebe, Anerkennung und Wertschätzung an­derer Menschen, um Verlust­angst, Geborgenheit, Selbstbestimmung, aber auch um Per­fek­tio­nismus, Überheblichkeit, mangelnde Spontaneität, Schüch­ternheit und wei­te­re beeinträchtigende Wesenszüge.
Ein zentrales Thema sind unsere zahlreichen Ängste, die uns daran hindern, authentisch, eigen­ständig und frei zu leben. Wie in meinen ande­ren Büchern ist es mir auch diesmal ein wichtiges Anliegen, euch Mut zu machen – Mut, euch zu wandeln, euch selbst zu vertrauen und vor allem auf die Innere Stimme zu hören.

Den Weg und die Methode, die ich hier beschreibe, habe ich seiner­zeit selbst praktiziert, denn bis zum Alter von 40 Jahren fehlten mir das Selbst­­wertgefühl und die Selbstliebe fast vollständig; ich musste diese für ein zu­frie­denes Dasein unerläss­lichen Eigenschaften in einem langen Pro­zess der Selbstveränderung erlernen und aufbauen. Dementsprechend sind meine Erörterungen und Musterbeispiele, meine Erkenntnisse und Einsichten aus dem Leben gegriffen, meine Vor­schläge und Tipps für alle prakti­kabel. Der Alltag ist die Schule der Selbstliebe.

Ich liebe mich selbst 2
Ich liebe mich selbst 2
Ein Kurs in Selbstliebe, Band 2: Übungsbuch
von Karin Jundt
nada Verlag
ISBN 978-3-907091-06-7
Paperback, 156 Seiten
EUR 17.00 / ca. CHF 23.00

–> Leseprobe herunterladenArtikel teilen auf:

Facebooktwitter