Warum Beziehungen zerbrechen

Tausendundein Grund, warum wir uns in jemanden verlieben, tausendundein Grund, warum Liebesbeziehungen auseinanderbrechen. „Er hat mich betrogen“ – „Ich habe andere Ziele für mein Leben entdeckt“ – „Sie hat sich verändert“ – „Ich habe mich in eine andere verliebt“ – „Er versteht mich nicht“ – „Sie ist krankhaft eifersüchtig“ … Oft ist es nicht ein Grund, sondern viele undefinierbare oder das, was man „Zerrüttung“ nennt.
Aber was steckt wirklich dahinter? Nicht selten die banale Weisheit: Wer sich selbst nicht liebt, kann auch keinen anderen Menschen lieben. Und wenn ich den Partner nicht wirklich liebe, bedingungslos, dann kann aus dem Alltäglichsten der Grund für die Trennung entstehen.
Mangelnde Selbstliebe geht einher mit Abhängigkeit und Verlustangst – beide für eine wahre, dauerhafte Beziehung alles andere als förderlich. Eifersucht, Machtkämpfe, Manipulationsversuche, klettenhaftes Anhängen sind Folgen davon, auf der einen Seite. Auf der anderen werde ich immer wieder faule Kompromisse eingehen, mich fügen, ja unterwerfen, um den Geliebten nicht zu verlieren, aber irgendwann rebelliert etwas in mir, lässt nicht länger zu, dass ich nicht mein Leben, sondern das meines Partners lebe, mich selbst verleugne – und dann kommt es zum Eclat. Ich halte es nicht mehr aus und verlasse ihn; oder ich explodiere bei jeder belanglosen Kleinigkeit und nerve ihn so sehr, bis er mich verlässt; oder ich versuche, mich in irgendeiner subtilen Art an ihm zu „rächen“, für das was er mir vermeintlich antut (was ich hingegen mir selbst antue!); oder ich falle in eine Depression, weil ich zwar todunglücklich bin, aber den Mut zu einem Schritt nicht finde…
Liebe ich mich hingegen selbst und fühle mich in mir geborgen, so brauche ich keinen Partner, ich genüge mir selbst. Nur aus dieser Position „der Stärke“ kann ich wirklich lieben, geben ohne etwas zu vermissen – aber auch furchtlos meinen eigenen Weg gehen, eigenständig sein.
Den Partner sollten wir nicht brauchen, wir sollten bereit sein, ohne jemanden an unserer Seite zu leben. Ihn nicht brauchen, aber dankbar dafür sein, dass es ihn gibt, ihn einfach lieben. Liebe deinen Partner wir dich selbst!

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11 Gedanken zu “Warum Beziehungen zerbrechen

  1. Liebe Karin
    Ja, Dein Beitrag trifft wie so oft ins Schwarze. Auch wenn wir einiges davon wissen, gehört, gelesen etc. haben, so ist Deine schnörkellose Formulierung heilsam!
    Manchmal fehlt einfach die Kraft, um sich diese Wahrheit einzugestehen.
    Vielen Dank, alles Gute Erika

  2. Liebe Erika

    Ja, so geht es doch uns allen: Wir kennen die Wahrheit jeweils schon, aber sie dann in die Tat umzusetzen…
    Manchmal haben wir die Weisheiten, die wir irgendwann einmal gehört oder gelesen haben, aber auch einfach wieder vergessen und es ist gut, wenn wir wieder daran erinnert werden.

    Herzlichst,
    Karin

  3. ….und dann gibt es noch sowas wie Schicksalsschläge, die zu einer Trennung führen können, nicht einmal so selten. Aber auch da gelten Deine Regeln, wer zuvor ein selbständiges Leben geführt hat wird nach einer Zeit von Trauer und Ablösung seinen Weg finden. Denn wie Du auch sagst, echte Liebe dauert an, sie ist immer da.

  4. Liebe Verena

    Denkst du dabei an die Trennung durch den Tod? Ja, das wäre ein eigenes Thema… Ich selbst habe es zwei Mal erlebt…
    Im obigen Text habe ich es bewusst ausgeklammert, vielleicht schreibe ich bei anderer Gelegenheit etwas darüber.

    Herzlichst,
    Karin

  5. Nein, ich denke nicht nur an den Tod was ich nun aber nicht wertend meine. Ich denke an Schicksalsschläge im Sinne von unfassbaren Ereignissen auf die wir keinen Einfluss nehmen können; das beinhaltet z.B. gewisse Dynamik in Familien und andernorts. Im übrigen teile Deine Ansichten ein gutes Stück weit, glaube aber, dass das eigene Verhalten nicht immer und in jedem Fall „unsere“ Nächsten „erreicht“. Und da denke ich (ganz persönlich!) ist es wichtig eben u.A. auch loslassen zu können ohne anhaltende Bitterkeit. Da meine ich was jeder selbst als Liebe verspürt ist einfach da, das überdauert alles.

  6. Liebe Andrea

    Bedingungslose Liebe verstehe ich im wahren Sinne des Wortes: bedingungs-los, ohne Bedingungen zu stellen. Ich liebe, weil ich liebe, nicht um wiedergeliebt zu werden. Bedingungslose Liebe schliesst jede Art von Erwartungen und Forderungen aus.
    So viel, was ich in wenigen Worten an dieser Stelle sagen kann.

    Herzlichst,
    Karin

  7. Liebe Karin,

    danke fuer deine Webseite und die Muehe, die du dir machst, um auf die Reaktionen deiner Webseiten-Besucher/innen einzugehen.

    Du beschreibst auf sehr einfuehlsame und praegnante Art das Wesen der Selbstliebe und der Liebe zu einem anderen Menschen.
    Auch ich habe viele Menschen in meinem Leben verloren durch Tod oder Trennung. Auch ich habe mich lange Jahre definiert ueber die Liebe zu Anderen und mich dabei selbst ausser Acht gelassen.
    Wie gerne lenkt man ab von der eigenen Unzulaenglichkeit und sucht die Schuld bei den Anderen. Und…geht ueber zu neuen Kontakten und Fehlern – sich selbst immer noch ignorierend.
    Ich musste 42 Jahre alt werden, um festzustellen, dass mein Selbst – bildlich gesprochen – verwahrlost neben mir lag.
    Nach 2 gescheiterten Ehen hatte ich einen Mann getroffen, mit dem ich zum ersten Mal in meinem Leben bedingungslose Liebe erfahren habe. Wir haben keine Erwartungen an den Anderen gestellt, wir haben uns mit allen Schwaechen voll akzeptiert und dem Anderen viel Freiraum gelassen. Wir haben fantastische Gespraeche miteinander fuehren koennen, sowohl ueber positive als auch negative Dinge – wir nannten es „mentalen Sex“. 😉 Es war ein Geschenk.
    Leider hat uns das Geschenk auch nicht vor einer Trennung verschont. Warum? Weil sowohl ich als auch er nicht sagen konnten, dass wir unser eigenes Selbst lieben. Und das macht es unmoeglich, dem Anderen vollwertige Liebe zu geben.
    Ich will damit sagen, dass auch bedingungslose Liebe nicht gelebt werden kann, wenn man sich selbst nicht liebt und sich selbst nicht vollstaendig annimmt.

    Ich habe letztendlich den Schritt unternommen, uns von den partnerschaftlichen „Zwaengen“zu entbinden. Ich merkte, dass wir einander loslassen muessen, um uns genug Raum fuer die Entwicklung der Liebe zur eigenen Person zu lassen. Ich merkte, dass wir unter enormen Druck standen und kein Platz fuer eine Beziehung war.
    Puh, das war ein heftiger Schritt und hat sehr weh getan.
    Ich glaube aber, dass es das groesste Geschenk in dem Moment war an uns selbst und an den Anderen.

    Ich bin froh und dankbar, dass wir einander begegnet sind und denke gerne an die schoenen Momente zurueck und die Bereicherung, die wir beide fuereinander waren – wenn auch nur fuer eine relativ kurze Zeit.

    Ich weiss auch, dass ich diesen Moment als meine Chance sehe, um mein verwahrlostes Selbst zu hegen und zu pflegen. Ich weiss, es wird noch ein steiniger Weg, aber ich habe konkrete Vorstellungen davon. Und ich freue mich drauf! 😉

    Gemaess deinen Worten:

    „Liebe ich mich hingegen selbst und fühle mich in mir geborgen, so brauche ich keinen Partner, ich genüge mir selbst. Nur aus dieser Position “der Stärke” kann ich wirklich lieben, geben ohne etwas zu vermissen – aber auch furchtlos meinen eigenen Weg gehen, eigenständig sein.“

    Herzlichst,
    Steffi

  8. Liebe Steffi,

    vielen Dank für deinen weisen und bereichernden Beitrag. Ich wünsche allen Lesern dieser Website, dass sie die Einsicht und den Mut haben, in einer ähnlichen Situationen den gleichen Weg wie du zu gehen.

    Wir müssen tatsächlich zuerst uns selbst finden, wenigstens ein bisschen, bevor wir die Zwillingsseele finden und mit ihr zusammen bleiben können.

    Es ist wunderschön, dass du konkrete Vorstellungen von deinem Weg hast und dich darauf freust. Ich wünsche dir von Herzen weiterhin so viel Mut und Kraft!

    Alles Liebe,
    Karin

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