Die Magie der Worte (2)

Im letzten Beitrag ging es um die Worte unserer Bezugspersonen, die uns als Kind geformt haben, und ich habe euch ermuntert, diese tief in uns eingeritzten Prägungen, die unerwünschten, zu „überarbeiten“ und so nach und nach zu löschen.

Heute möchte ich eure Aufmerksamkeit auf den umgekehrten Aspekt lenken: Auch wir prägen durch unsere Worte die Mitmenschen, und zwar nicht nur die Kinder.
Wenn wir unserem Partner immer wieder Vorwürfe machen (oft wegen Kleinigkeiten), vermitteln wir ihm nicht bald einmal das Gefühl, alles falsch zu machen und wertlos zu sein?
Welch gewaltige Macht hat ferner unser Wort, wenn wir über den neuen Chef, noch bevor er seine Stelle angetreten hat, alle möglichen negativen Aussagen verbreiten?
Oder wie klein muss sich eine Verkäuferin vorkommen, wenn Kunden immer wieder herablassend, unfreundlich, barsch mit ihr umgehen?

Was du nicht willst, das man dir tu’… Diese banale Weisheit dürfen wir uns auch in Bezug auf die Worte zu Herzen nehmen: Was du nicht willst, das man dir sagt, das sage auch keinem andern.
Seien wir achtsam: Was wir sagen, wie wir es sagen. Es braucht so wenig, um den Menschen respektvoll und mit etwas Sympathie zu begegnen!

Und für alle, die sich jetzt fragen, was das mit Selbstliebe zu tun habe: Die Art und Weise, wie wir mit Mitmenschen umgehen, entspricht exakt der Art und Weise, wie wir mit uns selbst umgehen.
Nur wenn wir lieb zu uns sind, können wir auch wirklich lieb zu anderen sein. (Zu allen anderen, meine ich; dass wir zu denen lieb sind, an denen wir hängen – und oft auch abhängen! –, besagt nämlich nicht viel.) Wenn wir also mit anderen nicht gut umgehen, ist das ein Zeichen dafür, dass wir auch mit uns selbst nicht gut umgehen.
Ich habe es auf dieser Website wahrscheinlich schon gesagt: Wer sich selbst liebt und sich seines Selbstwertes bewusst ist, hat es nicht nötig, die anderen herunterzumachen oder sich arrogant zu verhalten!
Und vielleicht darf man auch behaupten: Wenn wir lernen, mit allen Mitmenschen respektvoll und gutherzig umzugehen, lernen wir gleichzeitig auch, mit uns selbst in gleicher Weise umzugehen.

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2 Gedanken zu “Die Magie der Worte (2)

  1. Mit „Was Du nicht willst, was man Dir tu…“ bin ich einverstanden. Was raten Sie aber wenn’s zum aus der Haut fahren wird und eine geballte Wut aufkommt? Ist es nicht besser und ehrlicher und gesünder – auch im Namen der Selbstliebe – mal Dampf abzulassen und dann wissen alle was Sache ist? Oder wie Linard Bardil singt „Wörter wo me nid dörf säge, numme zu der Chällerstäge..“ na eben der Kellertreppe seine Wut kund zu tun?….um danach ein wenig abgekühlter an den Verursacher heranzutreten. Sympathie in Ehren aber manche Menschen sind mir einfach nicht sympathisch, geht Ihnen das nicht gelegentlich genau so, und selbst wenn ich mich sehr bemühe korrekt und fair zu sein, „spüren“ die das.

  2. Im Namen der Selbstliebe befürworte ich selbstverständlich, dass wir unseren Mitmenschen sagen, wenn wir uns durch sie verletzt oder aufgebracht fühlen – auch dem Mitmenschen zuliebe, der sich ja nur ändern kann, wenn jemand ihm sagt, was er „falsch“ macht. Doch muss es mit Wut sein? Klare, unmissverständliche Bestimmtheit ja, auch eine etwas „energische“ Ausdrucksweise ok, aber Wut nein.
    Wenn wir wütend werden, liegt der Grund in uns selbst, in unserem eigenen Ego. Und ich persönlich halte Wut für eine der wenigen Gemütsbewegungen, die wir nicht ausleben sollten, sondern in uns hineinhorchen und herausfinden, warum wir wütend werden, was in uns sich dermassen getroffen fühlt.

    Mit „Sympathie“ hatte ich die tiefere Bedeutung im Auge, nämlich ein „Mit-Empfinden“ im Sinne eines grundlegenden Wohlwollens. Wir brauchen ja nicht allen gleich um den Hals zu fallen, es ist durchaus normal, dass wir uns zu den einen Menschen mehr hingezogen fühlen als zu anderen; und wie du sagst, Verena, ist es meistens gegenseitig.

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